Hamburg. Zum Rückrundenauftakt des FC St. Pauli beim 1. FC Nürnberg sind die Zugänge noch nicht bereit. Trainer Hürzeler gibt sich gelassen.
Elias Saad, Maurides, Oladapo Afolayan – der FC St. Pauli hat in der Winterpause zugeschlagen, drei Stürmer fürs Millerntor, drei Stürmer für den Klassenerhalt. Die Analyse der Hinrunde war ja eindeutig, auch die mangelnde Nutzung der Torchancen war ein Grund für die miserable Ausbeute von nur drei Siegen und 17 Punkten. Und damit Platz 15, punktgleich mit dem 17., Alarmstufe rot also, höchste Abstiegsgefahr.
In der Rückrunde muss sich das ändern – zum Rückrundenauftakt am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Nürnberg steht von den neuen Stürmern in der Startelf: keiner.
FC St. Pauli: Was fehlt den drei neuen Stürmern?
Cheftrainer Fabian Hürzeler, auch er als Nachfolger von Timo Schultz neu in der Verantwortung, gibt sich vor seinem Pflichtspieldebüt auf der Trainerbank demonstrativ gelassen darüber, dass offenbar keiner der Neuen das Zeug dazu hat, als Soforthilfe gegnerische Abwehrreihen schwindelig zu spielen und alles kurz und klein zu schießen. Tore der Zugänge in den vier Testspielen? Null. Was fehlt ihnen also?
„Gar nichts“, sagt Hürzeler und beweist, dass er in seinem derzeit noch laufenden Pro-Lizenz-Lehrgang beim DFB die Lektion „Stark reden“ bestanden hat: „Die anderen machen es sehr gut. Nur weil Neue kommen, heißt das nicht, dass sofort gewechselt wird.“ Also werden beim „Club“ wie in allen drei Testspielen dieses Jahres gegen den FC Lugano (7:2), Borussia Mönchengladbach (1:0) und den FC Midtjylland (0:0) Connor Metcalfe, Lukas Daschner und David Otto die offensive Dreierreihe bilden. „Die Jungs, die da waren, haben eine super Vorbereitung gespielt“, lobte Hürzeler.
Hürzeler: „Im Großen und Ganzen bin ich sehr happy mit Afolayan“
Der Brasilianer Maurides und der Engländer Afolayan werden die Bahnreise ins Frankenland am Sonnabend wohl mit antreten, das ist beim Hamburger Saad (23) noch keinesfalls sicher. Der Sprung aus der vierten Liga vom FC Eintracht Norderstedt wirkt vor allem in Bezug auf die körperlichen Voraussetzungen noch zu groß. Auch Maurides (29) und Afolayan (25), der in England zuletzt drei Spiele wegen einer Tätlichkeit gesperrt war und deshalb ohne Spielpraxis nach Hamburg gekommen ist, können körperlich noch etwas zulegen. Vor allem aber müssen sie noch taktisches Verhalten innerhalb St. Paulis komplexem Pressing- und Balleroberungssystem verinnerlichen.
Afolayan immerhin brennt, er scheint bislang am ehesten das Zeug dazu zu haben, wirklich eine Verstärkung zu werden. „Im Großen und Ganzen bin ich sehr happy mit ihm. Ich rede viel mit ihm“, berichtet Hürzeler, „Er steht jeden Tag bei mir im Büro und fragt, was er besser machen kann. Das zeigt, wie er ist.“
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Karol Mets wird in Nürnberg auf dem Platz stehen
Während in der Offensive also noch keiner der Zugänge zum Einsatz von Beginn an kommen wird, ist das in der Abwehr ganz anders. Der Este Karol Mets (29) hat sich in seinen zwei Testspieleinsätzen sofort als Verstärkung gezeigt und mit dafür gesorgt, dass es kein Gegentor gab. „Ein Neuer wird in Nürnberg definitiv auf dem Platz stehen“, verriet Hürzeler und jeder wusste, wer gemeint ist. „Man merkt, dass er ein gestandener Spieler ist, dass er eine gewisse Ruhe und Selbstbewusstsein ausstrahlt.“
Wie die Hamburger ist auch der „Club“ bislang weit hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben und hat auf Rang 11 nur zwei Zähler mehr als die Kiezkicker auf dem Konto. Dementsprechend wichtig ist die Partie bereits für den weiteren Saisonverlauf. Nürnberg hat bereits am 4. Oktober den erfahrenen Trainer Markus Weinzierl (48) als Nachfolger des beurlaubten Robert Klauß geholt und ist damit einen komplett anderen Weg als St. Pauli gegangen.
Nürnberg-Trainer: „St. Pauli ist besser als ihr Tabellenplatz"
Im Winter holten die Franken zudem fünf neue Spieler. „St. Pauli ist besser als ihr Tabellenplatz, ich habe großen Respekt vor der Mannschaft“, sagte Weinzierl, „sie sind spielstark und haben gute Einzelspieler – aber wir haben das auch.“
Seit fast genau einem Jahr, seit dem 12. Februar 2022, konnte der FC St. Pauli nicht mehr auswärts gewinnen. Auch das ein Grund, warum in der vergangenen Saison der Aufstieg verspielt wurde und nun Abstiegsangst herrscht. „Wir hatten auswärts Statistiken, wo wir in den persönlichen Duellen nicht gut ausgesehen haben. Das ist ein Thema, das wir angehen“, erklärt Hürzeler, „wir wollen immer unser Spiel verfolgen und in allen Spielphasen aktiv sein.“ Druck, sagt er, den mache er sich selbst genug. „Ich will immer gewinnen. Das war schon so, wenn wir in der Familie Siedler von Catan gespielt haben.“