Hamburg. Innenverteidiger des FC St. Pauli kündigt für das Spiel in Rostock „eklige Zweikämpfe“ an. Von einer Sache war er zeitweise genervt.
Seine Hände vergrub er tief in die Taschen des Daunenmantels, den er sich nach dem Training angezogen hatte, um sich vor der nassen Novemberkälte zu schützen. Vier Tage vor dem brisanten Zweitligaspiel beim FC Hansa Rostock gab St. Paulis Abwehrrecke Hauke Wahl dann aber umso offener Einblick in seine Gedanken zur am Sonnabend (13 Uhr) anstehenden Aufgabe und zu seiner Zwischenbilanz, seit er im Sommer aus Kiel ans Millerntor gewechselt ist.
FC St. Pauli: Erst nach Rostock, dann kommt der HSV
„Für mich als Fußballer sind das die schönsten Spiele“, sagte Wahl im Hinblick auf das Match in Rostock und das nicht weniger brisante Stadtderby nur sechs Tage später gegen den HSV am Millerntor. „Ich empfinde Vorfreude. Man spielt ja Fußball, um eine gewisse Atmosphäre zu erleben. Das sind Spiele, in denen es knistert, und die du unbedingt gewinnen willst.“
Hansa Rostock wird für Wahl und sein Team der zehnte Gegner in Folge sein, der jeweils sein vorheriges Spiel gewonnen hat. Für die Mecklenburger war es der 2:1-Auswärtssieg beim 1. FC Magdeburg vor der Länderspielpause. Dazu kam zuletzt ein weiteres 2:1 im Test bei Werder Bremen. „Siege bringen immer Selbstvertrauen“, sagt Wahl dazu und erwartet einen entsprechend gefestigten Gegner.
St. Pauli ist in dieser Saison in der Liga noch ungeschlagen
Am Vertrauen in die eigene Stärke aber mangelt es dem FC St. Pauli als Zweitliga-Tabellenführer erst recht nicht. Auch nach 13 Ligaspielen in dieser Saison ist das Team noch ungeschlagen. Hat sich also inzwischen im Team ein Gefühl der Unverwundbarkeit breitgemacht? „Das hört sich ein bisschen arrogant an“, stellt Wahl klar und will es lieber „Selbstbewusstsein“ nennen.
Auch die Erwartung, dass die Rostocker, angestachelt vom eigenen Publikum im Ostseestadion, mit einer körperbetonten, rustikalen Spielweise versuchen werden, St. Pauli die erste Saisonniederlage beizubringen, ficht Wahl nicht an. Ganz im Gegenteil. Vielmehr räumt er mit der Einschätzung auf, sein Team habe sich allein mit spielerischen Mitteln die gute Position erworben. „Ich glaube nicht, dass wir durch Schönspielerei momentan so gut in der Tabelle dastehen, sondern weil wir auch eklig in den Zweikämpfen sind. Es muss erst einmal ein Gegner kommen, der ähnlich eklig ist wie wir“, sagt er.
St. Pauli hat erst neun Gegentore kassiert
Zudem lobt er, dass sich alle Spieler seines Teams an der Defensivarbeit beteiligen. Zuletzt gab es in der Liga auch wieder zwei Spiele in Folge ohne Gegentor. „Wir haben daran gearbeitet. Wir haben zwar nicht viele Gegentore bekommen, aber lange Zeit immer mindestens eins. Das ging uns ziemlich auf den Sack“, sagt er in einer unmissverständlichen Deutlichkeit. „Wir haben deshalb ein bisschen feinjustiert.“ Insgesamt neun Gegentore sind Liga-Bestwert.
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Seit rund fünf Monaten ist Hauke Wahl nun am Millerntor. Längst ist er eine feste Größe im Abwehrverbund des Teams von Trainer Fabian Hürzeler geworden. Viele Beobachter haben daher auch den Eindruck, dass er eigentlich schon viel länger dabei ist. „Ich bin unfassbar glücklich, dass ich diesen Schritt gegangen bin. Auch mir kommt es nicht so vor, dass ich erst seit ein paar Monaten hier bin“, sagte er jetzt. „Das ist ein Verdienst des Vereins und der Mannschaft, die mich extrem gut aufgenommen hat“, ergänzte Wahl, der zuvor Kapitän beim Ligakonkurrenten Holstein Kiel war.
Wahl wartet noch auf sein erstes Tor für St. Pauli
Zum großen Glück fehlt Wahl eigentlich nur noch ein eigener Treffer. „Anscheinend habe ich mir das für die Zeit vor Weihnachten aufgespart. Da wird es schon einen passenden Moment geben“, sagt Wahl. Fünf Spiele inklusive des Pokalmatches beim FC Homburg hat er dazu bis zur Winterpause noch Gelegenheit. Dann wird er ganz sicher die Hände in die Höhe recken, auch wenn es kalt ist.