Osnabrück. Der FC St. Pauli bleibt auch nach dem 16. Spieltag der Zweiten Liga Tabellenführer. Doch souverän war nur eine Halbzeit.
Der FC St. Pauli hat die Tabellenführung in der Zweiten Liga zwar erfolgreich verteidigt, doch das 1:1 (1:0) beim VfL Osnabrück war in der zweiten Hälfte alles andere als ein überzeugender Auftritt. Vier Tage nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale mit dem 4:1-Sieg beim FC Homburg reichte die 1:0-Führung durch Jackson Irvine nicht zum Sieg.
"In der ersten Halbzeit hatten wir das Spiel voll unter Kontrolle, sind aber in der zweiten Hälfte von unserem Weg abgekommen. Da haben wir zu viele Bälle verloren. Osnabrück hat es geschafft, ein gewisses Chaos zu verursachen", sagte Irvine selbstkritisch nach dem Spiel. "Insgesamt haben wir mit nun acht Unentschieden in der Hinrunde zu viele Punkte liegengelassen."
St. Paulis Trainer Hürzeler kritisiert mangelnde Chancenverwertung
"Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben früh das 1:0 gemacht. Danach aber haben wir es verpasst, das Spiel mit einem zweiten Tor zu entscheiden. Dazu haben wir es wieder nicht geschafft, zu null zu spielen. Daran müssen wir arbeiten", kritisierte St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler.
Der Coach, der weiterhin außerhalb Hamburgs in Pflichtspielen ungeschlagen ist, hatte im Vergleich zum erfolgreichen Pokalauftritt in Homburg seine Startelf wie erwartet auf vier Positionen verändert. Nikola Vasilj kehrte an Stelle von Sascha Burchert ins Tor zurück, Manolis Saliakas verdrängte Lars Ritzka und auf den beiden offensiven Außenpositionen kamen Oladapo Afolayan und Elias Saad für Connor Metcalfe und Etienne Amenyido in die Anfangsformation.
FC St. Pauli: Irvine gelingt per Kopf die frühe 1:0-Führung
Von Beginn an strahlte das St.-Pauli-Team die Dominanz aus, die es auch in Homburg an den Tag gelegt hatte. Im zweiten Versuch führte auch die erste Offensivaktion zum Erfolg. Jackson Irvines Linksschuss aus rund acht Metern wurde noch leicht abgefälscht. Die daraus resultierende Ecke zirkelte St. Paulis Topscorer Marcel Hartel genau auf den Kopf des in den Strafraum stürmenden Irvine, der diesmal mit dem Kopf genau zielte und seine Freiheit nutzte, um das 1:0 zu erzielen.
In der Folge verdiente sich St. Pauli diese Führung durch einen spielbestimmenden Auftritt. Auch wenn sich Tabellenschlusslicht Osnabrück nach rund einer halben Stunde besser ins Spiel arbeitete, ließen die Kiezkicker bis zur Pause nicht eine echte Torchance für das Heimteam zu.
Drei Torchancen lässt St. Pauli ungenutzt
Auf der anderen Seite ließen Hartel (19.), Mittelstürmer Johannes Eggestein (25.) und auch Torschütze Irvine (32.) weitere gute Möglichkeiten für St. Pauli ungenutzt. Dabei wurde einmal mehr das einzige echte Manko des FC St. Pauli deutlich, der schon in den vergangenen Spielen zu großzügig mit seinen Torchancen umgegangen war.
Auf dem vom Dauerregen durchgeweichten Boden wurde es schon im ersten Abschnitt mit zunehmender Spielzeit immer schwieriger ein ordentliches Kombinationsspiel aufzuziehen. Auch bei schnellen Richtungswechseln rutschten die Spieler beider Team immer wieder einmal aus.
FC St. Pauli kommen in frischen Trikots aus der Pause
Zur zweiten Halbzeit kamen die St.-Pauli-Profis in frischen, blütenweißen Trikots auf das Spielfeld. Das war vor allem bei Elias Saad nötig gewesen, dessen Trikotrücken im ersten Abschnitt komplett verdreckt war, als er unsanft zu Boden gebracht worden war. Das frische Textil schien den Linksaußen zu beflügeln, jedenfalls war sein 16-Meter-Schuss (48.) überaus gefährlich.
Doch die Osnabrücker kamen ihrerseits mit einer ganz anderen Körpersprache aus der Pause und setzten St. Pauli viel stärker unter Druck als im ersten Abschnitt. Dazu trug auch maßgeblich die Einwechslung des pfeilschnellen Ex-St.-Paulianers Christian Conteh bei, der den verletzten Henry Rorig ersetzte (52.).
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In der 55. Minute musste denn auch St. Paulis Torwart beim Schuss des Ex-HSVers Robert Tesche den ersten Ball wirklich halten. In der Folge war die knappe Führung deutlich in Gefahr. Auch die Osnabrücker Fans spürten, dass hier noch etwas zu bewegen ist und meldeten sich entsprechend laut zu Wort.
Osnabrücks Torwart Kühn vereitelt zwei St.-Pauli-Chancen
Dazu kam, dass Osnabrücks Torwart Philipp Kühn, der erstmals in dieser Saison den Vorzug vor Lennart Grill bekommen hatte, stark gegen Afolayan und noch stärker gegen Hartel rettete und somit sein Team im Spiel hielt.
Am Ende wurde Osnabrück für seine Einstellung belohnt. Als im Strafraum Conteh am Ball vorbei schlug, verwirrte er damit auch die St.-Pauli-Abwehr. Der eingewechselte Haralambos Makridis nutzte dies zum 1:1-Ausgleich (82.), der definitiv verdient war.
"Leider haben wir es heute wieder verpasst, nach der Führung nachzulegen. Wir hatten gute Möglichkeiten für das zweite oder auch dritte Tor", sagte Mittelfeldspieler Marcel Hartel. "Im zweiten Abschnitt haben wir nicht mehr die fußballerischen Lösungen gefunden." Danach blickte er nach vorn auf das letzte Spiel des Jahres 2023. "Es wird uns für den Kopf guttun, mit einem positiven Gefühl in die freie Zeit zu gehen", sagte er im Hinblick auf das Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden am kommenden Sonntag.
Osnabrück: Kühn - Ajdini, Gyamfi, Wiemann, Kleinhansl - Gnaase, Tesche (68. Wulff) - Rorig (52. Conteh), Cuisance (90. Diakhite), Niemann (68. Makridis) - Engelhardt.
St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Saliakas (81. Ritzka), Irvine, Hartel, Treu - Afolayan (68. Metcalfe), Eggestein (68. Amenyido), Saad (76. Maurides).
Tore: 0:1 Irvine (6.), 1:1 Makridis (82.)
Gelbe Karten: Kleinhansl (4), Wulff (2)
Gelb-Rote Karte: Wiemann (Osnabrück) wegen wiederholten Foulspiels (90+3.)
Schiedsrichter: Patrick Schwengers (Travemünde)
Zuschauer: 15.741
Erweiterte Statistik (Quelle: Sportec Solutions):
Torschüsse: 9:19
Ecken: 9:10
Ballbesitz %: 46:54
Zweikämpfe: 98:81