Rotenburg an der Wümme. Im Testspiel gegen den Drittligisten sollten sich vor allem die Spieler zeigen, die zuletzt wenig Einsatzzeit hatten.

Als auch der Flachschuss von Oladapo Afolayan links am Tor vorbeirauschte, war klar, dass es an diesem Tage nichts mehr mit einem eigenen Treffer bleiben würde. So blieb es 25 Stunden nach dem umjubelten und befreienden 1:0-Auswärtssieg des FC St. Pauli in der Zweiten Liga beim 1. FC Nürnberg bei einer ziemlich ernüchternden, ja schon peinlichen 0:4-Niederlage im Testspiel gegen den Drittliga-Aufsteiger VfB Oldenburg.

FC St. Pauli: Trainer Hürzeler kritisiert Einstellung seiner Spieler

Dieser Versuch, auch den Ersatzspielern am Tag nach dem Punktspiel Spielpraxis und damit die Chance zu geben, sich für die nächste Partie zu empfehlen, endete in einer Pleite, die aber durchaus erkenntnisreich war. „Wir sind durch zwei einfache Fehler im Spielaufbau in Rückstand geraten. Das darf uns so nicht passieren. Danach haben wir trotzdem versucht, Fußball zu spielen. Das war bei dem immer schwerer zu bespielendem Platz der falsche Weg. Wir hätten mehr mit langen Bällen in die Tiefe kommen müssen. Das haben wir erst in der zweiten Halbzeit gemacht“, analysierte Trainer Fabian Hürzeler nach dem Spiel auf dem Trainingsplatz des Rotenburger SV.

Und Hürzeler wurde deutlich: „Wir als Trainerteam und auch die Spieler nehmen aus diesem Spiel die Erkenntnis mit, dass es so nicht geht.“

Dies war aber erst der noch nüchtern analysierende Anfang seiner Kritik an den von ihm in der Startelf aufgebotenen Spielern, von denen die meisten den Anspruch haben, auch in der Zweiten Liga zu festen Größen gehören zu können. „Ich weiß, dass es nicht schön ist, nicht zu spielen und dann so ein Ersatzspiel zu machen. Aber ich erwarte trotzdem schon eine gewisse Einstellung. Die hat der eine oder andere heute nicht an den Tag gelegt. Dementsprechend sind es für uns wichtige Erkenntnisse“, sagte Hürzeler deutlich.

Manche St.-Pauli-Profis wirkten lustlos gegen Oldenburg

Vor allem ließ sich im Mittelfeld weder bei Afeez Aremu noch bei Carlo Boukhalfa erkennen, dass sie das Spiel nutzen wollten, um sich im Hinblick auf das nächste Zweitligaheimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Hannover 96 zu empfehlen. Viele ihrer Aktionen wirkten uninspiriert, um es vorsichtig auszudrücken. Von außen wirkte manches sogar ziemlich lustlos.

Die äußeren Verhältnisse mit stürmischen Böen und regelmäßigen Schauern trugen sicher nicht zur Freude am Spiel bei, andererseits zeigte der Gegner aus Oldenburg, bei dem der langjährige St.-Pauli-Profi Christopher Buchtmann fehlte, dass man auch bei diesen ungemütlichen Bedingungen engagiert und zielstrebig auftreten kann. Am Ende musste St. Paulis Torwart Sascha Burchert, der die Kapitänsbinde trug, sogar eine noch höhere Niederlage verhindern. Blamabel genug war es so aber auch.

Neuzugänge Maurides und Afolayan wirkten belebend bei St. Pauli

Die fast einzigen beiden Lichtblicke im St.-Pauli-Team, das in dieser Formation sicherlich nie ein Punktspiel bestreiten wird, waren die in der zweiten Hälfte eingewechselten Offensivkräfte Maurides Roque Junior und Oladapo Afolayan. „Beide haben mir gut gefallen. Da ist etwas dahinter. Man hat gesehen, dass sie eine Waffe sein können“, stellte Hürzeler fest. Das war bei beiden Winterzugängen auch schon nach ihren Einwechslungen in Nürnberg zu sehen gewesen. Entscheidend ändern konnten aber auch sie jetzt gegen Oldenburg nichts, wobei Maurides mit einem Kopfball am Pfosten scheiterte.

„Es ist gut für uns zu sehen, wo wir stehen, auch wenn wir am Sonntag in Nürnberg gewonnen haben. Man muss da schon auf die Bremse drücken, weil wir noch viel Arbeit vor uns haben“, fasst Hürzeler seine Erkenntnisse zusammen. „Eigentlich kommt es mir gar nicht so ungelegen. Wenn wir hier 4:0 gewinnen, wären wir noch mehr gelobt worden. Dabei hat man auch in Nürnberg gesehen, dass zwar gewisse Dinge gut sind, aber einige Dinge noch nicht so laufen, wie wir uns das vorstellen.“ Eines will er seinen Spielern jetzt klarmachen: „So ein Spiel ist keine Bestrafung, sondern eine Wertschätzung.“

FC St. Pauli: Burchert – Appe, Fazliji (46. Maurides), Beifus (63. Roggow) – Wieckhoff, Aremu, Boukhalfa, Ritzka – Eggestein, Matanovic (76. Lee), Saad (63. Afolayan). Tore: 0:1 Hasenhüttl (11.), 0:2 Badjie (12.), 0:3 Bookjans (43.), 0:4 Brand (79.). Schiedsrichter: Felix Bahr (Ahlerstedt).