Hamburg. Was der Mallorca-Trip dem Millerntor-Team nach dem 0:1 im Magdeburg neben besseren Trainingsbedingungen noch bringen soll.
Als Johannes Eggestein schon in der fünften Spielminute seine riesige Torchance vergeben hatte, konnte der Stürmer des FC St. Pauli nicht ahnen, dass diese Situation nach dem Abpfiff noch ein großes Thema werden würde. Doch diese Möglichkeit zur frühen Führung sollte bei der 0:1 (0:0)-Niederlage des FC St. Pauli beim 1. FC Magdeburg bis zum Schlusspfiff die beste seiner Mannschaft bleiben, um einen Treffer zu erzielen.
„Das ist etwas, was ich mir persönlich ankreide, dass ich den nicht gemacht habe. Mit einem 1:0 im Rücken wäre es auch besser gelaufen“, sagte der 25-Jährige später. Es sollte ganz anders kommen. Am Ende waren gleich zwei beeindruckende Serien der Amtszeit von Cheftrainer Fabian Hürzeler gerissen. In seinem 42. Pflichtspiel in dieser Funktion verlor er erstmals außerhalb der Hamburger Stadtgrenzen.
FC St. Pauli erstmals unter Hürzeler außerhalb Hamburgs besiegt
Davor hatten sich der 30-Jährige und sein Team in der Rückserie der vergangenen Saison im Millerntor-Stadion Eintracht Braunschweig (1:2) und im Volksparkstadion dem HSV (3:4) geschlagen geben müssen. Dazu kam vor knapp zwei Wochen das Pokalaus nach Elfmeterschießen gegen Fortuna Düsseldorf.
Zum Zweiten ist nun auch die Serie von Zweitligaspielen ohne Niederlage nach 25 Partien beendet. Die Marke von 26, die den alleinigen Ligarekord dargestellt hätte, verhinderten jetzt die Magdeburger mit einer couragierten Leistung. Wobei dies nur eine unvollständige Betrachtung ist. Vielmehr hatte sich die Mannschaft des FC St. Pauli den ersten Rückschlag in diesem Jahr im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg in erster Linie selbst zuzuschreiben. Insgesamt war es der schwächste Auftritt des Teams in dieser Saison. Wurde bei den neun Unentschieden, die es in dieser Spielzeit auch schon gab, meist zu Recht die mangelnde Verwertung der zahlreichen Torchancen beklagt, so hätte diesmal nach Eggestein einzig der eingewechselte Connor Metcalfe (63.) realistisch noch einen Treffer erzielen können.
Führungsspieler üben Selbstkritik
Positiv festzuhalten ist immerhin, dass neben Eggestein auch andere Führungsspieler sehr selbstkritisch mit der Niederlage umgingen. „Es war insgesamt kein gutes Spiel von uns. Wir sind schwierig reingekommen und haben nicht so unsere Struktur gehabt, wie wir es sonst immer hatten. Wir müssen wir uns ankreiden lassen, dass wir unser Spiel nicht durchgezogen haben“, sagte Mittelfeldspieler Marcel Hartel, der in Abwesenheit des kranken Jackson Irvine erneut die Kapitänsbinde trug.
Auch Innenverteidiger Hauke Wahl stellte fest: „Ich finde, dass wir heute nicht ganz so da waren, wie wir es in den letzten Wochen waren. Wir waren ein bisschen fahrlässig in der einen oder anderen Situation, zu unkonzentriert. Und wir haben de persönlichen Duelle nicht so gewonnen. Damit macht man einen Gegner stark, weil er das Gefühl bekommt, dass heute etwas geht.“
Spieler und Trainer verteidigen Spielweise
Ein Thema war natürlich, dass das entscheidende Gegentor durch einen Patzer von Torwart Nikola Vasilj verursacht wurde. Sein Pass auf Verteidiger Karol Mets war zu langsam, sodass Xavier Amaechi den Ball erobern und zum Torschützen Baris Atik weiterleiten konnte.
Nach dem Gegentor beim 2:1-Sieg bei Hertha BSC war es jetzt das zweite Mal in einem Pflichtspiel, dass das riskant wirkende Aufbauspiel mit Pässen aus dem eigenen Strafraum zu einem Treffer des Gegners geführt hat. Doch nicht nur Trainer Hürzeler, sondern auch die Spieler sind davon überzeugt, dass dieses taktische Mittel weit mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt. „Kein Vorwurf an irgendeinen Spieler. Das ist unsere Spielweise. Das kann mal passieren“, sagte etwa Hartel.
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„Eigentlich sollte es nie schiefgehen. Aber wir haben schon so viele Male von dieser Spielweise profitiert. Ich mache niemandem einen Vorwurf“, stellte auch Hürzeler klar, der sich mehr darüber geärgert hatte, dass bei der Anreise vom Hotel zum Stadion der Teambus über einen weiten Umweg geleitet wurde und „45 statt fünf Minuten“ unterwegs war. „Wenn man plötzlich über Land fährt, weiß man, dass etwas nicht stimmt“, sagte er.
Noch etwas länger wird an diesem Montag der Flug nach Mallorca dauern. in Spanien absolviert das Team bis Freitag ein Kurztrainingslager und entflieht damit dem ramponierten Trainingsrasen in Niendorf. Angesichts der ersten Saisonniederlage kann der Aufenthalt auf der Insel jetzt aber auch dazu dienen, sich neu zu sammeln und auf das letzte gute Drittel der Saison einzustimmen, um die noch immer sehr aussichtsreiche Tabellensituation zu festigen.
St. Paulis Hartel: „Das kann ein positiver Trip werden“
„Ich glaube, die Sonne tut uns gerade jetzt ein bisschen gut. Das kann ein positiver Trip werden, damit wir nach der Niederlage schnell wieder auf Kurs kommen“, sagte Hartel. Und Hauke Wahl meinte: „Wir werden auf dem Platz hart arbeiten, werden aber auch das eine oder andere Mal zusammensitzen und eine gute Zeit haben.“
1. FC Magdeburg: Reimann – Müller, Elfadli, Heber – Gnaka (90. Hoti), Bockhorn, Bell Bell (57. Krempicki), El Hankouri – Amaechi (86. Nollenberger), Schuler (46. Castaignos), Atik.
FC St. Pauli: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas (82. Albers), Kemlein (66. Boukhalfa), Hartel, Treu (82. Ritzka) – Afolayan, Eggestein (82. Maurides), Saad (62. Metcalfe).
Tor: 1:0 Atik (72.); Schiedsrichter: Max Burda (Berlin); Gelbe Karten: El Hankouri (3) – Kemlein (2), Saliakas (3); Zuschauer: 25.187; Statistik: Torschüsse: 9:11, Ecken: 2:4, Ballbesitz: 51:49 Prozent; Zweikämpfe: 71:85; Laufleistung: 114,45:122,5 Kilometer.