Hamburg. Was der FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf vor dem Aufeinandertreffen gemeinsam haben und was sie voneinander unterscheidet.

Ein Tor, nur ein lächerliches Tor trennte am Ende der vergangenen Saison Fortuna Düsseldorf und den FC St. Pauli in der Abschlusstabelle der Zweiten Liga. Beide Teams wiesen 58 Punkte auf, was letztlich acht Zähler weniger waren, als der HSV auf Rang drei gesammelt hatte. Als Vierter (Düsseldorf) und Fünfter hatten sie sich quasi in die Kronprinzenrolle gespielt, den möglichen Frust einer verlorenen Relegation vermieden, aber gleichzeitig auch durch eine sehr gute, respektive überragende Rückrunde (St. Pauli) Ambitionen angemeldet, in der neuen Saison noch weiter oben anzugreifen.

Dazu kommt, dass beide Teams zuletzt – neben den prominenten Bundesliga-Absteigern Schalke 04 und Hertha BSC sowie dem Dauer-Aufstiegsanwärter HSV – von den meisten Experten als Mitfavoriten in Sachen Aufstieg genannt wurden. Da passte es ins Bild, dass sowohl das Millerntor-Ensemble (2:1 in Kaiserslautern) als auch die Fortuna vom Rhein (1:0 gegen Hertha BSC) ihre durchaus anspruchsvollen Auftaktaufgaben in dieser neuen Zweitligasaison erfolgreich meisterten, bevor sie nun an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) im Millerntor-Stadion erneut auf Augenhöhe aufeinandertreffen.

St. Pauli und Düsseldorf verloren Topspieler der Zweiten Liga

Und noch eines haben diese beiden Teams gemeinsam. Sie verloren in diesem Sommer ihren erfolgreichsten Torschützen an einen Bundesligaclub. Der Pole David Kownacki (14 Treffer) ging vom Rhein an die Weser zu Werder Bremen, Lukas Daschner (9) vom Millerntor an die Castroper Straße in Bochum. Dazu gaben beide in Christoph Klarer (Darmstadt) und Leart Paqarada (Köln) je einen ihrer leistungsstärksten Defensivspieler ab.

St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler sind diese Parallelen natürlich nicht entgangen. Der These, dass Düsseldorf im Vergleich zur vergangenen Saison jetzt schwächer einzuschätzen sei, widersprach er am Donnerstag vehement. „Ähnlich wie bei uns ist auch bei den Düsseldorfern das Gerüst zusammen geblieben. Sie haben ihre Abgänge sehr gut kompensiert. Das hat man im ersten Spiel auch gleich gesehen. Sie wissen sehr genau, was sie tun müssen, um Spiele zu gewinnen“, sagte der 30 Jahre alte Coach. „Ich würde nicht sagen, dass sie schlechter geworden sind, zumal sie mit ihrem Trainer ja auch schon länger zusammenarbeiten.“

Hürzeler und Thioune betonen die Parallelen beider Teams

Knapp sieben Stunden später strich auch der von Hürzeler erwähnte Düsseldorfer Cheftrainer Daniel Thioune die sehr auffälligen Gemeinsamkeiten heraus. „Wir treffen auf eine Mannschaft, die im Verbund ähnlich ist wie wir. Sie ist in der Struktur gefestigt und hat wenig Spieler abgegeben. Beide sind super gestartet. Die Aufgabe für St. Pauli auf dem Betzenberg war genauso groß wie für uns gegen Hertha “, sagte der 49 Jahre alte ehemalige Trainer des HSV.

Doch natürlich gibt es zwischen den beiden Kronprinzen auch entscheidende Unterschiede. Das geht schon mit der Rolle in ihrer Stadt und Region los. Während die Fortuna de facto der einzige Repräsentant der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens im Profifußball ist, versteht sich der FC St. Pauli in erster Linie als Vertreter seines Stadtteils und als aufmüpfige Alternative zum „großen“ HSV.

Düsseldorf bekommt sein Stadion nicht voll

Das Düsseldorfer Stadion, die bei Zweitligaspielen 54.600 Zuschauer fassende, mit einem beweglichen Dach ausgestattete Merkur Spiel-Arena, gehört einer überwiegend stadteigenen Besitzgesellschaft. Dagegen ist der FC St. Pauli Eigner des Millerntor-Stadions (29.546 Plätze). Der Kiezclub hatte hier in der vergangenen Saison bei seinen Heimspielen eine Auslastung von 99,4 Prozent, die Fortuna kam dagegen nur auf 56,5 Prozent. Selbst jetzt war das Saisonauftaktspiel gegen Hertha BSC mit 40.466 Besuchern längst nicht ausverkauft.

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Nicht zuletzt aus dieser Problematik ist bei den Düsseldorfern die Idee entstanden, zunächst bei drei Heimspielen in dieser Saison freien Eintritt zu gewähren. Dies betrifft auch das Rückspiel gegen den FC St. Pauli Ende Januar kommenden Jahres. Beim Kiezclub wird dieses Projekt unter dem Titel „Fortuna für alle“ zwar mit Interesse beobachtet, ein Anlass zur Nachahmung aber besteht angesichts einer Ticketnachfrage, die das Angebot meist deutlich übersteigt, nicht.

St. Pauli hat bei Twitter und Co. die Nase gegenüber Düsseldorf vorn

Auch beim Blick auf die Historie werden große Unterschiede deutlich. 25 Jahre verbrachte Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga, St. Pauli nur acht seit der Gründung der Eliteklasse vor 60 Jahren. Einen deutschen Meistertitel (1933) und zwei DFB-Pokalsiege (1979 und 1980) haben die Rheinländer dem auf nationaler Ebene titellosen Millerntorclub voraus. Auch bei Weltmeistern (Toni Turek 1954 und Dieter Herzog 1974) und Europameistern (Klaus Allofs 1980) hat die Fortuna etwas vorzuweisen. In der Gegenwart dagegen hat St. Pauli in den sozialen Medien Twitter, Instagram und Facebook bei der Zahl der Follower klar die Nase vorn.

Auf dem Platz aber werden am Sonnabend einfach nur Tore entscheiden – vielleicht wieder nur ein einziges.

Mittelfeldspieler Afeez Aremu soll ein Angebot eines anderen Zweitligaclubs vorliegen, der den 23 Jahre alten Nigerianer ausleihen möchte. Derzeit kommt Aremu bei St. Pauli nicht über eine Reservistenrolle hinaus.