Hamburg. Das Team des FC St. Pauli ließ in der Verlängerung beim 2:1 gegen Schalke viel Kraft. Ein wichtiger Spieler bereitet besonders Sorgen.
Marcel Hartel konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, absolvierte aber dennoch klaglos den Interview-Marathon nach dem 2:1-Erfolg nach Verlängerung in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den FC Schalke 04, der ihm und seinem Team des FC St. Pauli den Einzug ins Achtelfinale bescherte. In den Händen hielt der Mittelfeldspieler die Trophäe, mit der er zum „Man of the match“ ausgezeichnet worden war.
„Ich freue mich über die Auszeichnung, die Trophäe bekommt zu Hause einen schönen Platz. Aber es wäre nicht schlimm gewesen, wenn sie jemand anderes bekommen hätte. Es zählt nur, in die nächste Runde eingezogen zu sein“, sagte der Mittelfeldspieler, der den Ausgleich zum 1:1 (57. Minute) per Handelfmeter selbst besorgt und mit seinem Freistoß in der 102. Spielminute die Vorlage für den Siegtorschützen Johannes Eggestein gegeben hatte. Somit gab es allen Grund, Hartel zum Spieler des Abends zu küren.
St. Paulis Marcel Hartel: Nach 18 Kilometern Spieler des Abends
Dazu legte er in den 120 Spielminuten plus der Nachspielzeiten beeindruckende 18 Kilometer laufend und sprintend zurück. Da waren die müden Beine mehr als verständlich, zumal er nur drei Tage zuvor mit 13,02 Kilometern im Zweitligaspiel gegen den Karlsruher SC (2:1) auch schon laufstärkster Spieler seines Teams gewesen war. Nein, verletzt sei er nicht, einfach nur platt, beteuerte er. „Ich wüsste aber nicht, wie ich zum Elfmeterschießen hätte anlaufen sollen.“
Angesichts seiner herausragenden Kondition steht zu erwarten, dass Hartel auch schon an diesem Freitag (18.30 Uhr), wenn der FC St. Pauli in der Zweiten Liga beim bisher so starken Aufsteiger SV Elversberg im Saarland anzutreten hat, wieder von Beginn an und, wenn es nötig ist, auch bis zum Schlusspfiff auf dem Platz herumwuseln wird. „Am Freitag heißt es, wieder Vollgas zu geben“, sagte er dazu schon mal.
Abwehrchef Smith droht in Elversberg auszufallen
Dieses Vorhaben ist hingegen bei seinem Kollegen Eric Smith, dem Hürzeler schon vor Saisonbeginn neben Hartel und Jackson Irvine praktisch eine Einsatzgarantie gegeben hatte, sofern sie gesund seien, sehr fraglich. Mitten in der ersten Hälfte der Verlängerung hatte Hürzeler Smith vom Feld genommen und durch Adam Dzwigala ersetzt. Schnell war klar, dass dies keine Auswechslung taktischer Natur sein konnte. Vielmehr musste der zentrale Innenverteidiger, der eine strategisch überaus wichtige Rolle im St.-Pauli-Spiel einnimmt, vom Feld, weil er erneut von Adduktoren-Problemen geplagt wurde.
Zuletzt hatte Smith schon das Auswärtsspiel beim SC Paderborn (2:2) kurzfristig wegen genau dieser Beschwerden verpasst, konnte drei Tage danach aber wieder trainieren und am vergangenen Sonnabend gegen den Karlsruher SC (2:1) spielen. Ob sich jetzt die Probleme wieder so schnell legen, ist eher zweifelhaft. Das Risiko einer schwereren Verletzung bei einem zu frühen Einsatz will Trainer Hürzeler nicht eingehen. Dafür ist die Saison und selbst die Hinrunde, in der noch sechs Ligaspiele und jetzt auch ein Pokal-Achtelfinalspiel (5./6. Dezember, Auslosung am Sonntag) warten, noch zu lang. Schon in der Vergangenheit waren die Adduktoren bei St. Paulis Abwehrchef ein neuralgischer Bereich, der ihn mehrmals zu Pausen gezwungen hatte.
St. Paulis Gegner Elversberg ohne Zusatzbelastung im Pokal
„Wir wissen, dass es bei ihm bei höherer Belastung passieren kann“, sagte Hürzeler. „Wir hätten uns heute auch eine kürzere Spielzeit vorstellen können, um den einen oder anderen zu schonen. Wir hätten das Spiel in 90 Minuten entscheiden müssen, weil wir zig Möglichkeiten dazu hatten“, sagte Hürzeler mit einigem Recht.
Der Fall Smith zeigt also, dass die Verlängerung, in die St. Pauli im Pokalduell gegen Schalke hatte gehen müssen, einen hohen Preis haben kann. Jedenfalls hat die SV Elversberg, die schon in der ersten Pokalrunde gegen den 1. FSV Mainz 05 (0:1) ausgeschieden war, in dieser Woche kein zusätzliches Spiel und auch keine Reise zu absolvieren.
Trainer Hürzeler wünscht sich einen frühen Führungstreffer
„Es wäre schon wichtig, dass wir in Elversberg nicht in Rückstand geraten, sondern gleich gut in die ersten Aktionen starten. Bei einem Rückstand kann es am Ende mit den Kräften schon schwierig werden, noch etwas zu bewegen“, ahnt denn auch Johannes Eggestein. Zuletzt hatte der FC St. Pauli dreimal in Folge jeweils in der ersten Hälfte das 0:1 hinnehmen müssen, was dank außerordentlichen Kraftanstrengungen und taktischer Umstellungen jeweils in ein 2:1 gedreht werden konnte. In Paderborn allerdings setzte es danach noch einen Gegentreffer.
Diese Beweise einer intakten Moral seines Teams braucht Trainer Fabian Hürzeler aber nicht jedes Mal. „Es ist vor allem in der Zweiten Liga entscheidend, in Führung zu gehen und das Momentum auf seiner Seite zu haben. Dann kommt unsere Spielweise noch mehr zum Tragen und effektiver, weil der Gegner dann reagieren muss“, sagte er.
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Dass die zusätzlichen 30 Minuten gegen Schalke womöglich entscheidende Körner mit Blick auf das kommende Spiel gekostet haben könnten, wollte Fabian Hürzeler aber nur ungern konkret thematisieren. „Wenn das Spiel anders ausgegangen wäre, hätte mich diese zusätzliche Belastung sicher mehr gewurmt. So haben wir ein positives Gefühl. Wir müssen da jetzt durch und sehen es als Herausforderung. Da geht es viel um den Kopf. Wir haben einen breiten Kader und brauchen jeden Spieler. Es wird jetzt darauf ankommen, die frischeste Elf aufzustellen“, sagte er.
St. Paulis Außenstürmer Afolayan vor der Rückkehr in die Startelf
Von den regelmäßigen Startelfspielern war am Dienstagabend neben Torwart Nikola Vasilj auch Außenstürmer Oladapo Afolayan komplett geschont worden. Der Engländer dürfte nun in Elversberg ein nahezu sicherer Kandidat für einen Startelfplatz sein. „Es wird ein großer Test für uns, physisch, aber auch mental“, ahnt Kapitän Jackson Irvine.