St. Leonhard in Passeier. Was das Sturmjuwel der Kiezkicker mit dem früheren Angreifer Sami Allagui neben den tunesischen Wurzeln noch verbindet.
Es war der 24. Juni 2017, als der damals 31 Jahre alte, ablösefrei von Hertha BSC gekommene Sami Allagui sein erstes Spiel für den FC St. Pauli bestritt. Am Ende stand ein 11:0 im Testmatch beim Buxtehuder SV, Allagui hatte zum 3:0 getroffen und wurde später von Fans umringt, um Autogramme zu geben und für Selfies zu posieren.
Gut sechs Jahre später sitzt einer der damals noch jugendlichen Anhänger im Mannschaftshotel Bad Fallenbach in St. Leonhard in Südtirol beim Gespräch mit dem Abendblatt und berichtet von jenem Erlebnis im Buxtehuder Jahnstadion. Es ist niemand anderes als Elias Saad, heute 23 Jahre alt, erst seit gut sechs Monaten im Profikader des FC St. Pauli, aber schon Torschütze im Stadtderby beim HSV.
Torschütze für St. Pauli gegen den HSV
Es war kein Zufall, dass sich der damals 17 Jahre junge Juniorenspieler des Buxtehuder SV nach dem Abpfiff ausgerechnet Allagui ausgesucht hatte, um ihn um ein Selfie zu bitten. Die beiden eint, dass sie tunesische Wurzeln haben. Da war klar, dass sich Saad den 27-maligen Nationalspieler des Heimatlandes seiner Eltern auswählen würde.
Bis heute hat Elias Saad jenes Foto von damals im Speicher seines Tablets. Zu einem weiteren Kontakt mit Sami Allagui, der den FC St. Pauli im Sommer 2019 nach 55 Pflichtspielen wieder verließ, ist es bisher nicht gekommen. Das allerdings könnte sich schon bald ändern – quasi auf Vermittlung des Abendblatts.
Sami Allagui bietet Saad seinen Rat an
„An das Spiel erinnere ich mich noch, und zum Teil auch an den jungen Mann. Wenn ich lese, wie er jetzt seinen Weg eingeschlagen hat, freut es mich umso mehr. Er kann sich immer bei mir melden, falls er Rat oder Unterstützung braucht“, sagte Allagui jetzt auf Nachfrage und betonte, den weiteren Karriereweg von Elias Saad nun noch interessierter zu verfolgen.
Dies liegt auch schon daran, dass Sami Allagui als Teammanager für Hertha BSC tätig ist und Elias Saad mit dem FC St. Pauli nun in derselben Liga wie der Hauptstadtclub zu Hause ist. Derzeit deutet vieles daraufhin, dass Saad in der anstehenden Saison, die für ihn die erste komplette Spielzeit im Profifußball sein wird, zu einem der interessanten Spieler der Zweiten Liga avancieren könnte.
„Elias hat eine tolle Entwicklung genommen. Er war einer der Gewinner der Rückrunde. Davon gab es ja einige. Im letzten Viertel der Saison hat er mit seinen Leistungen die Latte sehr hoch gelegt. Dadurch sind natürlich auch die Erwartungen an die neue Saison gestiegen“, sagte jetzt St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann (51) über Saad, den er Anfang Dezember vom Regionalligisten Eintracht Norderstedt ans Millerntor gelotst hatte.
Saad hatte Probleme damit, dass er nicht spielte
Auch wenn die Entwicklung vom einem ambitionierten Amateurfußballer, der kein Nachwuchsleistungszentrum eines Proficlubs durchlaufen hat, zu einem Zweitligaprofi objektiv rasend schnell verlief, so hatte Saad selbst anfangs schon einige schwierige Wochen zu überstehen, wie er im Gespräch offen zugab.
„Ich wusste, dass es ganz schwer wird. Aber ich kannte es nicht, dass man in einen Verein kommt und nie spielt. Das macht etwas mit einem. Im Nachhinein finde ich es ganz gut, dass es so passiert ist“, sagte er reflektierend über den behutsamen Aufbau. Trainer Fabian Hürzeler lobt, dass Saad seit der Sommerpause körperlich noch ein Stück stabiler und besser in der Defensivarbeit geworden ist.
Bornemann lobt die Entwicklung Saads
Sportchef Bornemann beschreibt die Fortschritte des Juwels, das noch längst nicht seine volle Strahlkraft erreicht hat und auf dem Sprung in die tunesische Nationalmannschaft ist, so: „Allein an seiner Körpersprache ist ihm anzumerken, dass er jetzt richtig angekommen ist. Am Anfang hatte er noch Nachholbedarf, war ein bisschen ungeduldig, weil er sich mehr Spielzeit erhofft hatte. Mit den Einsätzen ist auch sein Selbstbewusstsein gestiegen. Er macht insgesamt einen reiferen Eindruck als vor einem halben Jahr.“
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Dies liegt auch daran, dass seine Kollegen wissen, welch eine Waffe er für das Team sein kann. „Die Mitspieler trauen mir sehr viel zu und sagen, wenn ich den Ball bekomme: ,Geh‘ eins gegen eins.’ Das pusht einen natürlich“, erzählt er.
Nationalmannschaft war schon ein heißes Thema
Schon in Juni stand er vor der Berufung in die tunesische Nationalmannschaft, musste aber wegen einer Zerrung, die er sich im letzten Punktspiel gegen Karlsruhe zugezogen hatte, absagen. Nationaltrainer Jalel Kadri war
Und was fängt Saad mit dem Plus an Geld an, das ihm im Vergleich zu seiner Ausbildung als Groß- und Einzelhandelskaufmann zur Verfügung steht? „Wenn mir etwas gefällt, kaufe ich es – aber nichts Überteures, keine Jacke für 1000 Euro. Mir macht es mehr Freude, wenn ich meiner Mutter etwas kaufe, zum Beispiel alle Haushaltsgeräte, die sie mal wollte“, erzählt er mit seinem natürlichen Lächeln.