Hamburg. So unterschiedlich verlief die Saison für die Spieler, die den FC St. Pauli vor einem Jahr verlassen mussten oder wollten.

Der Unmut war groß, als sich der FC St. Pauli vor einem Jahr von elf Spielern verabschiedete. Bei den einen trauerten die Anhänger deren hoher Qualität nach, bei anderen stieß die Art und Weise, wie ihnen mitgeteilt wurde, dass es für sie am Millerntor nicht mehr weitergeht, auf Kritik. Ein Jahr später lohnt sich der Blick darauf, was aus jenen Profis geworden ist, die sich einen neuen Arbeitgeber suchen mussten oder auch wollten.

„Von Spielern, bei denen wir der Meinung waren, dass die Entwicklung nicht mehr weiterging, haben die wenigsten anderswo das Gegenteil bewiesen“, sagte gerade St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann auch in Bezug auf die personelle Fluktuation vor zwölf Monaten.

Ex-St.-Pauli-Profi Ziereis auf Anhieb Leistungsträger

Einer, der bei dieser Einschätzung zu den von Bornemann angesprochenen „wenigsten“ zählt, ist sicherlich Innenverteidiger Philipp Ziereis. Nach neun Jahren am Millerntor hatte der zum Kapitän aufgestiegene Ziereis keinen neuen Vertrag erhalten und sich dem österreichischen Erstligisten Linzer ASK angeschlossen.

Zwölf Monate später lässt sich festhalten, dass der 30 Jahre alte Familienvater in der gut 200.000 Einwohner zählenden Donaustadt sein sportliches Glück gefunden hat. Von 32 möglichen Ligaspielen, inklusive der Meisterrunde, bestritt er 29 – allesamt in der Startelf.

„Philipp Ziereis ist aus dem Team gar nicht mehr wegzudenken“, hatte schon im vergangenen Herbst Harald Bartl, der LASK-Reporter und stellvertretende Sportchef der Oberösterreichischen Nachrichten gesagt. An dieser Einschätzung änderte sich bis zum Saisonende nichts.

Ziereis spielt erstmals als Profi international

Das Team beendete die Spielzeit auf dem dritten Tabellenplatz. So wird Philipp Ziereis nach zwölf Profijahren erstmals in den Genuss kommen, auf internationaler Clubebene zu spielen. Der LASK hat sich für die Europa League qualifiziert, weil der Vizemeister Sturm Graz auch Pokalsieger wurde.

Anders als Ziereis hatte Stürmer Guido Burgstaller (34) den FC St. Pauli vor Jahresfrist aus familiären Gründen verlassen. Da es ihn zu Rapid Wien zog, spielte er wieder in derselben Liga wie sein Kumpel Ziereis. In zwei von vier möglichen Spielen trafen sie direkt aufeinander, Burgstaller erzielte dabei im November im Heimspiel den 1:0-Siegtreffer. Es war eines von 21 Saisontoren Burgstallers, der seine Marke bei St. Pauli (18) überbot.

Burgstaller erzielte 21 Tore für Rapid Wien

Ebenso sportlich schmerzhaft, aber dafür dank einer Ablöse von 4,5 Millionen Euro finanziell sehr lukrativ war der Verlust von Daniel-Kofi Kyereh (27) an den SC Freiburg. Dort avancierte der ghanaische WM-Teilnehmer nach anfänglichen Jokereinsätzen von September an zum Startelfakteur, ehe er sich im Februar einen Kreuzbandriss zuzog.

Ebenfalls in die Bundesliga, genauer zur TSG Hoffenheim, hatte es Finn Ole Becker (23) gezogen, der für seine Ablösefreiheit ein hübsches Handgeld kassierte. In der Hinrunde kam der technisch starke Mittelfeldspieler auf ganze zwei Bundesligaminuten.

Becker für Hoffenheim in Regionalliga

Am Ende waren es, auch dank des neuen Trainers Pellegrino Matarazzo, 13 Einsätze, sechs davon in der Startelf. Zwischendurch aber lernte Becker die Provinz im Südwesten kennen, weil ihn die TSG, anders als zuvor St. Pauli, auch siebenmal ins U-23-Team beorderte. In der Regionalliga durfte er so auch nach Haiger-Steinbach und Bahlingen reisen.

Verteidiger James Lawrence (30) blieb in der Zweiten Liga, heuerte beim 1. FC Nürnberg an und verpasste wegen eines Innenbandrisses im Knie die halbe Rückrunde. Arg erwischte es auch Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann (31). Beim Drittligisten VfB Oldenburg zog er sich beim Debüt einen Wadenbeinbruch zu. Am Ende kam noch der Abstieg dazu.

Diesen konnte Stürmer Simon Makienok (32) mit dem dänischen Erstligisten AC Horsens knapp vermeiden, ein Tor in 14 Spielen waren für ihn allerdings eine mäßige Bilanz. Der schwedische Verteidiger Sebastian Ohlsson (30) musste derweil bis Januar warten, ehe er zum IFK Göteborg zurückkehrte und in offensiverer Rolle vier Treffer in neun Ligaspielen erzielte. Mittelfeldspieler Rico Benatelli (31) gelang bei Austria Klagenfurt mit 24 Saisoneinsätzen eine solide Spielzeit.

St. Paulis Ex-Profis: Ein Drittligaduell

Für den vielseitigen Christian Viet (24) erfüllte sich derweil bei Jahn Regensburg mit 22 Einsätzen der Wunsch nach mehr Spielzeit, am Ende aber stieg er in die Dritte Liga ab. Hier trifft er den zum MSV Duisburg gegangenen Innenverteidiger Marvin Senger (23) wieder, der dort 26-mal in der Startelf stand.