Hamburg. Ex-Trainer Markus Kauczinski hat dem Kiezclub geholfen, mehr in die Mannschaft investieren zu können. Wer jetzt kommen könnte.

Eigentlich sind die Gründe von Markus Kauczinski, dem FC St. Pauli dankbar zu sein, überschaubar. Im April 2019 wurde der heute 53-Jährige sechs Spieltage vor Saisonende nach einer Schwächephase, aber auch nur vier Punkte hinter Platz drei, entlassen. Einen Gefallen tat Kauczinski seinem Ex-Club jetzt dennoch, sogar einen sehr teuren.

Lange Geschichte, kurz erzählt: Als Cheftrainer des SV Wehen Wiesbaden feierte Kauczinski am Dienstagabend den Zweitligaaufstieg. Relegationsverlierer Arminia Bielefeld wird nach den 0:4- und 1:2-Pleiten dagegen in Dritte Liga durchgereicht, wodurch die Ostwestfalen aus dem Bezug von TV-Geldern der beiden ersten Ligen herausfallen. St. Pauli rutscht dadurch einen Rang nach oben.

FC St. Pauli rutscht im TV-Ranking einen Platz nach oben

Der Verteilung der lukrativen Einnahmen liegt ein komplexes System zugrunde. Dabei erhält jeder Zweitligist zunächst sieben Millionen Euro über die Gleichverteilung. Die leistungsbasierte Ausschüttung, die 43 Prozent der Gesamterlöse ausmacht, erfolgt über eine Fünf-Jahres-Wertung, bei der die kürzer zurückliegenden Saisons stärker gewichtet werden. Kleinere Erträge werden über den Einsatz von Nachwuchsspielern und das Interesse am Club, gestützt durch eine Markt- und Werbeträgeranalyse, generiert.

Summa summarum: Der FC St. Pauli landet auch in dieser Tabelle dort, wo sich das Ziel im sportlichen Sektor befindet, nämlich in den Top 25 Deutschlands. Und zwar exakt als Siebter des Fernsehrankings der Zweiten Liga. Da Bielefeld als zuvor Fünfter herausfällt, kassiert der Kiezclub für die kommende Spielzeit 11.757.676 Euro. Hätten die Arminen die Klasse gehalten, wären es rund 800.000 Euro weniger gewesen. Ein Betrag, der in etwa dem Gehalt eines herausragenden Zweitligastars beziehungsweise zweier solider Leistungsträger entspricht.

So half Wehen Wiesbaden dem FC St. Pauli

Interessant ist nun, wie diese Zusatzsumme angelegt wird. Wobei die Antwort darauf recht simpel ist. Sportchef Andreas Bornemann hatte kürzlich betont: „Wenn ein Betrag im Sport erwirtschaftet wurde, ist es naheliegend, dass er folglich auch wieder dem sportlichen Bereich zugeführt wird.“ Eine faire Logik.

Wäre es da nicht auf nur fair, demjenigen Club seinen Anteil zu überweisen, der St. Pauli die gestiegenen TV-Gelder erspielt hat? Die Rede ist vom SV Wehen Wiesbaden und dessen Mittelstürmer Ivan Prtajin, der in der abgelaufenen Drittligasaison 15 Tore erzielte und sieben Vorlagen zu Treffern gab.

Interesse am Wiesbadener Stürmer Ivan Prtajin

Der Kroate wäre für einen mittleren sechsstelligen Betrag zu haben und hat mehrere Interessenten in der Zweiten Liga. Wie das Abendblatt erfahren hat, fühlt sich der 27-Jährige jedoch familiär sehr wohl in Wiesbaden und müsste finanzieller Art von einem Wechsel zu einem Zweitligakonkurrenten überzeugt werden. In die Bundesliga, sollte es solche Angebote geben, würde Prtajin hingegen umgehend wechseln.

Verbleibt Erik Engelhardt von Zweitligaaufsteiger VfL Osnabrück. Nach Abendblatt-Informationen soll ein Austausch zwischen ihm und St. Paulis Cheftrainer Fabian Hürzeler, der ihn als spielstarke Offensivkraft schätzt, stattgefunden haben – mehr in jüngerer Vergangenheit jedoch nicht. Osnabrück beschäftigt sich dennoch bereits mit der Nachfolge Engelhardts und hat Eric Hottmann von Regionalliga-Nordost-Meister Energie Cottbus ein Angebot vorgelegt.

St. Pauli hat offenbar Interesse am schnellen Donis Avdijaj

Engelhardt scheint nicht der einzige Osnabrücker zu sein, für den sich St. Pauli zu interessieren scheint. Der in der niedersächsischen Großstadt geborene Donis Avdijaj ist offenbar eine Alternative für die offensive linke Außenbahn, sofern keine Einigung mit Wunschkandidat Christian Kinsombi, der den SV Sandhausen für 125.000 Euro Ablöse verlassen kann, erzielt werden kann.

Der Deutsch-Kosovare Avdijaj, der in der Szene als komplizierter Charakter gilt, war jüngst vom schweizerischen FC Zürich an den österreichischen Erstligisten TSV Hartberg verliehen worden. Allerdings sollen auch Werder Bremen und Hertha BSC Interesse an dem beim FC Schalke 04 ausgebildeten 26-Jährigen besitzen.

Wer auch immer zum FC St. Pauli kommen mag, eines steht bereits jetzt fest: Er wird undankbarerweise Kauczinski nächste Saison der Leben erschweren.