Hamburg. Der Verteidiger von Fortuna Düsseldorf ging ungewöhnlichen Karriereweg, schaffte es aber wie seine Schwester Lena Oberdorf zum Profi.

Seit Donnerstagmittag ist Tim Oberdorf um ein Problem ärmer. Der Innenverteidiger von Fortuna Düsseldorf, das an diesem Sonnabend (13 Uhr/Sky) beim FC St. Pauli antritt, muss sich nämlich keine Gedanken mehr darüber machen, ob er – natürlich nur im Scherz – anstelle des Aufbautrainings eine Erkrankung vorschieben soll, um lieber live im TV seiner Schwester zuzuschauen.

Das Ärgerliche daran: Der 26-Jährige hätte dieses Problem furchtbar gern zwei weitere Wochen gehabt, doch seine Schwester Lena Oberdorf flog bei der WM der Frauen in Australien und Neuseeland völlig überraschend schon in der Vorrunde raus.

Schwester Lena Oberdorf Weltklassespielerin

Ihr fünf Jahre älterer Bruder – der vermutlich einzige deutsche Profifußballer, der unbekannter ist als seine Schwester – dürfte die Weltklasse-Mittelfeldspielerin inzwischen getröstet haben. „Wir haben täglich Kontakt“, verriet der gebürtige Hagener im Abendblatt-Podcast „Millerntalk“. Tim Oberdorf ist gern „der Bruder von“, ist stolz darauf. Aber er ist weit mehr als das, seine eigene Geschichte ist dafür viel zu spannend.

Denn im Normalfall würde Oberdorf demnächst vor einer maximal 30 Schüler großen Klasse stehen, anstatt vor 30.000 Zuschauern zu spielen. „Es war nie der Plan, Fußballprofi zu werden“, sagt er. Stattdessen begann er ein Lehramtsstudium für Deutsch und Sport. Doch die Realität belehrte den Westfalen, der wie St. Paulis Elias Saad nie ein Nachwuchsleistungszentrum besucht hat, eines Besseren.

Von der Oberliga in die Zweite Bundesliga

Mit seinem Jugendverein, der TSG Sprockhövel, stieg Oberdorf von der Oberliga in die Regionalliga auf, aus dieser direkt wieder ab – doch Fortuna Düsseldorf wurde dennoch auf ihn aufmerksam. 2021 feierte er zwei Tage vor seinem 25. Geburtstag sein unwahrscheinliches Profidebüt.

„Es kann Vorteile haben, aus einem kleinen Verein zu den Profis zu kommen, weil man alles besser wertschätzen kann, es deutlich leichter fällt, sich mit schlechten Tagen abzufinden, weil man weiß, wie es anderswo läuft“, sagt Oberdorf, der glänzende Augen bekommt und das Grinsen kaum unterdrücken kann, wenn er von seinem Profidasein erzählt.

Oberdorf hatte Pfeiffersches Drüsenfieber

Dieses lag zuletzt jedoch wie sein Lehramtsstudium auf Eis – Pfeiffersches Drüsenfieber. „Ich wusste zunächst gar nicht, wie ich mit dieser Horrordiagnose umgehen sollte“, sagt Oberdorf, der kurzzeitig ein Karriereende fürchtete, seit dieser Woche aber wieder im Teamtraining ist.

Das Spiel auf St. Pauli kommt jedoch zu früh für ihn. Dass er dieses nur vor dem Fernsehen aus schauen kann, ist dann doch ein Problem, dass er nicht gern hätte.