Hamburg. Für den neuen Trainer Fabian Hürzeler ist es der dritte Sieg im dritten Spiel. St. Pauli schielt in der Tabelle nach oben.

Das wertvollste Lob des Tages erhielt Fabian Hürzeler von seinem deutlich erfahreneren Kaiserslauterer Kollegen Dirk Schuster. „Seit er hier das Amt übernommen hat, macht er eine hervorragende Arbeit. Das haben wir heute selber zu spüren bekommen“, sagte der Trainer des bisher so erfolgreichen Aufsteigers aus der Pfalz, der als Tabellenfünfter immer noch den Blick nach oben richten kann.

Am Sonntagnachmittag aber gelang es dem FC St. Pauli, den Lauterern die erste Auswärtsniederlage der gesamten Saison beizubringen. Dass der 1:0 (0:0)-Sieg vor erneut ausverkauften Rängen des Millerntor-Stadions verdient war, stand am Ende außer Frage. Hürzeler setzte zudem seine Erfolgsserie fort. Drei Siege zum Beginn einer Amtszeit hatte vor ihm bei St. Pauli zuletzt Helmut Schulte (65) geschafft, das war im Herbst 1987.

„Ich mache mir gar nichts aus diesen Rekorden, von denen ich selbst noch nicht einmal etwas weiß“, versicherte der 29 Jahre alte Hürzeler nach dem Spiel glaubhaft. Und so wusste er auch nichts davon, dass ein St.-Pauli-Team zuletzt in der so erfolgreichen Rückrunde der Saison 2016/17 (34 Punkte) drei Spiele in Folge ohne Gegentor geblieben war. Sechs Jahre sind das nun bald her. Gar ins Jahr 2007 muss man zurückgehen, um drei Siege in Folge ohne Gegentor zu finden. Das war noch in der Regionalliga.

FC St. Pauli ringt Kaiserslautern nieder

Trainer Hürzeler hatte sich gegen Kaiserslautern – wenig überraschend – dafür entschieden, exakt die Startelf ins Rennen zu schicken, die genau eine Woche zuvor beim 2:0 gegen Hannover 96 beim Anpfiff auf dem Feld gestanden hatte. Dass es dennoch ein vom Charakter anderes Spiel werden sollte, hing in erster Linie mit dem Gegner und dessen Spielweise zusammen, die mit der Vokabel destruktiv noch milde beschrieben ist.

Nach einer guten Stunde hatte das Torschussverhältnis jedenfalls 13:1 für St. Pauli betragen. Dafür waren die Pfälzer mit 15:7 Fouls weit vorn. Am Ende lauteten diese Werte 17:9 Torschüsse zu St. Paulis Gunsten und 21:12 Fouls. Entmutigen ließen sich die St. Paulianer von der teils ekligen Härte des Gegner jedenfalls nicht. „Wir wussten ja, was auf uns zukommt“, sagte später Mittelfeldspieler Marcel Hartel in Bezug auf die körperliche Härte, um nicht zu sagen Brutalität. „Zum Glück ist ja keiner von uns zu Schaden gekommen“, sagte er weiter.

Drei Spiele, drei Siege: Fabian Hürzeler hat St. Pauli wieder zu einem guten Zweitligisten geformt.
Drei Spiele, drei Siege: Fabian Hürzeler hat St. Pauli wieder zu einem guten Zweitligisten geformt. © Imago / Torsten Helmke

Auch Linksverteidiger Leart Paqarada überstand schon in der 22. Minute ein hartes Foul von Nicolai Rapp, der nur zwei Minuten zuvor schon Gelb wegen einer Attacke gegen Hartel gesehen hatte. „Ich war überrascht, dass es keine Rote Karte gab“, sagte später Connor Metcalfe.

1:0! Metcalfe erlöst FC St. Pauli

Der 23 Jahre alte Australier, der schon eine Woche zuvor das 2:0 gegen Hannover 96 erzielt hatte, stand am Ende auch gegen Kaiserslautern wieder im Mittelpunkt. Mit seinem gezielten Flachschuss mit dem linken Fuß ins linke untere Eck überwand er Kaiserslauterns Torwart Andreas Luthe (72.) und sorgte so für die ersehnte 1:0-Führung, die bis zum Ende hielt.

Ebenso sehenswert wie dieser Torschuss war aber auch der Pass aus dem Fußgelenk von Eric Smith in den Raum, in den der wieder rechts offensiv spielende Metcalfe hineinsprintete. „Ich wusste gar nicht, dass Eric so einen Pass aus seinem Fußgelenk spielen kann“, frotzelte Hartel über seinen Kollegen Smith, der sich als zentraler Spieler der Dreier-Abwehrkette immer wieder konstruktiv in die Offensivaktionen seines Teams einbrachte.

Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. Darmstadt 98 30 / 48:24 / 64
2. Heidenheim 30 / 61:31 / 60
3. HSV 30 / 60:41 / 56
4. SC Paderborn 30 / 61:37 / 50
5. FC St. Pauli 30 / 47:35 / 50
6. Fortuna Düsseldorf 30 / 51:40 / 50
7. Kaiserslautern 30 / 43:38 / 44

„Der Schlüssel war, dass wir ihr körperbetontes Spiel mitgegangen sind, uns nicht auf ihre Spielchen eingelassen haben und ihre langen Bälle verteidigt haben“, analysierte der Torschütze selbst, der nun drei Saisontreffer auf seinen Konto hat, was ihn in der internen Rangliste schon auf den geteilten dritten Platz hinter Johannes Eggestein (5) und Lukas Daschner (4) befördert hat.

„Ich weiß, dass Eric gerne solche Bälle spielt, also bin ich sofort in den freien Raum gesprintet“, sagte Metcalfe weiter und bewies damit mehr Wissen als sein Kollege Hartel. Seine eigene gute Form bezeichnete er als kurioserweise als „überraschend“. „Ich werde einfach den Kopf runternehmen und weiter hart arbeiten“, versprach er. „Connor macht diese Läufe während des ganzen Spiels. Ich bin froh, dass ich ihn heute einmal gefunden habe und er dann das Tor gefunden hat. Ich freue mich für ihn“, sagte Passgeber Smith, der Ende der vergangenen Woche vorzeitig seinen noch bis 2024 laufenden Vertrag verlängert hatte.

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St. Pauli brauchte 17 Hinrundenspiele für drei Siege

Smith betonte, dass Kaiserslautern „eines der besten Teams der ganzen Liga“ ist, aber anders als die meisten Mannschaften agiert. „Daher bin ich froh, dass wir nicht nur mit dem Ball unsere Qualität gezeigt haben, sondern auch, dass wir kämpfen können“, sagte er. Nur auf die Frage, wie sein eigenes Team im Ligavergleich einzuschätzen sei, wenn man Kaiserslautern verdient besiegt, blieb der Schwede dann doch zurückhaltend.

„Wir sind einfach in einer guten Form. Aber wir sind auch noch nicht fertig. Wir waren und sind noch in einer schwierigen Situation und haben die Pflicht, uns da rauszuziehen“, sagte er weiter. „Es ist ein guter Start, aber wir müssen weitermachen.“ Und Kapitän Paqarada erinnerte daran, dass auch vor dem Trainerwechsel im Dezember nicht alles schlecht war: „Schon in der Hinrunde lief vieles richtig, da hat uns das Matchglück gefehlt“

Am Ende hatte Hartel noch eine ganz einfache Erklärung für die jüngste Erfolgsserie seiner Mannschaft, die nun in den ersten drei Rückrundenspielen genauso viele Siege feiern konnte, wie in den gesamten 17 Spielen der Hinserie: „Seit meine Tochter auf der Welt ist, gewinnen wir nur noch.“ Mitte Januar war der 27-Jährige erstmals Vater geworden. Die Fortsetzung soll am kommenden Sonnabend im Auswärtsspiel beim nächsten Aufsteiger folgen, dem 1. FC Magdeburg.

Die Statistik:

  • FC St. Pauli: Vasilj – Medic, Smith, Mets – Saliakas, Irvine, Hartel, Paqarada – Metcalfe (80. Maurides), Daschner, Afolayan (87. Matanovic).
  • 1. FC Kaiserslautern: Luthe – Zimmer, Kraus, Bormuth, Durm – Niehues (60. Hercher), Rapp – Opoku (60. Zolinski), Hanslik (46. Ritter), Redondo (76. Lobinger) – Boyd (80. De Preville).
  • Tor: 1:0 Metcalfe (72.).
  • Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart).
  • Zuschauer: 29.456 (ausverkauft).
  • Gelbe Karten: Smith (4), Saliakas (5), Afolayan, Maurides – Rapp, Opoku, Kraus, Zolinski, Ritter (2).