Hamburg. Noch ist das Zweitliga-Team in der Rolle des Jägers. Doch was wird sein, wenn es den ersten Rückschlag oder etwas zu verlieren gibt?
Vor ein paar Wochen, als der FC St. Pauli die ersten drei, vier Spiele des Jahres 2023 gewonnen und sich aus der Abstiegszone der Zweiten Liga gekämpft hatte, war es noch ein hübscher Scherz, als Fans des Kiezclubs in den sozialen Medien Sätze wie diese posteten: „Eine perfekte Rückrunde ist immer noch möglich.“
Inzwischen, nach dem eingestellten Ligarekord von zehn Siegen in Folge, erscheint es zwar weiterhin unwahrscheinlich, aber gar nicht mehr so völlig undenkbar, dass der vom Novizen zum Erfolgstrainer mutierte Fabian Hürzeler sein Team auch in den verbleibenden sieben Ligamatches von Erfolg zu Erfolg coacht.
Wie reagiert das Team auf einen Rückschlag?
Doch lässt man diese übertrieben optimistischen Gedanken einmal beiseite, so wird klar, dass das Nervenkostüm der St. Paulianer demnächst erst noch richtig auf die Probe gestellt werden wird. Zum einen muss sich zeigen, wie die Mannschaft reagiert, wenn es doch einmal einen Rückschlag in Form einer Niederlage gibt und die Aufstiegschancen schwinden.
Bricht das Team dann mental zusammen und lässt die Saison nur noch austrudeln, oder kann es sich aufraffen, zumindest einen neuen Vereinsrekord für die beste Halbserie (bisher 36 Punkte) aufzustellen? Hier wird vom Trainer dann weniger dessen fußballerische Akribie als vielmehr mentaler Beistand gefordert sein.
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Gleiches gilt aber auch für ein anderes Szenario. Sollte St. Pauli nach den kommenden Spielen tatsächlich unter die Top drei der Liga klettern und damit die motivierende Rolle des Jägers gegen die des Gejagten tauschen, wird Fabian Hürzeler ebenso als Psychologe gefragt sein. Die Furcht, plötzlich etwas verlieren zu können, ist nicht zu unterschätzen – und am Millerntor noch sehr wohl bekannt.
St. Paulis verspielter Aufstieg ist noch in Erinnerung
Neben anderen Faktoren war genau dieses Phänomen ein entscheidender Grund dafür, dass die Mannschaft vor gut einem Jahr mit dem Gewinn der Herbstmeisterschaft nicht umgehen konnte und in der Rückrunde den zum Greifen nah erscheinenden Aufstieg verschenkte. Dies sollte sich nicht wiederholen.
Übrigens macht längst eine andere Vision die Runde: Gewinnt St. Pauli immer weiter jedes Spiel, wird der Millerntor-Club 2025 Champions-League-Sieger sein. Das ist aber wirklich nur ein Scherz.