Hamburg. Sechs Siege stehen in den Testspielen dieses Sommers schon zu Buche. Jetzt kommt die Generalprobe gegen Hapoel Tel Aviv.

Erstligaerfahrung hat Fabian Hürzeler als Trainer des FC St. Pauli noch nicht sammeln dürfen. Daran aber, dass er dies im Laufe seiner Karriere anstrebt, hat der 30-Jährige nie einen Zweifel gelassen. Was liegt da näher, als sich Rat von einem zu holen, der dies vorweisen kann. Selbst wenn es „nur“ ein Vertreter einer anderen, nicht minder attraktiven und intensiven Mannschaftssportart ist.

Konkret war am Freitag Benka Barloschky (35), der Cheftrainer des Basketball-Bundesligateams der Hamburg Towers, auf dem St.-Pauli-Gelände an der Kollaustraße zu Gast und beobachtete das Abschlusstraining der Kiezkicker vor dem Testspiel an diesem Sonnabend (15 Uhr) gegen Hapoel Tel Aviv im Millerntor-Stadion.

FC St. Pauli: Besuch vom Trainer der Hamburg Towers

„Ich war einmal bei einem Spiel der Towers und fand es cool zu beobachten, welche Bewegungen und Abläufe im Basketball vorherrschen, wie Spielzüge angesagt werden. Dann habe ich nach der Nummer von Benka gefragt. Wir haben uns daraufhin mal ausgetauscht, und er hat gefragt, ob er hier mal vorbeischauen kann“, erzählte Hürzeler auf Nachfrage.

„Ich bin offen dafür, über den Tellerrand hinauszuschauen. Es ist sehr spannend, auch mal sportartübergreifend zu denken. Man kann sich von anderen Sportarten viel abgucken. Zum Beispiel ist auffällig, wie viel im Basketball geblockt wird und wie wenig im Fußball. Solche Themen können auch wir mitnehmen aus solch einem Austausch“, sagte er weiter.

An diesem Sonnabend aber werden von seinen Spielern wohl noch keine basketballtypischen Bewegungen zu sehen sein, wenn sie versuchen, auch das siebte und letzte Testspiel der Sommervorbereitung zu gewinnen.

Makellose Bilanz in den Tests mit 26:3 Toren

Die bisher makellose Bilanz mit der stattlichen Ausbeute von 26:3 Treffern – bei zwölf verschiedenen Torschützen – ist zweifellos ein erfreuliches Indiz dafür, dass sich das Team in einer ansprechenden Verfassung befindet und sowohl defensiv als auch offensiv über Qualität verfügt. Doch was das alles wirklich wert ist, wird letztlich erst der Ligastart in einer Woche beim 1. FC Kaiserslautern zeigen.

Auf die Frage, wie wichtig es ihm denn nun sei, nun auch noch die gern in den Status der Generalprobe erhobenen letzte Vorbereitungspartie zu gewinnen, betonte Hürzeler einen anderen Aspekt. „Erst einmal ist wichtig, dass wir als Trainerteam sehen, dass die Sachen, wie wir einstudieren, auch umgesetzt werden und noch ein Stück besser gemacht werden als in den Spielen zuvor“, sagte er.

Es gehe, anders als in der Liga, nicht so sehr um das Resultat. „Wenn wir aber weiter mit so viel Leidenschaft an den Details arbeiten, wird sich das langfristig auszahlen.“

Erinnerungen an Ewald Lienen und Olaf Janßen

Letztlich gab aber auch Hürzeler zu: „Gewinnen macht immer mehr Spaß, und ich glaube auch, dass wir gewinnen werden, wenn wir gut spielen.“ Zuletzt war es dem FC St. Pauli im Sommer 2017 gelungen, alle Testspiele der Saisonvorbereitung zu gewinnen. Damals hatte gerade der vorherige Co-Trainer Olaf Janßen (56) den zum Technischen Direktor umfunktionierten Fanliebling Ewald Lienen (69) als Chefcoach beerbt.

Im Ligaalltag hielt die positive Stimmung nur wenige Wochen an. Nach fünf Spielen standen zehn Punkte und Platz fünf zu Buche. Als der Winter nahte und St. Pauli erst 0:4 in Fürth und fünf Tage später 0:5 in Bielefeld verlor, musste Janßen nach 15 Spieltagen (Platz 14) seinen Posten räumen.

Janßens Vorgänger Lienen lobte unterdessen gerade die Arbeit des seit Dezember amtierenden Fabian Hürzeler in einer Talkrunde des Bezahlsenders Sky, der alle Zweitligaspiele live zeigt. „Wenn er weiter so verteidigen lässt, dann ist es schwer, gegen sie ein Tor zu schießen. Das ist für mich die Basis“, sagte Lienen. Und weiter: „Vom Grundsatz her haben sie richtig gute Leute und sind in einer guten Situation.“

Ewald Lienen ist "stinksauer" auf Trainer Hürzeler

Mit der Einstellung des ligaweiten Halbserienrekords von 41 Punkten hatte St. Pauli unter Hürzeler in der vergangenen Rückrunde auch die von Lienen als Coach verantwortete vereinsinterne Rückrundenbestmarke von 34 Punkten pulverisiert – auch dank einer Serie von zehn Siegen in Folge. „Das war eine unglaubliche Geschichte“, sagte Lienen jetzt und fügte augenzwinkernd hinzu: „Ich bin stinksauer, weil sie meinen Rückrunden-Rekord von 2017 gebrochen haben. 41 Punkte, das ist ja geschmacklos.“

Hürzeler legte sich am Freitag bereits darauf fest, dass er gegen den israelischen Erstligaelften Hapoel Tel Aviv mit der vergangenen Saison bewährten Dreierkette in der Innenverteidigung agieren wird, die mit Jakov Medic, Eric Smith und Karol Mets besetzt sein wird.

Verzichten muss er hingegen auf den leicht an der Wade verletzten Verteidiger Adam Dzwigala und auf Stürmer Etienne Amenyido, der über Probleme an der Ferse klagt. Offen ist noch, ob Außenstürmer Oladapo Afola­yan (entzündeter Hüftbeuger) ein paar Minuten zum Einsatz kommen kann.

FC St. Pauli bietet Rahmenprogramm am Millerntor

Im Rahmen dieses Saisoneröffnungsspiels ist rund um das Millerntor-Stadion ein größeres Rahmenprogramm geplant. So gibt jenes Team, das 1988 in die Bundesliga aufstieg und dort für Furore sorgte, schon von 13.15 Uhr an eine Autogrammstunde. Schon um 12 Uhr starten die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) und gmd pharma eine Registrierungsaktion für Spenden von Stammzellen, die gegen Blutkrebs gebraucht werden. Einen Basketballkorb werden die rund 10.000 erwarteten Zuschauer aber auf dem Stadionvorplatz (noch) nicht geboten bekommen.