Hamburg. Trainer des FC St. Pauli hat mit seinen Leistungen auch andere Clubs aufmerksam gemacht. Am Donnerstag sprach er über seine Zukunft.

60 Punkte aus 26 Zweitligaspielen – das ist die herausragende Zwischenbilanz, die Fabian Hürzeler als Cheftrainer des FC St. Pauli bisher vorzuweisen hat. Eine Bilanz, die längst auch Clubs aus der Bundesliga auf ihn haben aufmerksam werden lassen. Dabei ist es nicht nur der Erfolg, sondern auch die defensiv wie offensiv überzeugende Spielweise, die Hürzeler dem Team vom Millerntor implementiert hat und mit der er sich eindrucksvoll profiliert hat.

FC St. Pauli: Hürzeler hat 60 Punkte aus 26 Spielen gesammelt

Längst gilt es im Präsidium des FC St. Pauli als Angelegenheit von höchster Priorität, Hürzeler über das Ende der laufenden Saison hinaus, wenn nach Abendblatt-Informationen sein Vertrag ausläuft, an den Verein zu binden. Die Verhandlungen seien keineswegs einfach, sondern durchaus komplex, ist zu hören.

Am Donnerstag nahm Fabian Hürzeler der seit dem 23. Dezember vergangenen Jahres offiziell Cheftrainer des FC St. Pauli ist, selbst Stellung zu seinen Ambitionen und seiner Haltung zu einem längeren Engagement beim Kiezclub. „Natürlich bin ich hungrig, gemeinsam mit dem FC St. Pauli in der Ersten Liga zu spielen. Ich bin in einer engen Kommunikation mit Andreas Bornemann und dem Präsidium darüber, was meine Gedankengänge sind. Ich kann ganz klar sagen, dass in meinen Gedankengängen nur der FC St. Pauli eine Rolle spielt“, sagte er.

Was ist das Bekenntnis bei einem lukrativen Angebot wert?

Dazu ergänzte Hürzeler: „Der Verein weiß ganz genau, was meine innere Überzeugung ist. Wenn ich eine innere Überzeugung habe, muss mich niemand anderes davon überzeugen. Dann will ich diesen Weg auch gehen. Wichtig ist, dass wir wissen, was wir wollen und was gemeinsam unsere nächsten Schritte sind. Jeder weiß hier, was er am anderen hat.“

Wie viel dieses klare Bekenntnis am Ende wirklich wert ist, wird sich vermutlich erst in den kommenden Monaten zeigen. Wie wird Hürzeler handeln, wenn ihm ein finanziell deutlich lukrativeres Angebot eines wirtschaftlich besser ausgestatteten Erstligavereins für die nächste Saison auf den Tisch flattert?

Und was wird sein, wenn aktuelle Säulen der Mannschaft sich im Laufe der Saison mit Abwanderungsgedanken beschäftigen, um in der kommenden Saison garantiert in der höchsten Klasse spielen zu können und nicht auf den derzeit gut möglichen, aber eben längst nicht sicheren Aufstieg mit dem FC St. Pauli angewiesen zu sein? Es liegt auf der Hand, dass bei solchen Nebengeräuschen die Konzentration auf das Wesentliche leiden kann.

Shootingstar Saad hat Interesse anderer Clubs geweckt

„Ich verlange von den Spielern dasselbe“, sagte Hürzeler am Donnerstag in Bezug auf ein Bekenntnis zum Verein. „Ich bin dazu mit ihnen im Austausch. Wir haben den gemeinsamen Weg angefangen. Jetzt geht es darum, diesen gemeinsamen Weg fortzuführen und eine gewisse Konstanz hineinzubringen. Ich glaube, dass jeder Spieler auch weiß, was er an diesem Verein hat. Es sollte immer ein Privileg sein, für den FC St. Pauli spielen und arbeiten zu dürfen“, sagte er weiter und betonte: „Ich werde nichts zulassen, was den Erfolg des Vereins gefährden könnte.“

Verhindern kann er allerdings nicht, dass mit jedem guten Match andere Clubs Interesse an einigen seiner Leistungsträger entwickeln. Vor allem Außenstürmer Elias Saad (23) ist dabei einer der Kandidaten, nachdem er sich in nicht einmal einem Jahr von einem Regionalliga-Akteur zu einem Topspieler der Zweiten Liga gemausert und bereits vier Scorerpunkte gesammelt hat.

Hürzeler betont das gute Umfeld für Saad bei St. Pauli

„Elias hat sich in dieser Zeit in allen Bereichen weiterentwickelt. Mir ist aber wichtig zu betonen, dass sich ein Spieler nicht nur aufgrund seiner eigenen Motivation entwickelt. Das Wichtige ist, dass er sich in einem stabilen Umfeld entwickelt. Das bietet ihm St. Pauli im Moment“, sagte Hürzeler. „Dieses Umfeld sind die Spieler. Sie unterstützen ihn, geben ihm die Freiheiten und sind für ihn da, wenn es einmal nicht so läuft.“

So sei es für ihn in den ersten Monaten nach dem Wechsel von Norderstedt sehr schwer gewesen. „Da haben ihn die anderen Spieler aufgefangen und ihn aber auch auf und neben dem Platz gefordert. Das war das Entscheidende für seine Entwicklung“, sagte der Coach weiter. „Elias ist im Moment einer, der glänzt. Aber er kann nur glänzen, wenn die Mannschaft funktioniert“, schloss Hürzeler sein Plädoyer dafür, dass Saad noch nicht den Lockrufen anderer Clubs erliegen möge.

Mehr zum FC St. Pauli

Kurzfristig steht für St. Pauli auf dem angestrebten Weg in die Bundesliga an diesem Sonnabend (13 Uhr) das Auswärtsspiel beim SC Paderborn auf dem Programm. Dafür sind praktisch alle infrage kommenden Spieler einsatzbereit, wie Hürzeler jetzt versicherte. Auch der genannte Elias Saad, der am Montag und Dienstag wegen einer Erkältung nicht trainiert hatte, wird zur Verfügung stehen. Er habe am eigentlich trainingsfreien Mittwoch schon wieder eine individuelle Einheit absolviert, berichtete der Trainer.

Auch die fünf Nationalspieler seien wohlbehalten von ihren Länderspielreisen zurückgekehrt. Namentlich sind dies die Australier Jackson Irvine und Connor Metcalfe nach ihrem 2:0-Sieg gegen Neuseeland im Londoner Stadtteil Brentford, Torwart Nikola Vasilj (Bosnien-Herzegowina), Danel Sinani (Luxemburg) und Manolis Saliakas (Griechenland).

St. Pauli in Paderborn voraussichtlich mit eingespielter Startelf

Somit deutet vieles daraufhin, dass Hürzeler in Paderborn jene Startelf ins Rennen schicken wird, die er zuletzt beim 5:1-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg vor knapp zwei Wochen aufgeboten hatte. Auch wenn sich beim Testspiel bei Werder Bremen (3:3) in der vergangenen Woche einige Kräfte aus der bisherigen zweiten Reihe mit ansprechenden Leistungen empfohlen hatten, wird Hürzeler zunächst auf sein eingespieltes Ensemble setzen, um auch seine persönliche Punktebilanz weiter auszubauen.