Paderborn. Erstmals musste der FC St. Pauli in dieser Saison mehr als ein Gegentor hinnehmen. So reichte es nur zu einem 2:2 in Paderborn.

Rückstand gedreht und doch nicht gewonnen. Der FC St. Pauli hat es beim 2:2 (0:1) in Paderborn verpasst, den fünften Sieg in Folge zu feiern. Dafür gab es das fünfte Unentschieden nach einer schwachen ersten Halbzeit. Johannes Eggestein und Jackson Irvine hatten die beiden St.-Pauli-Treffer erzielt. Immerhin blieb ihr Team nach dem zehnten Spieltag Tabellenführer der Zweiten Liga.

"Es war ein wildes Spiel", urteilte nach dem Abpfiff Irvine, während Torwart Nikola Vasilj meinte: "Paderborn war der bisher schwerste Gegner in dieser Saison." Trainer Fabian Hürzeler kritisierte: "Wir sind in der ersten Halbzeit nicht mit der passiven und kompakten Spielweise der Paderborner klargekommen. Sie haben auf unsere Fehler gewartet, die wir zu oft gemacht haben." Dann aber lobte er auch: "Für mich haben wir im zweiten Abschnitt eine unserer besten Halbzeiten gezeigt. Deshalb habe ich am Ende eher ein unzufriedenes Gefühl über dieses Ergebnis."

St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler hatte kurzfristig auf Eric Smith und damit einen seiner besten und wichtigsten Spieler verzichten müssen. Der Schwede habe Probleme mit den Adduktoren, teilte der Kiezclub mit. Es ist nicht das erste Mal, dass der 26 Jahre Innenverteidiger von derartigen Problemen geplagt wird. Zuletzt aber hatte er dies auch dank der medizinischen Abteilung und gelegentlicher Belastungssteuerung in den Griff bekommen.

St. Pauli musste kurzfristig Topspieler Smith ersetzen

Anstelle von Smith, der am Freitag noch mit nach Paderborn gereist war, übernahm Hauke Wahl die zentrale Position in der Dreier-Abwehrkette. Neu ins Team kam der Pole Adam Dzwigala, der wiederum Wahls Aufgabe rechts in der Abwehrkette einnahm.

Ansonsten vertraute Hürzeler nicht unerwartet den Spielern, die auch zwei Wochen zuvor beim 5:1-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg am Millerntor in der Startelf gestanden hatten. Auch Außenstürmer Elias Saad (23), der zuletzt beim 3:3 im Testspiel bei Werder Bremen zwei Treffer erzielt hatte, aber Anfang der Woche zwei Trainingstage wegen einer Erkältung verpasst hatte, war von Anfang an dabei.

Tor von der Mittellinie bringt St. Pauli in Rückstand

Das Spiel hatte kaum begonnen und auch nicht viel Spektakuläres geboten, als Padernborns Spielmacher Florent Muslija in der eigenen Hälfte durch einen Fehlpass von Saad an den Ball kam, ein Stück unbehelligt nach vorn lief und mangels einer geeigneten Anspielstation einfach mal von knapp vor der Mittellinie auf das St.-Pauli-Tor schoss. Muslija hatte gesehen, dass Torwart Nikola Vasilj riskant weit vor dem eigenen Kasten stand. Der Schuss aus 56 Metern war so scharf und gezielt, dass der Keeper überhaupt keine Chance hatte.

"Ich habe wohl ein bisschen zu hoch gestanden. Aber er trifft den Ball auch einfach perfekt", kommentierte Vasilj später den Gegentreffer. "Selbst wenn ich weiter hinten gestanden hätte, wäre der Ball ins Tor geflogen." Diese Sichtweise bestätigte auch sein Kollege Marcel Hartel: "Ich stand genau dahinter und habe die Flugbahn gesehen. Erst dachte ich, der Ball geht vorbei, aber am Ende senkte er sich und drehte noch nach rechts ins Tor."

Dieser spektakuläre Treffer war nicht nur eine Bewerbung zum Tor des Monats Oktober, er bedeutete auch den ersten Rückstand für St. Pauli in einem Pflichtspiel in dieser Saison. Mithin stellte sich die Frage, wie das Team vom Millerntor, das bisher in dieser Saison so dominant und überzeugend agiert und nicht zufällig die Tabellenführung in der Zweiten Liga übernommen hatte, mit dieser ungewohnten Situation umgehen würde.

St. Paulis Team wirkt nach Rückstand ratlos

Auf jeden Fall gab es keine schnelle, spielerische Antwort. Vielmehr machte sich eine gewisse Ratlosigkeit breit, zumal die von Trainer Lukas Kwasniok gut eingestellten Paderborner mit der Führung im Rücken ihr Hauptaugenmerk auf die Defensive legen und St. Paulis Kombinationsspiel immer wieder unterbinden konnten.

Dies wurde nicht zuletzt dadurch begünstigt, dass es den Zuspielen der Hamburger immer wieder an der nötigen Präzision und Schärfe fehlte, sodass die Paderborner immer wieder den Ball erobern konnten, bevor es für sie brenzlig werden konnte. Bezeichnend war, dass Kapitän Jackson Irvine erst in der 31. Minute für den ersten Torschuss St. Paulis verantwortlich zeichnete. Dieser war allerdings harmlos.

Afolayan und Saad kommen nicht zum Zuge

Gefährlicher war da schon der nächste Versuch von Paderborns Muslija, dessen Schrägschuss von links nur knapp das St.-Pauli-Tor verfehlte (41.). Auf der Gegenseite kamen vor allem St. Paulis zuletzt so starke Außenstürmer Oladapo Afolayan und Elias Saad kaum zum Zuge.

Dass vor allem Saad einen unglücklichen Tag erwischt hatte, sah auch Trainer Hürzeler und nahm ihn nach 45 Minuten vom Platz. Afolayan wechselte auf Saads linke Seite, rechts konnte sich nun Connor Metcalfe versuchen. Den Australier hatten die Paderborner offenbar noch gar nicht auf der Rechnung, als er vom engagierten Johannes Eggestein mustergültig bedient wurde. Aus kurzer Distanz aber brachte es Metcalfe fertig, den Ball noch über das leere Tor zu schießen. Etwas weniger Kraft und dafür nur ein bisschen mehr Präzision wären hilfreich gewesen.

Eggestein bringt St. Pauli zurück ins Spiel

So musste es also Eggestein selbst richten. Nach einer Ecke von rechts nutzte der Stürmer die Vorlage von Marcel Hartel per Kopf zum 1:1 (48.). Fortan war St. Pauli die dominierende Mannschaft, die die Paderborn jetzt immer wieder in den eigenen Strafraum zurückdrängte. Bei einem hochgefährlichen Konter aber rettete Torwart Vasilj ganz stark gegen Filip Bilbija (70.).

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Die Paderborner blieben auch nach dieser Glanztat Vasiljs mit Kontern gefährlich und hatten dabei vor allem St. Paulis Rechtsverteidiger Manolis Saliakas als Schwachpunkt ausgemacht und verwickelten ihn immer wieder in Laufduelle. Konsequent daher, dass Saliakas kurze Zeit später ausgewechselt wurde.

Irvine bringt St. Pauli in Führung

Turbulent war die Schlussphase. Nach Eggesteins Pfostenschuss traf Irvine per Abstauber zur 2:1-Führung (78.). Diese hielt aber nur vier Minuten, weil Filip Bilbija einen mustergültigen Konter über den eingewechselten Sirlord Conteh zum 2:2 (82.) abschloss. Das vemeintliche 3:2 für Paderborn durch Leipertz in der Nachspielzeit zählte nicht, weil Bilbija im Abseits stand. Auf der Gegenseite rettete Klefisch auf der Torlinie per Kopf.

"Paderborn war der stärkste Gegner, den wir in dieser Saison bisher hatten", urteilte Torwart Vasilj nach dem Spiel. Dieses Kompliment gab Paderbons Trainer Kwasniok im praktisch selben Wortlauf an den FC St. Pauli zurück. Keine Frage: Vor allem Fabian Hürzeler wären drei Punkte lieber gewesen als ein erneutes Lob des Gegners. Immerhin bleibt sein Team Tabellenführer der Zweiten Liga - jetzt wieder punktgleich mit dem HSV.

SC Paderborn: Huth - Schuster, Kinsombi, Müller (81. Musliu), Hoffmeier - Hansen (81. Nadj), Obermair, Muslija (86. Leipertz) - Klaas (81. Conteh), Bilbija, Grimaldi (68. Klefisch).
FC St. Pauli: Vasilj - Dźwigała, Wahl, Mets - Saliakas (76. Treu), Irvine, Hartel, Ritzka - Afolayan (88. Zoller), Eggestein (88. Amenyido), Saad (46. Metcalfe).
Tore: 1:0 Muslija (8.), 1:1 Eggestein (48.), 1:2 Irvine (78.), 2:2 Bilbija (82.).
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart).
Zuschauer: 15.000 (ausverkauft).
Gelbe Karte: - Dźwigała.
Statistik: Torschüsse: 6:17, Ecken: 3:6, Ballbesitz: 48:52 Prozent, Zweikämpfe: 95:85.