Hamburg. Der Kapitän war der entscheidende Spieler beim 3:1-Sieg gegen Schalke 04. Warum er dennoch nicht ganz zufrieden war.
Nach den 12,7 Kilometern, die er auf dem Spielfeld abgespult hatte, folgte für Marcel Hartel der Interview-Marathon, der nach Zweitliga-Spielen am Sonnabendabend immer noch etwas länger ist. Schließlich übertragen gleich zwei Sender (Sky und Sport 1) diese Toppartien live und wollen ihren Kunden dann auch die Aussagen des entscheidenden Spielers anbieten.
Marcel Hartel an allen St.-Pauli-Toren gegen Schalke beteiligt
Dass dies bei St. Paulis 3:1-Sieg gegen den FC Schalke 04 nur ebenjener Marcel Hartel sein konnte, musste selbst Laien klar sein. Die ersten beiden Treffer für sein Team selbst erzielt, zum dritten die Vorlage gegeben – mehr geht kaum. Und doch wäre es viel zu kurz gesprungen, wenn man Hartels Wert für die Mannschaft nur auf diese drei Scorerpunkte und die wieder einmal beste Laufleistung aller Akteure auf dem Feld reduzieren würde.
„Ich messe Marcel Hartel nicht an seinen Toren und an seinen Assists, sondern daran, wie er für das Team arbeitet und wie er die Dinge macht, die er beeinflussen kann“, sagte St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler nach dem Spiel denn auch. „Das hat er heute sehr gut gemacht. Er hat gut gegen den Ball gearbeitet und ist sehr ballsicher gewesen. Ich bin sehr froh, dass er sich für diesen ganzen Aufwand jetzt auch belohnt“, sagte der Coach weiter.
Hartels erster Doppelpack in der Zweiten Liga
Schon beim 5:1 gegen Holstein Kiel sechs Tage zuvor hatte der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler mit einem sehenswerten Schlenzer erstmals seit dem ersten Spieltag wieder getroffen, jetzt ließ er mit einem verwandelten Handelfmeter und einem Schuss von der Strafraumgrenze mit seinem eigentlich schwächeren linken Fuß die Saisontore drei und vier folgen.
Danach schien es, als wolle er sich das Trikot ausziehen. Doch der Plan war ein anderer. Er schlüpfte nur aus den Ärmeln, um das Trikot einmal umzudrehen, sodass nun seine Rückennummer zehn und sein Name auf der Vorderseite zu sehen waren.
Warum Hartel sein Trikot umdrehte
So wird er bei der Teamvorstellung und nach seinen Treffern auf der Anzeigetafel abgebildet. „Ich dachte nach dem Tor zum 2:1, dass es ein schöner Zeitpunkt ist, dies einmal so zu zeigen“, sagte Hartel später. Nie zuvor hatte er in der Zweiten Liga einen Doppelpack erzielt.
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Durch den Ausfall von Jackson Irvine trägt Hartel seit zwei Spielen die Kapitänsbinde. „Er hat eine positive Art in sich, die einfach auf andere ausstrahlt“, sagte Hürzeler über Hartels Führungsqualitäten. Und der Coach betonte: „Er hatte es nicht so leicht, nachdem er in den Spielen vor Kiel einige Torchancen vergeben hatte. Es zeichnet ihn aber aus, nie aufzustecken und immer weiterzumachen.“
St. Paulis Doppeltorschütze Hartel sieht Verbesserungspotenzial
Dazu kommt ein gesundes Maß an Selbstkritik: „Nach dem Führungstreffer ist uns die Dominanz, die wir vorher hatten, etwas abhandengekommen. Da haben wir Verbesserungspotenzial. Es ist gut, dass es Dinge gibt, an denen wir noch arbeiten müssen.“
Die Zweifel am Sieg beendete Hartel schließlich mit seinem Zuspiel auf Carlo Boukhalfa, dessen Schuss, abgefälscht vom Schalker Thomas Kalas, zum 3:1 im S04-Tor einschlug.