Hamburg. St. Paulis Siegtorschütze Johannes Eggestein strotzt vor Selbstvertrauen. Trainer Hürzeler betont aber noch eine andere Qualität.
Die Laune bei Johannes Eggestein hätte nicht besser sein können. Mit seinem Kopfball zur 2:1-Führung in der zwölften Minute der Verlängerung war der Stürmer letztlich der entscheidende Mann gewesen, der den FC St. Pauli mit dem Sieg gegen den FC Schalke 04 ins Achtelfinale des DFB-Pokals beförderte.
Damit traf der 25 Jahre alte Eggestein jetzt im fünften Spielspiel in Folge ins gegnerische Tor – eine höchst bemerkenswerte Serie für den Angreifer, der in den ersten Saisonspielen praktisch noch gar keine Roll gespielt hatte.
St. Paulis Trainer Hürzeler brachte Eggestein erst zur zweiten Halbzeit
Im Gegensatz zu den jüngsten Spielen in der Zweiten Liga war Johannes Eggestein im Pokalspiel gegen Schalke am Dienstagabend zunächst von Trainer Fabian Hürzeler nur auf die Bank beordert worden. Angesichts des straffen Spielplans folgte diese Maßnahme der Einsicht, dass es Eggestein guttun würde, wenn er nicht in drei Matches innerhalb einer knappen Woche von Beginn an und dann jeweils über eine lange Distanz spielen müsste.
Am Ende war dies ein genialer Schachzug des St.-Pauli-Coaches, der Eggestein zur zweiten Halbzeit einwechselte und im zentralen Angriff an Seite von Simon Zoller stellte, der sein Startelfdebüt für St. Pauli in einem Pflichtspiel gegeben hatte. So war Eggestein auch in der Verlängerung noch frisch, die nach den Treffern von Marcin Kaminski (16. Minute) und Marcel Hartel (57./Handelfmeter) notwendig geworden war, um eine Entscheidung herbeizuführen.
Eggestein verrät seine taktisch anspruchsvolle Aufgabe
Ein wenig haderte Eggestein dennoch damit, dass sein Team die Verlängerung gebraucht hatte, um das Spiel gegen die Schalker zu entscheiden. „Wir hätten es in der zweiten Halbzeit schon entscheiden können. Wir waren sehr dominant. Das Gegentor hätte nicht unbedingt sein müssen“, sagte er. Doch die Freude, das Achtelfinale erreicht und nun in dieser Saison weiterhin ungeschlagen zu sein, überwog deutlich.
Dabei hatte Trainer Hürzeler dem langjährigen Spieler von Werder Bremen taktisch eine durchaus anspruchsvolle Rolle zugeteilt. „Defensiv habe ich die rechte Außenbahn bearbeitet, offensiv bin ich ein Stück vor Simon Zoller gegangen, sodass wir praktisch Zehner und Stürmer gespielt haben. So hatten wir immer wieder eine Doppelbesetzung. Dadurch haben sich immer wieder Lücken ergeben, und wir hatten auf den Außenbahnen viel Platz“, sagte er.
So habe es taktisch ganz gut gut gepasst. Eggestein ist derzeit also nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch deshalb besonders wertvoll, weil er das nicht ganz einfache Spielsystem Hürzelers verinnerlicht hat und entsprechend auch ambitionierte Aufgaben in der Spielstrategie erfolgreich übernehmen kann.
Absprache mit Freistoßschütze Marcel Hartel vor dem Siegtor
„Wenn man so lange ungeschlagen ist und die Gegner versuchen, Lösungen dagegen zu finden, ist es normal, dass auch wir etwas anpassen müssen. Es zeichnet uns aber aus, dass auch wir diesen Widerstand brechen, taktisch umstellen und von der Bank neue Leute bringen können“, sagte Eggestein weiter. Vor Schalke hatten in der Liga auch der SC Paderborn und der Karlsruher SC mit einer abwartenden Haltung und einem verdichteten Mittelfeld versucht, St. Paulis Kombinationsspiel zu unterbinden.
Bei seinem entscheidenden Kopfballtor nach einem Freistoß des wieder einmal stark aufspielenden Marcel Hartel hatte Eggestein überraschend frei gestanden. Er selbst allerdings war davon weniger überrascht. „Wir hatten schon vorher gesehen, dass bei Standards der zweite Pfosten total frei war. Deshalb habe ich das mit Cello so abgesprochen und habe den anderen Jungs gesagt, sie sollen die Gegner wegblocken, damit ich mich hinten hereinschleichen kann“, verriet er später. Gesagt, getan – Eggestein kam frei zum Kopfball und zirkelte den Ball hoch ins lange Eck.
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„Erst habe ich noch überlegt, ob ich quer spielen soll, aber dann habe ich gesehen, dass ich den Ball ein bisschen über den Torwart rüber köpfen kann. Es hat funktioniert“, beschrieb Eggestein weiter den Moment des entscheidenden Tores. Allein diese Sätze zeigen, welches Selbstbewusstsein den Stürmer derzeit auszeichnet. „Jojo kennt unser System, er ist einfach gut drauf. Man merkt, was für ein Selbstvertrauen er gerade hat“, bestätigte auch Trainer Hürzeler diese Einschätzung. Dabei hatte der 25-Jährige erst am 17. September gegen Holstein Kiel (5:1) erstmals unter Hürzeler in der Startelf gestanden.
Schon an diesem Freitag steht um 18.30 Uhr beim starken Aufsteiger SV Elversberg das nächste Zweitligaspiel auf dem Programm. Bereits am Donnerstag reist das Team nach dem Abschlusstraining ins Saarland. Die beiden ärgsten Verfolger des Zweitligatabellenführers haben derweil am Wochenende ein Heimspiel, Fortuna Düsseldorf ebenfalls am Freitagabend gegen Wehen Wiesbaden, der HSV am Sonnabend (20.30 Uhr) gegen den 1. FC Magdeburg.
Auf den FC St. Pauli wartet am Freitag in Elversberg die nächste schwere Aufgabe
„Es kommt jetzt darauf an, schnell und gut zu regenerieren und sich auf das Spiel in Elversberg voll zu fokussieren“, sagte Eggestein mit Blick auf die nächste Herausforderung. Dabei solle der Fokus noch ein wenig stärker als zuletzt auf den Start des Spiels gelegt werden. „Es wäre schon wichtig, dass wir in Elversberg nicht in Rückstand geraten, sondern gleich gut in die ersten Aktionen starten. Bei einem Rückstand kann es am Ende mit den Kräften schon schwierig werden, noch etwas zu bewegen“, stellte er klar.