Hamburg. Hamburger dominieren Hannover im Zweitliga-Spitzenspiel, scheitern aber vor dem Tor. Ausschreitungen unterbrechen den Spielfluss.

Praktisch war das Spitzenspiel der Zweiten Liga zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 in der 80. Minute beendet. Fassungslos schauten sich die Spieler beider Teams die Prügelei zwischen Anhängern der Niedersachsen und der Polizei auf der Nordtribüne an, Schiedsrichter Richard Hempel unterbrach für fünf Minuten. Spielfluss, Stimmung, Anfeuerungen – alles vorbei. 0:0, Ende, Aus.

„Das ist doch menschlich, wenn da plötzlich ein Fan zwei Meter neben unserem Torwart Nikola Vasilj auf dem Platz auftaucht, dass man dann immer wieder nach hinten schaut“, schilderte St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler die Gemütslage seiner Spieler, hinter deren Tor die Ausschreitungen und der massive Polizeieinsatz passierten: „Das gilt auch für unsere Innenverteidiger.“

FC St. Pauli: Ausschreitungen beenden den Spielfluss

Abwehrchef Eric Smith bestätigte das: „Solche Pause tötet den Rhythmus etwas. Man will nicht fünf Minuten da rumstehen, es wird auch kalt. Es ist kein Spaß, wenn so etwas passiert.“ Auch Mittelfeldspieler Marcel Hartel beklagte, dass für die sich anbahnende Schlussoffensive der Gastgeber „der Spielfluss unterbrochen war.“

So blieb es beim torlosen Remis, St. Pauli ist auch nach dem 13. Saisonspiel ungeschlagen, musste sich jedoch schon zum sechsten Mal mit einer Punkteteilung zufrieden geben, die Hürzeler „ein unbefriedigendes Gefühl“ verursachte. Ganz im Gegenteil zu seinem Kollegen Stefan Leitl: „Wir sind froh, dass wir hier einen Punkt mitnehmen konnten.“

Gegner sind froh, wenn sie mit 0:0 davonkommen

Man könnte auch sagen: Ermauert haben. Wie schon Fortuna Düsseldorf oder der 1. FC Magdeburg bei den vorherigen 0:0-Spielen zum Beginn der Saison lief in 96 ein Topteam der Liga am Millerntor auf, das gar nicht anders konnte, als geschickt und kampfstark zu verteidigen und zu hoffen, damit davon zu kommen.

13:2 Torschüsse standen am Ende für St. Pauli in der Statistik, wobei Hannover nicht einmal wirklich aufs Tor geschossen hatte, 66:34 Prozent Ballbesitz, über einhundert mehr gespielte Pässe. Aber: 58 Prozent gewonnene Zweikämpfe für die Gäste.

Erfolgsserie von Eggestein gerissen

„Hannover hat es defensiv gut gemacht, wir hätten es schneller ausspielen müssen“, sagte Hartel. Und Johannes Eggestein, dessen Erfolgsserie von sieben Toren in den letzten sechs Partien riss, meinte: „Es ist natürlich schwer, gegen einen Gegner zu spielen, der hinten sehr tief steht und nur versucht das 0:0 zu halten. Mit etwas Glück fällt hinten mal einer rein.“

Das fehlte aber, wie bei der knappen Abseitsstellung von Oladapo Afolayan vor dem vermeintlichen 1:0 durch Elias Saad in der 23. Minute.

Tief stehende Gegner bringen Probleme

Lösungen gegen tief und energisch verteidigende Gegner zu finden, wird nun die Aufgabe von Hürzeler und seinem Team sein. Räume bekommen sie nicht mehr geboten. Schon Mannschaften wie der Karlsruher SC und Schalke 04 im Pokal haben St. Pauli mit dieser Taktik durchaus Probleme bereitet, die Trainer anderer Clubs werden das durchaus wahrnehmen.

„Es ist ein Prozess, an dem die Mannschaft arbeiten muss, wann wir von statisch zu dynamisch umschalten“, sagte Hürzeler, „du musst so einen Abwehrblock in Bewegung bringen, das haben wir nicht immer geschafft.“

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Die anstehende Länderspielpause vor den emotionalen Nordduellen bei Hansa Rostock (25. November) und gegen den HSV (1. Dezember) sowie ein Testspiel am kommenden Freitag kommt Hürzeler durchaus gelegen: „Wir werden in den Trainingseinheiten jetzt sehr gut inhaltlich arbeiten und Dinge aufarbeiten. Wir werden versuchen, das Beste aus der Länderspielpause zu machen.“

Klar ist auch, dass die Basis stimmt. Die herausragende Defensive, die klare Spielstruktur sind herausragend in der Liga. „Ich bin ich mit der Leistung zufrieden, wir haben vieles richtig gemacht, wir waren sehr dominant“, sagte Hürzeler. Und Leitl konnte am Ende, wie so viele seiner Kollegen, nur anerkennend „weiterhin viel Erfolg“ wünschen und ergänzte: „Das sieht sehr gut aus.“