Hamburg. Trainer Fabian Hürzeler spricht vor dem Derby gegen den HSV über sein Verhältnis zum Kollegen. Was ihn mit Torjäger Glatzel verbindet.
Der Andrang war groß, als St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler am Donnerstagmorgen noch vor dem Mannschaftstraining über das anstehende Stadtderby gegen den HSV am Freitagabend (18.30 Uhr / Sky) sprach. Sieben Kamerateams hatten ihre Gerätschaften aufgebaut, rund 25 Reporterinnen und Reporten sich im Medienraum des Millerntor-Stadions versammelt. Und Hürzeler lieferte, ausführlich und prägnant, gut 37 Minuten lang.
Natürlich ging es auch um die Vorkommnisse des bisher letzten Stadtderby im April, als der HSV 4:3 im Volkspark siegte und es zwischen Hürzeler und seinem HSV-Kollegen Tim Walter nach dem Spiel ein heftiges verbales und gestenreiches Scharmützel gegeben hatte. Am Ende waren sie nach der Pressekonferenz wortlos auseinander gegangen.
St. Paulis Trainer Hürzeler will jedem vom HSV die Hand geben
Wie wird es jetzt sein, wenn sich die beiden emotionalen Trainer der beiden Topteams der Zweiten Liga zum zweiten Mal als Chefcoach ihrer Teams und zum ersten Mal im Millerntor-Stadion begegnen? „Natürlich werde ich ihm respektvoll begegnen. Das mache ich mit jedem Trainer-Kollegen. Ich habe nicht nur Respekt vor ihm aufgrund seiner Persönlichkeit, sondern auch aufgrund seiner Arbeit. Er ist nun schon wirklich lange beim HSV. Er hat es immer geschafft, die Mannschaft kontinuierlich oben zu halten“, sagte Hürzeler. Dies ist allerdings auch eine hübsche Umschreibung, dass der Stadtrivale auch mit Walter schon zweimal den Aufstieg verpasst hat.
„Ich werde jedem Verantwortlichen vom HSV definitiv die Hand reichen, auch nach dem Spiel“, kündigte Hürzeler an. „Ich betone immer wieder, dass Emotionen zum Fußball dazugehören. Es ist mir ein Anliegen, dass wir die Emotionen auch respektvoll gestalten, unabhängig davon, wer als Sieger vom Platz geht.“ Eines aber stellte Fabian Hürzeler in Bezug auf seinen HSV-Kollegen Tim Walter dann doch klar: „Es ist natürlich keine Freundschaft. Daraus muss ich kein Geheimnis machen.“
Auch Walter formulierte es ähnlich: „Wenn man mit 30 Punkten an erster Stelle steht, hat man sehr viel richtig gemacht. Ich respektiere die Arbeit des Stadtrivalen und vor allem die Arbeit von Fabi. Ich finde, dass er einen guten Job macht. Hut ab“, sagte der HSV-Coach. Er finde, Hürzeler „das seinem Alter entsprechend gut macht“.
Hürzeler und Glatzel hatten in München „viel Spaß miteinander“
Anders ist Hürzelers Beziehung zu HSV-Stürmer Robert Glatzel. Gemeinsam hatten die beiden in der zweiten Mannschaft von 1860 München gespielt. „Robert und ich hatten früher ein sehr, sehr inniges Verhältnis. Wir haben wirklich sehr, sehr viel Zeit nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz verbracht. Wir haben über viele Themen geredet und waren absolut auf einer Wellenlänge und haben auch einen ähnlichen Humor“, erzählte Hürzeler ganz offen.
Und weiter: „Diese Zeit hat uns geprägt. Wir haben viel auf dem Fußballplatz miteinander gearbeitet, aber auch neben dem Platz viel Spaß miteinander gehabt. Das ist eine Zeit gewesen, die ich nicht missen will. Heute ist jeder in seinem Job gefangen und hat seine privaten Themen.“ Wenn man sich aber doch einmal über den Weg laufe, dann sei es „immer lustig“. „Da gibt es immer Anekdoten von früher. Und da gibt es einige“, verriet er.
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In sportlicher Hinsicht hat Hürzeler großen Respekt vor dem HSV-Torjäger. „Ich weiß, wie viel er investiert hat, wie viel Arbeit er in seinen Weg hineingesteckt hat. Das wissen die wenigsten. Deshalb kann man seinen Weg wirklich als beeindruckend bezeichnen“, sagte Hürzeler weiter.
St. Paulis Trainer: „Wir wollen die Stadtmeisterschaft zurück“
Einen Treffer am Freitagabend gönnt Hürzeler seinem Kumpel Glatzel dennoch sicher nicht. Schon gar keinen entscheidenden. Denn daran ließ der St.-Pauli-Trainer keinen Zweifel: „Wir wollen uns die Stadtmeisterschaft zurückholen.“ Offen blieb eigentlich nur, wen er nicht in seinen Kader für das Stadtderby berufen wird. Aber dafür gibt es ja auch noch zwei Trainingseinheiten.