Hamburg. Der Trainer des Kiezclubs feierte mit seinem Team den siebten Sieg in Serie. Greift St. Pauli nun in den Aufstiegskampf ein?

  • FC St. Pauli feiert siebten Sieg in Folge
  • 2:1 gegen Greuther Fürth sorgt für Vereinsrekord
  • Fabian Hürzeler ist der Trainer der Stunde in der Zweiten Liga

Von manchen Dingen kann man einfach nicht genug kriegen – Siege in der Zweiten Liga zum Beispiel. Und so standen die Profis des FC St. Pauli nach dem 2:1 (1:1) gegen die SpVgg Greuther Fürth wieder jubelnd vor der Südtribüne und feierten mit den Fans den siebten Sieg in Folge seit Beginn der Rückrunde. Trainer Fabian Hürzeler und sein Team haben damit vor 29.346 Zuschauern im ausverkauften Millerntor den uralten Vereinsrekord von 1975 eingestellt, als Trainer Kurt Krause die Mannschaft auch zu sieben Siegen in Serie geführt hatte.

„Wir haben es ein bisschen zu leicht genommen, haben zu kompliziert gespielt, haben nicht einfach genug Fußball gespielt“, analysierte Hürzeler die schwachen ersten 20 Minuten. Entscheidend sei für ihn aber die Reaktion, „wie die Mannschaft zusammenhält, was für einen Geist sie beweist“.

FC St. Pauli geriet gegen Fürth früh in Rückstand

Manos Saliakas (13. Minute) und Oladapo Afolayan (55.) waren für die Hamburger erfolgreich, die nach einer Roten Karte für Gideon Jung in der zweiten Hälfte iun Überzahl spielten. Ragnar Ache (6.) hatte die Franken früh in Führung gebracht.

„Never change a winning team“ twitterte der Verein schon eine Dreiviertelstunde vor Anpfiff. Alle Spieler gesund – da hatte Hürzeler wirklich keinen Grund zu wechseln. Und so begann er zum drittenmal in Folge mit der gleichen Startelf, die zuletzt gegen Hansa Rostock und beim SC Paderborn erfolgreich war und auch bei den Siegen gegen Kaiserslautern und Hannover begann.

Die Einzelkritik zum Spiel gegen Fürth

Ouzo für Fan-Liebling Saliakas – Smith hatte zu viel Kaffee

Hürzeler hatte in der Spielvorbereitung seine Hausaufgaben natürlich gemacht und wusste deshalb, was auf sein Team zukommen würde: „Fürth spielt mit extrem hohem und aggressivem Pressing. Da gilt es Lösungen zu finden.“ Das gelang lange Zeit jedoch nicht wirklich gut. So entstand auch das frühe 0:1 aus einem Ballverlust von Connor Metcalfe, Ache kam in der Folge zu einem Schuss aus 16 Metern, der zum Eckball abgefälscht wurde. Bei dem Standard wirkte St. Paulis Abwehr desorganisiert als Ache konnte aus kurzer Distanz einschieben.

St. Pauli im Glück: VAR kassiert Fürther Tor ein

Auch in der Folge dominierten die Gäste das Spiel und hatten Pech, als Aches zweiter Treffer vom VAR wegen einer Knappen Abseitsstellung in der 10. Minute zurückgenommen wurde. Die Fußspitze des Stürmers war nach der Rechtsflanke von Simon Asta ein Stück weit zu nah am Tor. Die Entscheidung des Kölner Kellers wurde von den erleichterten St. Pauli-Fans fast wie ein Tor gefeiert.

Dazu hatten sie dann nur drei Minuten später wirklich einen Anlass. Mit dem ersten sehenswerten Angriff konnte Saliakas ausgleichen. Nach der Vorarbeit von Oladapo Afolyan und dem öffenenden Pass von Jackson Irvine vollendet der Grieche eiskalt flach von halbrechts.

Die Partie wurde nun etwas offener, auch wenn die Nerven der Fans weiter gefordert wurden. Das hohe Anlaufen der Fürther war ein echter Stresstest im Aufbauspiel. Tobias Raschl schoss in der 31. Minute aus guter Position über das Hamburger Tor. Die Anhänger vor allem in der Nordkurve und der Gegengerade hatten ein gutes Gespür für die Situation und unterstützten mehrmals mit „St.-Pauli, St.-Pauli“-Anfeuerungen.

Ex-HSV-Profi Jung fliegt nach Notbremse vom Platz

Hinter die aufgerückte Gäste-Abwehr kam St. Pauli nur selten. Einen Steilpass von Afolayan konnte Daschner in der 32. Minute knapp nicht erreichen. Unmittelbar vor der Pause war Daschner dann dem ehemaligen HSV-Profi Gideon Jung entwischt, der als letzter Mann St. Paulis Doppelpacker vom vergangenen Wochenende zu Boden zog. Schiedsrichter Felix Zwayer zückte wegen Notbremse Rot, das auch aus Köln bestätigt wurde.

„Ich weiß nicht, ob man die Rote Karte geben muss. Im Endeffekt etwas glücklich. Die ersten 10 Minuten haben wir total verpennt. Das zurückgenommene Tor hat uns einen Push gegeben. In der zweiten Halbzeit war es einfacher gegen zehn Mann“, sagte Daschner.

In Unterzahl konnte Fürth im zweiten Durchgang sein hohes Pressing nicht mehr so konsequent spielen. Dennoch kam Ache nach einer Unkonzentriertheit von Saliakas in der 49. Minute zu einer Chance, die Eric Smith gerade noch abblocken konnte.

St. Pauli siegte mit Glück und Geschick gegen gute Fürther

St. Pauli übernahm nun jedoch klar das Kommando und Winterzugang Afolayan nutzte die Vorarbeit von Metcalfe mit einer Direktabnahme zur Führung (55.). Vier Minuten später verhinderte Fürths Torwart Andreas Linde mit einer starken Parade einen möglichen Treffer von Leart Paqarada. Dies blieb jedoch für lange Zeit die letzte gute Offensivaktion, St. Pauli muss sich vorwerfen, nicht konsequent genug auf das dritte Tor gespielt zu haben.

Stattdessen wirkte Fürth bei seinen wenigen Angriffen durchaus gefährlich. Mit Geschick und etwas Glück brachten die Braun-Weißen den Vorsprung aber über die Zeit, die Feierlichkeiten konnten beginnen. „Heute war es ein ganz schwieriges Spiel und in der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt. Aber genau das sind die Spiele, die du als Mannschaft drehen musst.“, sagte Kapitän Leart Paqarada.

Schema:

FC St. Pauli: Vasilj - Medic, Smith, Mets - Saliakas (88. Dzwigala), Hartel, Irvine, Paqarada - Metcalfe (86. Fazliji), Daschner, Afolayan (72. Maurides). - Trainer: Hürzeler

Greuther Fürth: Linde - Griesbeck, Jung, Haddadi (64. Green) - Asta, Raschl, Christiansen, John - Petkov (46. Michalski) - Hrgota (81. Sieb), Ache. - Trainer: Zorniger

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Tore: 0:1 Ache (6.), 1:1 Saliakas (13.), 2:1 Afolayan (55.)

Zuschauer: 29.346 (ausverkauft)

Rote Karte: - Jung (45., Fürth, Notbremse)

Gelbe Karten: Afolayan (2), Medic (4), Maurides (2), Irvine (8) - Griesbeck (6)

Torschüsse: 11:5

Ecken: 3:4

Ballbesitz: 56:44 Prozent

Zweikämpfe: 99:103