Hamburg. Die Hamburger treffen am Sonnabend auf ihren Erzrivalen aus Rostock. Für ihren Cheftrainer wird es eine Premiere - mit Karol Mets?

Dass das erste Mal weh tut, glaubt Fabian Hürzeler nicht. Aber laut wird es - und mit "enormer Wucht" kommen. Die nämlich entfachen die Fans des FC Hansa Rostock naturgemäß noch mal etwas heftiger, wenn der FC St. Pauli im Ostseestadion gastiert. Am Sonnabend (13 Uhr/Sky) erstmals mit Hürzeler als Cheftrainer.

Gänzlich grün hinter den Ohren geht der 30-Jährige zumindest nicht in das Prestigeduell. Die Atmosphäre durfte er bereits zweimal als Co-Trainer erleben, und dabei jeweils verdient verlieren. St. Pauli war der einschüchternden Kulisse nicht gewachsen. Das sei nun anders.

St. Pauli gewarnt vor Atmosphäre in Rostock

"Meine Spieler wissen, was auf sie zukommt. Wir können diese Spielchen annehmen, aber wichtig ist, dass wir uns nicht zu sehr anpassen, sondern mutig unseren Fußball durchziehen und dabei die Emotionen in Maßen halten", sagt Hürzeler.

Moment: Emotionen, in Maßen, Hürzeler - da war doch was. Richtig, drei Gelbe Karten hat der Übungsleiter in dieser Saison bereits kassiert. Bei einer weiteren wäre er für eine Partie gesperrt, schlimmstenfalls schon im Derby gegen den HSV am 1. Dezember, sofern er sich die Verwarnung in Rostock abholt.

Hürzeler droht Sperre im Stadtderby

Wie seine Mannschaft, die seit den vergangenen beiden Spielen in Rostock "stabiler ist und mehr Selbstvertrauen auf den Platz bringt", hat sich aber auch Hürzeler entwickelt. "Ich weiß, dass ich mich in dieser Hinsicht verbessern muss, das braucht aber etwas Zeit", sagt der Bayer.

Zur Not könne er auf seine "Bodyguards auf der Bank", Co-Trainer Peter Nemeth und Torwarttrainer Marco Knoop zählen, die ihn zügeln. Außerdem: Ein wenig Stimmung darf es schon sein. "Als ich als Spieler des FC Bayern früher zu Hallenturnieren gefahren bin, wurden wir auch häufig vom Publikum gehasst. Daraus kann ein Team auch Energie ziehen."

Hansa ist nicht auf die Defensive zu reduzieren

Diese werden die Hamburger auch benötigen, denn Rostock ist unter Chefcoach Alois Schwartz äußerst unangenehm zu bespielen. Die mannorientierte Verteidigung lässt wenig Zeit zur Ballannahme, das Aufdrehen im Zwischenraum und Eins-gegen-eins-Situationen.

Allerdings darf der Tabellen-13. nicht auf seine Defensive reduziert werden. "Sie spielen einen sehr effektiven, einfachen Fußball, der deutliche Muster und Abläufe mit dem Ball erkennen lässt. Das wird eine Herausforderung", warnt Hürzeler, der das Wort "Reifeprüfung" allerdings eine Kategorie zu hoch gegriffen findet.

Nationalspieler kehren zufrieden nach Hamburg zurück

Nicht minder herausfordernd kommt hinzu, dass der Zweitligaspitzenreiter sechs Akteure erst im Wochenverlauf zurück im Training begrüßte, die zuvor mit ihren Nationalmannschaften unterwegs gewesen waren. "Wir haben die Rückkehrer schnellstmöglich inhaltlich, aber auch emotional abgeholt mit dem, was wir mit dem restlichen Team besprochen haben", sagt Hürzeler.

Das Gute: Die Nationalspieler seien "alle freudestrahlend" wieder in Hamburg aufgeschlagen. Insbesondere Rechtsverteidiger Manolis Saliakas sei glücklich gewesen, nachdem er seit langer Zeit mal wieder fünf Minuten für Griechenland spielen durfte.

Lob von Reiner Calmund an FC St. Pauli

Das Bessere: Innenverteidiger Karol Mets, der erst zu Wochenbeginn vom estnischen Nationalteam zurückgekehrt war, ist nach seinem Schlag auf den Knöchel bereits wieder fit. "Er hat uns, so wie er im ersten Moment geschrien hat, einen ziemlichen Schock verpasst", sagt Hürzeler, der einen weiteren, wenngleich positiven, Schock verkraften musste.

Kein Geringer als Reiner Calmund, der am Donnerstag seinen 75. Geburtstag feiert, nämlich ließ sich nicht nur gratulieren (was Hürzeler brav tat), sondern verteilte auch Glückwünsche: an den FC St. Pauli. Eine solch starke und stabile Zweitligamannschaft habe er "noch nie gesehen", hatte der langjährige Bundesligamanager von Bayer Leverkusen im Interview gesagt.

Zweitligaprimus will "eklig" sein

"Solche Komplimente sind Balsam für die Seele", sagte Hürzeler, der Calmund persönlich nicht kennt, und ergänzte: "Aber ihr kennt mich. Ich trete gern auf die Euphoriebremse, wir können noch viel mehr rausholen."

Beginnend in Rostock. Bei Hürzelers wuchtigem, lauten ersten Mal im Ostseestadion. Weh tun soll es nicht. Wenn Hansa aber zu hart einsteigt, "dann kann es von unserer Seite auch ein bisschen eklig werden".