St. Leonhard in Passeier. Was Andreas Bornemann über Angebote für Medic, über Ersatz für Paqarada und über Trainer Hürzelers Pläne zu berichten hat.
Entspannt und zuversichtlich – so lässt sich zur Halbzeit des Trainingslagers in St. Leonhard in Südtirol die Stimmungslage bei St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann beschreiben. Vier deutliche Siege in den vier bisherigen Testspielen, eine hohe Intensität in den Einheiten sowie ein nahezu vollständiger, weitgehend ausgeglichen besetzter Kader lassen für die Ende Juli beginnende Saison in der Zweiten Liga viel erhoffen.
„Eine Großbaustelle würde ich jetzt nicht ausmachen. Vielleicht hat man noch mal eine Idee, wie auf einer bestimmten Position noch ein anderes Profil helfen kann, dem Trainerteam noch mehr Flexibilität zu ermöglichen“, sagte Bornemann jetzt im italienischen St. Leonhard zu möglichen weiteren Transfers.
FC St. Pauli: Königstransfer nicht in Sicht
Diese Aussage beinhaltet aber auch, dass Borneman aktuell nicht den von manchen erhofften Königstransfer plant, um den zum 1. FC Köln gewechselten Linksverteidiger Leart Paqarada gleichwertig zu ersetzen. „Es geht darum, statt Paqarada Spieler mit einem anderen Profil zu haben, die andere Stärken und Akzente einbringen und mit denen es trotzdem funktioniert. So hat zum Beispiel Lars Ritzka seine Stärken in einer brutalen defensiven Härte. Die kann uns in der Zweiten Liga helfen“, sagt Bornemann.
„Bei Leart war es schon etwas Besonderes, wie er die Position interpretiert hat. Einen Ersatz für ihn bekommen wir mit etwas anderen Spielertypen im Moment ganz gut hin“, sagt er. Dies hängt auch damit zusammen, dass der vom SC Freiburg II verpflichtete Philipp Treu auf beiden Außenbahnen einsetzbar ist, und dass sich U-23-Spieler Luca Günther seit dem Beginn der Vorbereitung nahtlos ins Team eingefügt hat und bedenkenlos auf der rechten Seite auflaufen kann.
Erstligisten nehmen Transferaktivitäten jetzt erst auf
Zur Ruhe legen allerdings sollte sich Sportchef Bornemann in diesen Tagen nicht. Die Transferperiode läuft bis Ende August, und die Bundesligavereine, deren Saison drei Wochen später als die Zweite Liga startet, „kommen jetzt ins Arbeiten“, wie sich der 51-Jährige ausdrückt.
Da ist es keine Überraschung, dass auch in diesem Sommer Innenverteidiger Jakov Medic (24) am ehesten zum Objekt der Begierde von Erstligaclubs werden kann. Hatte Bornemann vor einem Jahr dem Wechsel zum VfB Stuttgart vor allem wegen eines unzureichenden Angebots konsequent einen Riegel vorgeschoben, so ist die Gemengelage im Moment eine andere. „Für Jakov war es vor einem Jahr mit Stuttgart ganz konkret. Da hat er auch angefangen, sich gedanklich damit konkret auseinanderzusetzen. Das gibt es in der Form jetzt nicht“, berichtet Bornemann.
Abgang von Medic könnte kompensiert werden
Andererseits hat der Sportchef vor allem mit der ablösefreien Verpflichtung von Hauke Wahl (29) früh für personelle Entspannung gesorgt. „Es ist ja offensichtlich, dass wir mit Hauke Wahl, David Nemeth, der von seiner Verletzung zurückgekehrt ist, Adam Dzwigala, der es sehr gut macht, und dem jetzt fest verpflichteten Karol Mets im zentralen Abwehrbereich einige Alternativen haben, breiter aufgestellt und gefestigter sind als vor einem Jahr“, erläutert Bornemann, warum ein Abgang von Medic kein riesiges Loch reißen würde. Gleichwohl gebe es „jetzt nichts, was unmittelbar und konkret für diese Woche zu erwarten wäre“, sagt Bornemann.
Diese Aussage deckt sich mit Informationen des Abendblatts. „Ein Wechsel macht nur dann Sinn, wenn die sportliche Perspektive stimmt und wir das Gefühl haben, dass uns der neue Verein ein gutes Gefühl gibt. Manchmal braucht man im Fußball Geduld“, sagte jetzt Medics Berater Jürgen Bühler dieser Zeitung. „Er wird nicht wechseln, nur um gewechselt zu sein. Jakov hat Spaß in der Truppe und fühlt sich wohl. Insofern warten wir ab, was in den nächsten Wochen so passiert.“
Selbst Irvine würde nicht für unverkäuflich deklariert
Ganz grundsätzlich, so Sportchef Bornemann, könne man sich nie sicher sein, dass alle Leistungsträger bleiben, solange das Transferfenster geöffnet ist. „Es kann immer eine Konstellation eintreten, dass sich der Spieler schneller entwickelt als die Mannschaft. Wir sind dann gesprächsoffen. Es gibt für keinen unserer Spieler das Prädikat ,unverkäuflich’“, stellt Bornemann klar. Dies gelte auch für Jackson Irvine, der sich in zwei Jahren zu einer großen Identifikationsfigur entwickelt hat. „Sein Weggang würde in vielerlei Hinsicht extrem wehtun“, sagt Bornemann, „aber die Situation gibt es jetzt so auch nicht.“
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Bleibt die Frage, wie lange der FC St. Pauli seinen ehrgeizigen und im ersten halben Jahr extrem erfolgreichen Trainer Fabian Hürzeler (30) halten kann. „Natürlich hat er auf sich aufmerksam gemacht und arbeitet so wie ein Trainer, der etwas erreichen will. Ich bin ganz sicher, dass er an das Maximum heran will, ich weiß nur nicht wann“, sagt Bornemann dazu.
St. Paulis Trainer sprach schon früh von Champions League
„Fabian weiß aber auch, was er an dem Verein und an dieser Chance hat. Ich schließe nicht aus, dass es auch noch eine Weile länger Spaß macht.“ Spätestens wenn irgendwann das Thema Vertragsverlängerung auf den Tisch kommt, werde man über die Karrierepläne zu sprechen haben. Das Ziel Champions League hatte Hürzeler übrigens schon formuliert, als er noch Spielertrainer in Pipinsried war.