Hamburg. Der Angreifer fehlte gegen Schalke wegen eines eingeklemmten Nervs. Trotz aller Vorsicht könnte er gegen Hertha BSC sein Debüt geben

Es war der Rücken, ein eingeklemmter Nerv und nicht das vorherige muskulären Problem. Deshalb fehlte Simon Zoller am Sonnabend im Kader des FC St. Pauli beim Sieg gegen Schalke 04.

Dabei hatte er eigentlich nach einer guten Trainingswoche mit seinem Einsatz gerechnet, Berater Markus Peter war sogar extra aus Düsseldorf ans Millerntor gereist, um seinen Schützling bei dessen St.-Pauli-Premiere zu erleben. Vergeblich, Zoller konnte nicht.

FC St. Pauli: Zoller fehlte zuletzt wegen Rückenproblemen

„Simon ist ein Mensch, der sich allgemein viel Druck macht, er will sofort der Mannschaft helfen“, begründete Trainer Fabian Hürzeler das überraschende Fehlen des prominenten Neuzugangs für die Mittelstürmerposition, „dann verkrampft einfach auch die Muskulatur, wenn es im Kopf keine Freiheit gibt. Wir wollten einfach sicher gehen, dass nichts passiert.“

An diesem Dienstag soll der 32-Jährige wieder ins Training einsteigen, wenn die Vorbereitung auf das nächste Topspiel am kommenden Sonnabend (20.30 Uhr/Sky und Sport1) bei Hertha BSC beginnt. „Ein Simon Zoller mit 80 Prozent hilft uns nicht. Wir brauchen ihn mit 100 Prozent und da führen wir ihn langsam hin“, sagt Hürzeler, der mit seiner Nummer sechs täglich die Situation bespricht: „Er ist erfahren genug und weiß, wann er Vollgas geben kann.“

Simon Zoller gilt als reflektierter Mensch

Dass Zoller ein eher nachdenklicher und reflektierter Mensch ist, hat er selbst einmal bei „Sky“ eingeräumt: „Ich mache mir mit Sicherheit zu viele Gedanken, gerade bei Verletzungen“, erzählte er, „früher habe ich auch immer darüber nachgedacht, was die Leute von mir und meiner Leistung denken. Da bin ich mit der Zeit ein bisschen entspannter geworden.“

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion, verbunden mit dem Ehrgeiz zu spielen, und eine neue Herausforderung zu suchen, hat auch zu dem Entschluss geführt, den VfL Bochum kurzfristig zu verlassen, wo er nur noch wenig Aussicht auf viel Spielzeit hatte.

„Es war sicher auch eine Triebfeder für ihn, eine wichtige Rolle in einer Mannschaft einzunehmen“, sagt Zollers jahrelanger Berater Markus Peter, „Simon ist nach wie vor sehr ehrgeizig, das Sportliche hatte für ihn immer Priorität und nicht die Höhe des Gehaltsschecks am Monatsende“.

Zoller verzichtet auf „eine Stange Geld“

Zoller verzichtet für die Aussicht, regelmäßig zum Einsatz zu kommen und mit einem Team etwas zu erreichen, natürlich auf „eine Stange Geld“ gegenüber seinen Möglichkeiten bei einem Bundesligisten. Das ist beim FC St. Pauli so, das wäre auch bei Fortuna Düsseldorf so gewesen, mit denen der Vertrag im Grunde schon ausgehandelt war.

Erst durch das Zögern des Aufsichtsrats dort, den Vertrag zu unterschreiben, ergab sich für St. Pauli die Chance, Zoller zu verpflichten. Peter legt Wert auf die Feststellung, „dass ich mit Andreas Bornemann erstmals nach der zunächst fehlenden Zustimmung des Düsseldorfer Aufsichtsrats gesprochen habe.“ Bei einer ersten Anfrage aus Hamburg hatte er wegen der fortgeschrittenen Verhandlungen mit der Fortuna noch abgesagt.

Schon 2019 gab es Verhandlungen mit dem FC St. Pauli

„Es war ein sehr kurioser Wechsel, wie ich ihn so in all den Jahren im Geschäft noch nicht erlebt habe“, sagt Berater Peter, „inzwischen ist Simon sehr glücklich, dass es so gekommen ist.“ Denn die Idee, einmal für St. Pauli zu spielen, hatte Zoller schon, seit er vor elf Jahren beim VfL Osnabrück tätig war, „ein geiler Verein“, sei das.

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Zu Beginn des Jahres 2019 gab es sogar schon lose Gespräche, St. Pauli war damals mit Sportchef Uwe Stöver und Trainer Markus Kauczinski interessiert an Zoller – aber erst zur neuen Saison. Zu spät für den Angreifer, der deshalb damals bereits im Wintertransferfenster vom 1. FC Köln nach Bochum ging.

Nun hat es mit Anlauf doch noch geklappt. Sogar eine Wohnung hat Zoller in Hamburg schon gefunden. Nach einem einmaligen Hin und Her ist der Mann vom Bodensee im Norden angekommen. „Ich möchte meine Erfahrung auf dem Platz und in der Kabine reinbringen, um meinen Teil zum Erfolg beizutragen“, sagte er bei seiner Vorstellung.

In der Kabine tut er das schon, auf dem Platz dürfte es nicht mehr lange dauern. „Er arbeitet unfassbar hart an sich selbst. Er ist da für die anderen Jungs“, sagt Fabian Hürzeler: „Er strahlt eine positive Energie aus. Das ist etwas, was sich sehr positiv auf die ganze Mannschaft und den Verein auswirkt.“