Hamburg. Warum der Kiezclub, Bezirk und Stadt mit Widerstand bei ihren Ausbauplänen für das Nachwuchsleistungszentrum rechnen müssen.

Die gute Nachricht für den FC St. Pauli lautet: Keine seltene, unter Naturschutz stehende Pflanze scheint sich auf der Wiese im Überschwemmungsgebiet der Kollau angesiedelt zu haben. Unter diesem Aspekt spricht also nichts gegen den für 2024 geplanten, 30 Millionen Euro teuren Ausbau des Nachwuchsleistungszen­trums (NLZ). „Ein solches Naturschutz-Leuchtturmobjekt gibt es dort wohl nicht“, sagt Eike Schilling, Referent für Gewässerschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Das erleichtert Stadt, Bezirk und Verein die Planung. Dennoch: Einfach wird das alles trotzdem nicht. Am Dienstag standen große Teile der Naturwiese unter Wasser, drei Spaziergänger ließen ihre Hunde tollen, erste Amseln sangen den Frühling herbei. Wenn das Bezirksamt Eimsbüttel, wie vom Senat gewünscht, den Bebauungsplan für dieses Gebiet ändert, damit dort zwei Fußballplätze entstehen können, müssten Tiere, Spaziergänger und Hunde ausweichen. Und das Wasser.

FC St. Pauli: Folgen bei Überschwemmungen kaum absehbar

„Das kommt auf jeden Fall“, sagt Schilling, „wenn es abgeleitet wird, dann fließt es woandershin, es wird immer wieder zu Überschwemmungen kommen.“ Wenn die Fußballplätze höher gelegt würden, müsste man also „das Rückhaltevolumen an anderer Stelle schaffen“. Allerdings: Eine Aufstelzung würde den optischen Eindruck stören.

Nähme man dafür in Kauf, dass die Plätze ab und an überschwemmt werden, sind die Folgen kaum absehbar. Rückstände würden ins Grundwasser gelangen, Kunstrasenpartikel beispielsweise wären gar nicht gut – Mikroplastik, Sondermüll. Die für 2023 geplante Änderung des Bebauungsplans für das Überschwemmungsgebiet wird in jedem Fall auf Widerstände stoßen. Neben den Umweltgesichtspunkten spielt auch der geplante Ringtausch der Eimsbütteler Sportanlagen eine Rolle.

Hamburg Stealers bangen um ihre Bundesligalizenz

Vor allem die Baseballer der Hamburg Stealers befürchten den Verlust der Bundesligalizenz, weil nun ein dringend notwendiger Flutlichtbau fraglich ist. Bernd Hoffmann, sportpolitischer Sprecher der CDU Eimsbüttel, wundert sich darüber, dass die Parteien und Mitglieder des Ausschusses für Haushalt, Kultur und Sport in Eimsbüttel „bis heute nicht“ über die konkreten Planungen aufgeklärt wurden: „Wir haben keine Informationen über die Evaluierungen, ob das Überschwemmungsgebiet überhaupt geeignet ist.“

Lokale Umwelt- und Naturschutzgruppen aus Niendorf und rund um die Kollau beschäftigen sich bereits mit den Planungen und werden demnächst eine Stellungnahme abgeben. Und die wird gegen die Pläne ausfallen. Dass insbesondere in diesem Gebiet Widerstand erfolgreich sein kann, hat sich 2006 gezeigt, als ein dort geplanter Recyclinghof verhindert wurde.

FC St. Pauli nimmt keine Stellung zur Kritik des Nabu

„Aus Naturschutzsicht wäre ideal, dass sich die Wiese naturnah zu einer Aue entwickeln könnte. Der Übergang von Wasser zu Land ist von herausragender Bedeutung und in Hamburg kaum noch vorhanden“, sagt Schilling. Der Nabu und andere Naturschutzbünde würden vor einer Änderung des Bauplans gehört werden. „Dann müssen wir konkret schauen, ob dort zum Beispiel Fledermäuse oder Vögel betroffen sind, und müssen gegebenenfalls Lösungen finden.“ Der FC St. Pauli wollte sich am Dienstag nicht zur Kritik des Nabu äußern.