Hamburg. Tabellenführung, ungeschlagen, ein Heimsieg am Ende - doch während des Spiels gegen den KSC gab es Unmut der Anhänger. Ein Kommentar.
Da spielt der FC St. Pauli seit Jahresbeginn so erfolgreich wie nie zuvor, hat saisonübergreifend atemberaubende 64 Punkte aus 28 Spielen geholt – und was passiert am Sonnabend in der zweiten Halbzeit des Heimspiels gegen den Karlsruher SC? Es gibt Pfiffe von den Rängen gegen die eigene Mannschaft.
Kein lautes Konzert dieser Unmutstöne, aber neben einem Murren doch klar vernehmbar. Sind mit den Siegen die Ansprüche des über die Jahre oft leidgeprüften Publikums schon derart gestiegen, dass man jetzt immer eine Gala wie bei den 5:1-Triumphen gegen Kiel und Nürnberg erwartet?
Wahl und Mets nur auf den ersten Blick ideenlos
Nun, ganz so ist es nicht. Auslöser der Pfiffe waren Szenen, in denen die Innenverteidiger Wahl und Mets in der eigenen Hälfte eine gefühlte Ewigkeit mit dem Fuß auf dem Ball standen und völlig ideenlos wirkten, wen sie anspielen sollten. Später gab auch Wahl zu, dass sich das „doof anfühlt“. Doch was auf den ersten Blick wie Ratlosigkeit aussieht, folgt einer Strategie. Knapp und sicher etwas verkürzt erklärt soll der Gegner so aus der defensiven Ordnung gelockt werden, um ihn dann mit schnellen Kombinationen auszuspielen. Das hat nicht selten auch funktioniert.
St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler hat sich bereits manche taktische Variante ausgedacht und seinem Team erfolgreich implementiert. Dass dies nicht immer einfach ist, gab erst jüngst der erfahrene Stürmer-Zugang Simon Zoller zu, der von einem sehr „komplexen“ Spielsystem sprach, das er noch verinnerlichen müsse. Tatsächlich hat das Trainerteam inzwischen begonnen, einzelnen Fangruppen taktische Finessen zu erklären.
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Dies mag ungewöhnlich sein, hilft aber, um Missverständnisse auszuräumen, und ist wohl auch notwendig, um Pfiffe zu vermeiden, zu denen sich Fans vor allem aus Unkenntnis hingerissen fühlen.