Hamburg. Was St. Paulis Joker Philipp Treu empfand, als er gegen Karlsruhe zum 2:1 getroffen hatte und was er sich jetzt vorgenommen hat.
Plötzlich war er der gefragteste Spieler des Nachmittags. Eine Rolle, die Philipp Treu bisher überhaupt nicht gekannt hat, seit er im vergangenen Sommer von der U-23-Mannschaft des SC Freiburg zum FC St. Pauli gewechselt war. Doch mit seinem fulminanten Volleyschuss ins Tor des Karlsruher SC in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg änderte binnen einer Sekunde alles.
Treus „Strahl“ bringt St. Pauli den 2:1-Sieg
„Es war ein bisschen surreal für mich. Auf einmal war der Ball drin und alle laufen auf mich zu“, beschrieb er rund 20 Minuten nach seinem Siegtreffer seine Empfindungen. Tatsächlich schien es, als würden seine Teamkollegen ihn erdrücken wollen vor lauter Freude und Begeisterung über den siegbringenden Schuss ins rechte obere Toreck, der den im Fußballdeutsch so gern verwendeten Begriff „Strahl“ alle Ehre machte.
„Auf jeden Fall war es ein schönes Gefühl, fast ein wie Traum“, sagte Treu weiter. „Es freut mich natürlich, dass ich mein erstes Profitor geschossen habe. Aber es freut mich auch sehr für die Mannschaft.“ Seit der 22 Jahre alte Außenverteidiger im Sommer nach Hamburg kam, durfte er nur einmal in der Zweiten Liga, beim 5:1-Heimsieg gegen Holstein Kiel, von Beginn an spielen. Dazu kam sein 90-Minuten-Einsatz im DFB-Pokal beim 5:0 in Delmenhorst. Ansonsten wurde der gebürtige Heidelberger immerhin neunmal eingewechselt. Meist als Ablösung für den gesetzten Rechtsverteidiger Manolis Saliakas.
Philipp Treu berichtet, wie Halke Wahl ihn anfeuerte
Auch jetzt gegen Karlsruhe kam er erst in der 83. Minute ins Spiel für den Australier Connor Metcalfe und sollte in der Schlussphase beim Stand von 1:1 dessen Rolle als rechter Schienenspieler defensiv und offensiv ausfüllen. „Klar bin ich eigentlich Außenverteidiger, aber wir hatten so eine Druckphase. Das hat mich richtig mitgenommen“, erzählte er später und berichtete auch: „Dann pusht dich von hinten ein Hauke Wahl und sagt: ,Hau dich noch mal richtig rein, Philipp. Wir brauchen dich.‘ Das macht was mit einem.‘“
Dies alles macht deutlich, dass der von Trainer Fabian Hürzeler oft benutzte Satz, alles Spieler seien wichtig, derzeit zweifelsfrei seine Bedeutung hat. „Es ist egal, wer hereinkommt, alle bringen Leistung. Nur über die Breite des Kaders können wir so erfolgreich sein. Ich gebe immer Gas. Auf und neben dem Platz“, sagte Treu weiter.
Trainer Hürzeler lobt Treu: Hoch diszipliniert und enorm ehrgeizig
Diese Selbsteinschätzung bestätigt auch Hürzeler. „Wer Philipp kennt, der weiß, wie diszipliniert und enorm ehrgeizig er ist. Er will sich weiterentwickeln, ist immer voll da, ein absoluter Teamplayer. Deshalb freut es mich umso mehr, dass er sich dann so belohnt hat“, sagte der Coach. Und weiter: „Philipp hatte auch schon vorher gute Aktionen und war sehr gut im Spiel. Das ist das, was wir von den Einwechselspielern brauchen.“
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Am Ende richtete Philipp Treu, der in der vergangenen Saison sogar Kapitän beim Drittligateam des SC Freiburg gewesen war, den Blick schon nach vorn. „Wir hoffen, dass wir so weitermachen können und am Dienstag Schalke weghauen“, sagte er voller Euphorie. Der Bundesliga-Absteiger kommt dann zum zweiten Mal in dieser Saison ins Millerntor-Stadion. In der Liga hatte St. Pauli am 23. September die Königsblauen mit 3:1 besiegt, jetzt kommt das Team aus Gelsenkirchen mit einem neuen Trainer zum DFB-Pokalspiel nach Hamburg.
St. Paulis enger Terminplan mit Schalke und Elversberg
Angesichts des engen Spielplans, der am kommenden Freitag bereits das Zweitliga-Auswärtsspiel bei der SV Elversberg vorsieht, dürfte es für Philipp Treu weitere Gelegenheiten geben, sein Können auf dem Spielfeld zu zeigen. Weitere Torschüsse in der Qualität wie gegen Karlsruhe sind von Trainer, Teamkollegen und Fans durchaus erwünscht.