Hamburg. Für welche Positionen St. Paulis Sportchef nach den Verpflichtungen von Hauke Wahl und Philipp Treu noch Spieler finden muss.

Neuer Innenverteidiger – check! Neuer rechter Schienenspieler – check! Beides bereits abgearbeitet. Sportchef Andreas Bornemann kommt mit der Kaderplanung beim FC St. Pauli stetig voran. Mit den Verpflichtungen von Hauke Wahl (29) am Montag sowie von Philipp Treu (22) schon vor zwei Wochen kann er bereits Haken hinter zwei wichtige Positionen auf seiner Wunschliste setzen. Trotzdem bleiben natürlich noch weitere Kaderstellen offen.

Dabei haben für die Personalplanung zwei Positionen allerhöchste Priorität. Der FC St. Pauli braucht einen Nachfolger für Leart Paqarada auf der linken (defensiven) Außenbahn, dessen Wechsel zum 1. FC Köln zwar wegen der Transferstrafe für die Rheinländer in der Schwebe ist, dessen Vertrag am 30. Juni aber endet und der auf jeden Fall einen erstklassigen Arbeitgeber finden wird.

Ein klassischer Mittelstürmer wird dringend gesucht

Weiterhin wird natürlich ein echter „Knipser“ gesucht, ein klassischer Mittelstürmer mit einer guten Trefferquote. Der derzeit verletzte Winterzugang Maurides ist zwar ein guter Zielspieler, der Bälle hält und weiterverarbeitet, überragend torgefährlich ist er aber auch nicht. Gezwungenermaßen hat Trainer Fabian Hürzeler deshalb den offensiven Mittelfeldspieler Lukas Daschner als „falsche Neun“ zentral vorne drin spielen lassen.

Daschner hat sich auf fremder Position mit bislang neun Treffern immerhin zum erfolgreichsten Torschützen entwickelt. Für das Ziel Aufstieg aber wird es ohne echten Mittelstürmer nicht reichen. Da braucht man nur auf die Top-Drei in dieser Saison schauen: Der 1. FC Heidenheim und der HSV haben mit Tim Kleindienst (24 Tore) und Robert Glatzel (19) die überragenden Torschützen in ihren Reihen, bei Aufsteiger Darmstadt 98 ist die Wucht von Philipp Tietz (12) ein entscheidender Faktor. Daschner belegt in der Torjägerliste dagegen lediglich Rang 22.

Wie entscheidet sich Lukas Daschner?

Nach 33 Spielen hat St. Pauli 527 Torschüsse abgegeben, das sind die meisten aller Clubs in der Zweiten Liga, hat aber „nur“ 54 Mal getroffen: wenn nachhaltig der Angriff auf die Bundesliga Erfolg haben soll, muss sich auf der zentralen Torjägerposition etwas tun.

Auch der Vertrag von Lukas Daschner endet übrigens nach dieser Spielzeit. Ein erstes Angebot auf Verlängerung hat der 24-Jährige abgelehnt. Hertha BSC und der VfL Bochum sollen Interesse haben, Daschner hat also keine Eile, eine Entscheidung zu treffen. Wenn der VfL in der Bundesliga bleibt, könnte er sein Ziel, erstklassig zu spielen, schneller als mit St. Pauli erreichen. Zudem ist der gebürtige Duisburger ein Kind des Ruhrgebiets, das eine gewisse Heimatverbundenheit hat.

Das heißt, auch für die Position eines torgefährlichen Spielgestalters hinter den Spitzen muss sich Bornemann wohl umschauen – gesucht wird eine Art Kofi Kyereh 2.0, ein Spieler mit Potenzial, der sich am Millerntor zu einem Leistungsträger entwickelt. Weiterhin steht noch ein schneller Außenstürmer auf dem Wunschzettel, der Oladapo Afolayan und Elias Saad ergänzen kann. Keine leichte Aufgabe das alles natürlich, aber Bornemann hat schon gezeigt, dass ihm so etwas gelingen kann.

Der Blick nach Wiesbaden könnte sich wieder lohnen

Möglicherweise schaut er dabei wieder zu Wehen Wiesbaden, von wo er in der Vergangenheit bereits Kyereh und Innenverteidiger Jakov Medic nach Hamburg gelotst hatte. Die Verbindungen sind also da, man hat schon gute Geschäfte miteinander gemacht. Aktuell fallen beim Vierten der 3. Liga zwei Spieler auf, die in das Suchraster von Bornemann passen könnten – vor allem, wenn die Hessen den Aufstieg in Liga zwei verpassen sollten.

Mittelstürmer Benedict Hollerbach (22) hat 14 Tore erzielt. Der Vertrag des bei Bayern München ausgebildeten Angreifers läuft aus und aus seinen Ambitionen hat er nie einen Hehl gemacht: „Ich sehe mich nicht mehr in der Dritten Liga, ich bin bereit für mehr“, erklärte er kürzlich im Hessischen Rundfunk.

Für Höheres berufen scheint auch der linke Außenbahnspieler Brooklyn Ezeh (21), der ein absoluter Leistungsträger bei Wehen Wiesbaden ist. Nachteil: Er hat noch einen gültigen Vertrag. Vorteil: Er ist gebürtiger Hamburger, der beim HSV ausgebildet wurde. Sein Berater vertritt zudem einige Spieler, die bereits beim FC St. Pauli aktiv sind oder waren, wie Franz Roggow oder Sirlord Conteh.

Auch Chima Okoroji (25) von Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen soll bei Bornemann für die linke Außenbahn im Notizbuch stehen. Der hat eine Vergangenheit in Freiburg, auch da bedient sich Bornemann dank alter Kontakte gerne. So oder so – es gibt noch einiges zu tun und bedenken, bevor der Sportchef die nächsten Haken hinter seinen Wunschzettel machen kann.