Hamburg. Der FC St. Pauli kommt gegen Fortuna Düsseldorf nicht über ein Unentschieden hinaus. Ein Spieler sah auch noch Rot.

Es war ein sehenwertes Spiel, aber am Ende machte sich Enttäuschung breit. Der FC St. Pauli kam im ersten Zweitliga-Heimspiel der neuen Saison nur zu einem 0:0 gegen Fortuna Düsseldorf. Am Ende mussten die Kiezkicker nach dem Platzverweis für Karol Mets auch noch um den einen Punkt bangen.

„Wir hatten einiges an Chancen und ein Übergewicht im Ballbesitz. Wir haben Düsseldorf immer wieder vor Probleme gestellt, hätten aber im letzten Drittel ein bisschen zielstrebiger sein können", fasste St. Paulis Innenverteidiger Hauke Wahl treffend das Geschehen zusammen und stellte klar fest: "Aber auch die Torchancen, die wir hatten, hätten schon zum Sieg reichen können.“

St. Pauli gegen Düsseldorf mit neuer Startelf

St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler hatte seine Startelf gegenüber dem 2:1-Auftaktsieg beim 1. FC Kaiserslautern eine Woche zuvor notgedrungen verändern müssen, nachdem Innenverteidiger Jakov Medic den Kiezclub Richtung Ajax Amsterdam verlassen hatte. Für den Kroaten übernahm wie erwartet Neuzugang Hauke Wahl die rechte Position in der zentralen Dreier-Abwehrkette.

Dazu hatte Hürzeler noch eine weitere Änderung vorgenommen, indem er Mittelstürmer Andreas Albers zunächst auf die Ersatzbank setzte. Für ihn rückte der Oladapo Afolayan in die Anfangsformation, womit er zunächst auch seinem Düsseldorfer Trainer-Kollegen Daniel Thioune vor eine kleine Aufgabe stellte, weil es offen war, ob der Engländer positionsgetreu für Albers die zentrale Angriffsposition einnimmt oder wie gewohnt als rechter Außenstürmer agiert. Mit dem Anpfiff von Schiedsrichter Daniel Schlager aber war allen klar, dass sich Afolayan als Mittelstürmer versuchen durfte.

Schweigeminute für Unfallopfer vor dem Anstoß

Zuvor war es im Millerntor-Stadion aber ganz still geworden, als mit einer Schweigeminute dem in der Vorwoche tödlich verunglückten Bauarbeiter gedacht wurde, der vom Dach der Haupttribüne gestürzt war. Es handelte sich dabei, wie Stadionsprecherin Dagmar Hansen bekanntgab, um einen aus Syrien vor dem Krieg geflüchteten Familienvater, der in Hamburg eine neue Heimat gefunden hatte. Der Verein hatte die Angehörigen zum Spiel eingeladen.

Die meisten Fans hatten noch gut das 0:0 beider Teams Mitte Mai in Erinnerung, als sich St. Pauli schwergetan hatte, gegen eine extrem defensiv ausgerichtete und passiv agierende Düsseldorfer Mannschaft zu Torchancen zu kommen. Diesmal ging es von der ersten Sekunde an von beiden Teams ganz anders los, sodass sich schon in den ersten 30 Minuten auf beiden Seiten viele gute und einige hochkarätige Torchancen ergaben.

St. Paulis Torhüter Nikola Vasilj war beim 18-Meter-Schuss von Felix Klaus (7. Minute) ebenso gefordert, wie sein Gegenüber Florian Kastenmeier, der den Linksschuss von Jackson Irvine (8.) gerade noch mit einer Hand an den Pfosten lenken konnte. In der Folge scheiterten Irivine und auch Mittelfeldlenker Marcel Hartel mehrmals mit ihren Abschlüssen. Auf der Gegenseite zeichnete sich Keeper Vasilj mit einem Hechtkopfball außerhalb des Strafraums (26.) aus, womit er einen Düsseldorfer Konter unterband.

Afolayan fordert vergeblich einen Strafstoß

Zum zweiten Abschnitt ließ St. Paulis Trainer Hürzeler sein Team unverändert. Dabei war zuvor deutlich geworden, dass Afolayan bei aller Emsigkeit in der Sturmmitte sein Tempo bei weitem nicht so ausspielen konnte, wie er auf der Außenbahn dazu in der Lage ist. Connor Metcalfe dagegen besitzt diese Fähigkeit nicht so ausgeprägt.

Unzufrieden war Afolayan dann auch noch mit Schiedsrichter Daniel Schlager, der ihm in der 51. Minute einen Strafstoß verweigerte, als er nach einem Zweikampf mit Matthias Zimmermann im Strafraum zu Fall gekommen war. Auch Videoassistent Pascal Müller hatte keine Einwände gegen diese Interpretation.

Irvine scheitert erneut an Torwart Kastenmeier

Ein umstrittener Elfmeter wäre für das Führungstor St. Paulis auch gar nicht nötig gewesen, wenn Irvine seine größte Torchance genutzt hätte. Nach mehreren gewonnenen Zweikämpfen kam der Australier plötzlich mitten im Strafraum zum Abchluss. Doch Keeper Kastenmeier konnte reaktionsschnell auch diesen Flachschuss entschärfen (61.).

"Die Fortuna hatte heute einen Torwart, der richtig gut gehalten hat", zollte Trainer Hürzeler dem Düsseldorfer Schlussmann Respekt. "Wir haben gesehen, dass er einer der besten Torhüter der Liga ist", fand auch sein Kollege Thioune.

Als auch noch der abgefälschte Schuss von Eric Smith (69.) nicht das Ziel fand, weil er Ball nur in voller Länge die Torlinie entlang hoppelte, verstärkte sich das Gefühl, dass der FC St. Pauli an diesem Tage trotz bester Möglichkeiten ohne Torerfolg bleiben würde.

Verteidiger Mets sieht die Rote Karte

Das galt umso mehr, als Schiedsrichter Schlager in der Schlussphase auch noch St. Paulis Innenverteidiger Karol Mets wegen rohen Spiel mit glatt Rot vom Platz stellte. Er hatte das Knie von Jona Niemiec getroffen. Der Freistoß von Felix Klaus rauschte knapp am Tor vorbei. In der ersten Erregung über die vertretbare Entscheidung sah Hürzeler auch noch Gelb.

"Etwas oberflächlich betrachtet, war es ein sehr unterhaltsames Spiel. Für die Zuschauer im Stadion haben nur die Tore gefehlt", sagte später Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune und traf damit gut die allgemeine Einschätzung.

Sein St.-Pauli-Kollege Fabian Hürzeler betonte, dass sein Team trotz des verpassten Sieges im Vergleich zum erfolgreichen Spiel in Kaiserslautern "spielerisch eine klare Steigerung" gezeigt hat. "Wir müssen uns aber die schwache Chancenverwertung vorwerfen."