Magdeburg/Hamburg. Die kommende Partie des FC St. Pauli ist nicht so brisant wie die in Rostock. Doch ein Spiel wirkt auch nach vielen Jahren noch nach.

Die gute Nachricht für die Fans des FC St. Pauli lautet: Magdeburg ist gelb. Die Zweitligapartie am Sonnabend (13 Uhr/Sky) beim Aufsteiger 1. FC Magdeburg wird vom DFB nach Rücksprache mit der Polizei und den beteiligten Fanprojekten nicht als Risikospiel (rot) eingestuft, sondern steht lediglich „unter Beobachtung“.

Auch wenn es eine Partie im Osten ist, ist die Anspannung zwischen den Fanlagern nicht vergleichbar mit Spielen in Dresden oder gar Rostock. „Rostock ist Rostock. Magdeburg ist Magdeburg“, sagt Oliver Wiebe vom Fanhilfe Magdeburg e. V.: „Den Charakter eines regionalen norddeutschen Derbys erfüllt die Partie bei uns nicht.“

FC St. Pauli: Ein Spiel haben Magdeburgs Fans nicht vergessen

Auch die politischen Differenzen zwischen den Fanlagern in Rostock und St. Pauli sind im Vergleich zu den Sachsen-Anhaltinern deutlich krasser. „Natürlich polarisiert der FC St. Pauli auch in Magdeburg“, sagt Wiebe, „es ist aber vor allem ein sportliches Ereignis aus der Vergangenheit, das dem Spiel eine besondere Bedeutung verleiht.“

Und das schwer zu vergessen ist für die Anhänger des Europapokalsiegers von 1974. 2007 stand St. Pauli vor dem abschließenden Spieltag der Regionalliga Nord in Magdeburg schon als Aufsteiger in die Zweite Liga fest. Mit einem Sieg hätte auch der 1. FCM noch den Sprung in die Zweitklassigkeit geschafft. Die Partie endete jedoch 1:1. „Den verpassten Aufstieg und die hämischen Gesänge der Hamburger haben viele nicht vergessen“, erinnert sich Wiebe.

Fanhilfen St. Pauli und Magdeburg arbeiten zusammen

Der 31-Jährige ist Magdeburg-Fan „seit Kindesalter“. Er ist aber auch studierter Sozialwissenschaftler und arbeitet ehrenamtlich in der Öffentlichkeitsarbeit für die Fanhilfe Magdeburg sowie beim deutschen Dachverband der Fanhilfen mit, dem auch die „Braun-Weiße Hilfe“ aus dem Umfeld des FC St. Pauli angehört. „Zur Braun-Weißen Hilfe haben wir seit Jahren guten Kontakt und unterstützen uns in der Arbeit für die Stärkung der Fanrechte“, sagt er.

Insgesamt 21 „Hilfen“ unterschiedlichster Vereine von der Bundesliga bis zur Regionalliga gehören dem bundesweiten Zusammenschluss an, dessen Zweck „die Förderung von Interessen von Fußballfans sowie die Unterstützung bei der Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer bürgerlichen Rechte“ ist.

Konkret werden die Fanhilfen meist dann tätig, wenn sie rechtswidriges Vorgehen der Polizei in Zusammenhang mit Fußballspielen festgestellt haben oder vermuten. „Wir sind fest davon überzeugt, dass die Arbeit der Fanhilfen wirkt“, sagt Wiebe, „das merken wir insbesondere an Spielorten, wo wir juristisch aktiv wurden.“

Oft unterstützen Linken-Politiker die Fanhilfe

Zuletzt gab es einige Fälle, wo das Verhalten der Polizei gegenüber Fußballanhängern vor Gericht als rechtswidrig eingeschätzt wurde. Für St.-Pauli-Anhänger das prägnanteste war sicherlich, dass 2021 die Polizeidirektion Bielefeld einräumte, dass die Einkesselung von etwa 300 Fans 2018 vor einem Spiel bei der Arminia rechtswidrig war.

Auffällig ist, dass häufig Politiker der Linken die Arbeit der Fanhilfen unterstützen. Im Bayerischen Landtag fragte ein Linken-Abgeordneter nach dem Verhalten der Polizei in Regensburg, in Hamburg stellte der Abgeordnete Deniz Celik eine Kleine Anfrage zum Vorgehen der Polizei vor dem Lokalderby gegen den HSV am 14. Oktober.

Wiebe selbst ist auch Sprecher der Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt. „Die Kontrolle der Regierung kann nur durch die Opposition geschehen“, sagt Wiebe dazu. „Ein Innenminister einer Regierungskoalition wird nicht seine eigenen Anweisungen und Verantwortlichkeiten hinterfragen.“

Magdeburg ist gelb – dennoch erwartet die Braun-Weiße Fanhilfe, „dass die Polizei die Bewegungsfreiheit der St.-Pauli-Fans stark einschränken wird“. Auch sei mit einer engen Begleitung zu rechnen. „Diese Taktik wirkt nicht nur stark repressiv, sondern stellt auch eine Vorverurteilung der Fußballfans dar“, urteilt die Fanhilfe Magdeburg. Das alles wird sie mit den „Kollegen“ aus Hamburg am Sonnabend genau beobachten.