Hamburg. Während die Zweitligafußballer mit Futsalelementen erfolgreich sind, steht das Bundesligateam des Clubs vor dem Abstieg.

Die Futsaler des FC St. Pauli sind bereits dort angekommen, wo die Fußballer noch hin wollen: in der Bundesliga. Aber irgendwie auch nicht. Denn nach einer guten Premierenspielzeit in der Beletage als Siebter und Play-off-Viertelfinalist der Vorsaison sind die Braun-Weißen in dieser Serie abgeschlagener Tabellenletzter mit null Punkten aus zehn Spielen, verlieren teilweise zweistellig. Der HSV reüssiert währenddessen als Dritter.

Der Zeitpunkt des Absturzes des Kiezclubs ist umso kurioser, da die Zweitligafußballer zunehmend Futsalelemente in ihren Stil integrieren, in Elias Saad einen Ex-Futsaler als Leistungsträger haben. „St. Pauli spielt eine Art Futsal über den ganzen Platz. Die Ansätze, viel den Ball unter der Sohle zu haben und das Spiel tot zu stoppen, wenn der Gegner keinen Druck ausübt, sind neu“, sagte Paderborns Trainer Lukas Kwasniok kürzlich.

Futsaler des FC St. Pauli vor Abstieg aus der Bundesliga

Bei St. Paulis Futsalern stieg der Druck hingegen im Sommer. „Es gab unterschiedliche Ansichten über die Ausrichtung der Abteilung. Einige Spieler wären gern bezahlt worden“, sagt Julian Kulawik (36), Leiter Mitglieder und Amateursport beim FC St. Pauli. Trainer und Abteilungsleiter Patrick Ernst-Bunzemeier habe sich mehr Unterstützung vom Gesamtverein gewünscht, verließ schließlich drei Wochen vor Saisonbeginn den Verein – und mit ihm einige der besten Spieler.

Der Vorwurf mangelnder Unterstützung führt größtenteils jedoch ins Leere, da bei St. Pauli mit Ausnahme der Profifußballer alle 23 Abteilungen autonom verwaltet und nicht gesondert bezuschusst werden. Das Problem der Futsal-Abteilung: Sie verfügt nur über rund 30 Mitglieder, die pro Jahr gut 3000 Euro an Beiträgen generieren.

Kostet für Bundesliga zu hoch, Einnahmen zu gering

Eine Bundesligasaison verschlingt jedoch mindestens 20.000 bis 25.000 Euro, allein die Kosten für die Schiedsrichter liegen bei 7000 bis 10.000 Euro. „Wir haben daher viel Zeit investiert und intern geschaut, welche anderen Mittel noch generiert werden können, um einen Spielbetrieb in der Bundesliga zu ermöglichen“, sagt Kulawik.

Innerhalb von drei Wochen musste so unter Regie des neuen Abteilungschefs Sebastian Dudek (36) ein Team zusammengestellt werden. „Wir haben viele talentierte Spieler aus der Regionalliga geholt, aber sind eben momentan noch eher eine durchschnittliche Regionalliga-Mannschaft, die in der Bundesliga spielt“, sagt Dudek.

Topclubs zahlen stattliche Monatsgehälter

Bezahlt wird kein Spieler. Beim HSV bekommen im Vergleich dazu einige Futsaler dreistellige Monatsbeträge, an den Spitzenstandorten wie beim Tabellenführer TSV Weilimdorf aus Stuttgart lassen sich punktuell Gehälter von 1500 bis 2000 Euro verdienen.

Generell ist es jedoch ein Problem in der Futsal-Bundesliga, dass die wenigsten Clubs profitabel wirtschaften. Häufig bestehen die Mannschaften aus ehemals höherklassig kickenden Fußballern, die eine Möglichkeit suchen, noch auf gehobenem Niveau zu spielen.

St. Pauli will Futsal-Abteilung gesund aufbauen

Das hat seinen Preis, nicht nur monetär. Den Unterbau, zweite Mannschaften, Nachwuchsteams, passive Mitglieder, die Beiträge zahlen, gibt es mancherorts nicht. „Auch bei uns fehlt ein wenig die zweite Reihe hinter der Abteilungsleitung“, sagt Kulawik.

Immerhin plant der FC St. Pauli bereits für die Zeit nach dem zu erwartenden Abstieg in die Regionalliga. „Wir nehmen jetzt die Saison in der Bundesliga noch mit. Danach wollen wir die Abteilung gesund aufbauen. Wünschenswert wäre eine Mitgliederzahl von 200 bis 250, um die Sparte zu tragen. Darauf wollen wir hinarbeiten“, sagt Kulawik.

Trainer Dudek: "Jungs sind hoch motiviert"

Dudek möchte noch nicht so weit nach vorn schauen und die Saison abschenken: „Die Jungs sind hoch motiviert, sich mit den Besten zu messen und stolz darauf, in ihrer Vita stehen zu haben, Bundesliga für den FC St. Pauli zu spielen.“ Das haben sie den meisten Zweitligaspielern des Clubs dann tatsächlich voraus.

Die Begegnungen des FC St. Pauli der Spieltage 19 bis 26 in der Zweiten Liga sind terminiert worden: 27. Januar, 20.30 Uhr: Düsseldorf (A); 3. Februar, 13 Uhr: Fürth (H); 10. Februar, 13 Uhr: Magdeburg (A); 18. Februar, 13.30 Uhr: Braunschweig (H); 23. Februar, 18.30 Uhr: Kiel (A); 1. März, 18.30 Uhr: Schalke (A); 10. März, 13.30 Uhr: Hertha BSC (H); 16. März, 13 Uhr: Nürnberg (A).