Hamburg. Sechs Profis des FC St. Pauli sind jetzt bei ihren Nationalteams. Kommen alle gesund zurück? Wer im Wembley-Stadion spielen darf.
Wenn an diesem Dienstagvormittag die Spieler des Zweitliga-Tabellenführers FC St. Pauli auf dem Platz an der Kollaustraße ihre erste Trainingseinheit der Woche absolvieren, werden auf jeden Fall sechs bekannte Gesichter fehlen. Die bisher so starke Saison des Millerntorteams bringt es fast zwangsläufig mit sich, dass die verschiedenen Nationaltrainer gern auf die Dienste von St.-Pauli-Profis setzen.
St. Pauli Kapitän Irvine vor Auftritt in Wembley
Aus Sicht des Kiezclubs ist dies Fluch und Segen zugleich. Zum einen ist die Motivation der Spieler, sich mit guten Leistungen im Verein für die Nationalmannschaft zu empfehlen, im Hinblick auf den eigenen Erfolg in der Liga nicht zu unterschätzen. Andererseits leidet zwangsläufig die Trainingsqualität, wenn Leistungsträger auf Reisen sind. Dazu kommt ein zweifellos erhöhtes Verletzungsrisiko.
Diese Gefahr erlebte St. Pauli zuletzt unmittelbar, als Kapitän Jackson Irvine vor einem Monat mit einem Außenbandriss im Sprunggelenk vom Länderspiel seiner australischen Nationalmannschaft zurückkam und ein wochenlanger Ausfall des 30 Jahre alten Mittelfeldspielers zu befürchten war.
St. Paulis Trainer Hürzeler sorgt sich um Irvines Belastung
Bekanntlich verlief der Heilungsprozess fast sensationell. Irvine verpasste lediglich die Heimspiele gegen Kiel (5:1) und Schalke (3:1), wurde beim 2:1 bei Hertha BSC schon wieder eingewechselt und stand am vergangenen Sonnabend gegen den 1. FC Nürnberg schon wieder in St. Paulis Startelf.
Jetzt aber ist Irvine wieder zu seinem Nationalteam abgereist, was auch Anlass für Befürchtungen ist. Für St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler aber kam es nicht in Betracht, seinen Kapitän zu einem Verzicht zu bewegen oder gar einen internationalen Einsatz zu verhindern.
Auch Connor Metcalfe darf ins Wembleystadion
„Ich werde nie einem Spieler verbieten, zum Nationalteam zu fahren. Es ist immer eine Ehre, für sein Land zu spielen“, sagte dazu jetzt Hürzeler. Und weiter: „Speziell bei Jackson Irvine wissen wir, dass es für ihn etwas Besonderes ist, gegen England im Wembley-Stadion zu spielen. Das sollte ich ihm nicht nehmen.“
Am kommenden Freitag (20.45 Uhr) findet das von Hürzeler erwähnte Match in Wembley statt. „Klar haben wir kommuniziert, dass wir hoffen, dass da auch auf die Belastung geachtet wird. Da sollte eine gegenseitige Wertschätzung herrschen“, sagte der Coach. „Wir haben ihn auch behutsam aufgebaut, nachdem wir ihn verletzt zurückbekommen haben. Unsere medizinische Abteilung hat da eine überragende Arbeit geleistet.“
Metcalfe für Tor des Monats nominiert
Gemeinsam mit Irvine reist sein Mittelfeldkollege Connor Metcalfe nach London, wo für die beiden am Dienstag kommender Woche (20.45 Uhr) im Brentford Community Stadium ein weiteres Testspiel gegen Neuseeland auf dem Plan steht.
Für den 23 Jahre alten Metcalfe war Irvines Ausfall bei St. Pauli die Chance gewesen, sich auf dessen Position zu profilieren. Das gelang ihm auch, wobei er Mitte September den Torreigen beim 5:1 gegen Kiel mit einem Schuss aus rund 30 Metern zum 1:0 einleitete. Dieser Treffer steht jetzt in der ARD-Sportschau in der Auswahl zum Tor des Monats. Seine Konkurrenten dabei sind Steven Skrzybski (Kiel), Richmond Tachie (Kaiserslautern), Jan-Niklas Beste (Heidenheim) und Florian Grillitsch (Hoffenheim). Am Sonnabend gegen Nürnberg traf Metcalfe erneut, diesmal als Einwechselspieler zum 5:1-Endstand.
Saliakas kehrt ins griechische Team zurück
Auf sein erstes Saisontor wartet noch St. Paulis Rechtsverteidiger Manolis Saliakas (27). Dafür konnte er sich jetzt über seine Rückkehr in Griechenlands Nationalmannschaft freuen. Erstmals seit er für St. Pauli spielt, also seit Sommer 2022, wurde er jetzt wieder für internationale Aufgaben eingeladen.
Dabei muss das griechische Team in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland am Freitag (20.45 Uhr) in Dublin gegen Irland seinen zweiten Tabellenplatz in der Gruppe B hinter Frankreich verteidigen. Am Montag darauf (20.45 Uhr) kommt es in Athen zum vorentscheidenden Spiel gegen die bisher punktgleichen Niederländer.
Saliakas mit 102 Ballkontakten gegen Nürnberg
„Ich bin sehr glücklich, dass ich jetzt wieder nominiert worden bin. Das ist der Höhepunkt meiner Karriere hier beim FC St. Pauli. Ich glaube aber auch, dass ich mir die Nominierung durch meinen Einsatz und unsere Resultate auch verdient habe“, sagte Saliakas vor seiner Abreise.
Ähnlich sieht es auch Trainer Hürzeler. „Manos ist jemand, der immer 100 Prozent motiviert ist. Dies macht ihn jetzt hoffentlich wieder zum griechischen Nationalspieler. Ich hoffe, dass er jetzt auch Spiele macht“, sagte er. Gegen Nürnberg hatte Saliakas wieder zu den auffälligsten Spielern seines Teams gehört und war auf starke 102 Ballkontakte gekommen.
Auf Reisen sind bis Mitte kommender Woche auch Torwart Nikola Vasilj (27), dem mit Bosnien-Herzegowina EM-Qualifikationsspiele in Liechtenstein am Freitag und gegen Portugal am Montag (je 20.45 Uhr) bevorstehen.
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Innenverteidiger Karol Mets (30) wird mit Estland am Freitag in der EM-Qualifikation gegen Aserbaidschan antreten, ehe am Dienstag (je 18 Uhr) ein Testspiel gegen Thailand folgt. Für Außenbahnspieler Danel Sinani (27) stehen mit Luxemburg EM-Qualifikationsspiele am Freitag auf Island und am Montag (je 20.45 Uhr) gegen die Slowakei auf dem Programm.
Auch St. Paulis Vasilj, Mets und Sinani im internationalen Einsatz
Am Donnerstag der kommenden Woche werden alle sechs Nationalspieler wieder im Trainingszentrum des FC St. Pauli in Niendorf zurückerwartet. Schon zwei Tage später soll auch mit ihnen im Auswärtsspiel beim SC Paderborn die Tabellenführung in der Zweiten Liga verteidigt werden.