Hamburg. St. Paulis Co-Trainer legt keinen Wert auf einen Job im Rampenlicht, ist loyal und zurückhaltend, hat aber eine klare Meinung.
Manchmal wird er laut auf dem Trainingsplatz. Dann kommen energische Ansagen, wer wie wohin laufen oder den Ball passen soll. Ab und zu greift er sich nach einer Einheit einen Spieler auch persönlich heraus und bespricht mit ihm Details. Doch, Peter Nemeth kann offensichtlich klar und deutlich reden und kommunizieren. Jedenfalls in seinem Job als Co-Trainer beim FC St. Pauli. Privat und in der Öffentlichkeit aber bevorzugt der 50 Jahre alte Slowake das Schweigen. Das Rampenlicht ist nicht seine Sache.
Seit einem Monat unterstützt Nemeth nun den jungen Cheftrainer Fabian Hürzeler (29) bei der Arbeit und kommt bei den Spielern offenbar bestens an. „Es ist gut, ihn hier zu haben. Wir haben jetzt die Balance mit seiner Erfahrung und seinem Alter. Fabi ist eben kein alter Coach, und Peter hat mehr Erfahrung“, sagt Innenverteidiger Adam Dzwigala. Mittelfeldspieler Marcel Hartel meint: „Ich schätze ihn sehr. Ich weiß genau, dass er früher oder später jeden Einzelnen von uns weiterentwickeln wird.“
FC St. Pauli: Peter Nemeth kommt bei den Spielern bestens an
Dass Nemeth für die Hamburger überhaupt verfügbar war, lag daran, dass Uwe Neuhaus seine Trainerkarriere heimlich, still und leise mindestens für längere Zeit unterbrochen, wenn nicht ganz beendet hat. Der 63-Jährige hat aktuell kein Interesse an einem neuen Job und hat seinem langjährigen Assistenten freigegeben, sich eine neue Arbeit zu suchen.
Nemeth war gemeinsam mit Neuhaus am 1. März 2021 von Arminia Bielefeld entlassen worden und seitdem ohne Job. Ambitionen, selbst Cheftrainer zu werden, hat der ehemalige slowakische Nationalspieler nicht, er fühlt sich wohl in der „zweiten Reihe“. „Ich arbeite gerne und viel als Co-Trainer – sei es mit den Spielern auf dem Platz, aber auch bei Video-Analysen hinter den Kulissen“, erklärte Nemeth bei seiner Verpflichtung.
„Das hört sich vielleicht blöd an, aber er hat ein unglaublich gutes Rollenverständnis. Vor mir war er Cheftrainer in Dresden. Er hat die Rolle so ausgefüllt, wie ich das auch mache“, sagte Uwe Neuhaus in einem Interview des „Westfalen-Blatts“. „Und er hatte kein Problem damit, gleich wieder ins zweite Glied zurückzutreten.“
"Fleißig, absolut loyal dem Cheftrainer gegenüber"
Bielefelds Sportdirektor Samir Arabi hatte seit Dezember 2018 mit Neuhaus und Nemeth zusammengearbeitet. 2020 stiegen die Ostwestfalen überraschend in die Bundesliga auf, mit einem Trainerduo, das perfekt aufeinander abgestimmt war. „Peter hat den Job des Co-Trainers mit allen Herausforderungen und Besonderheiten verinnerlicht: Also fleißig, absolut loyal dem Cheftrainer gegenüber, er hat viele Trainingsinhalte ausgearbeitet und auf dem Platz eigenständig durchgeführt“, sagte Arabi dem Abendblatt. „An dem Bundesligaaufstieg hat er seinen Anteil.“
- Testspiel nach Saisonstart – Wiedersehen mit Buchtmann
- Der Rückrundencheck: Wo stehen der HSV und FC St. Pauli?
- Ex-St.-Pauli-Profi Patschinski will das Trash-TV aufmischen
„Loyalität“ ist eines der Stichworte, das immer wieder fällt, wenn Wegbegleiter und Kollegen über den einstigen Profi von Eintracht Frankfurt sprechen. Das heißt aber nicht, dass er in der Trainerkabine schweigt. „Er bringt sich komplett ein. Er hat seine eigene Meinung, die er auch argumentativ komplett vertritt“, sagt Olaf Janßen. Der frühere St.-Pauli-Cheftrainer arbeitete mit Nemeth von 2013 bis 2014 in Dresden zusammen. „Er ist sehr bodenständig, hat eine Menge Sachverstand und ein sehr gutes Händchen für die Spieler“, sagt Janßen, „er hat eine harte, aber herzliche direkte Ansprache und schmiert den Spielern keinen Honig um den Bart.“
Fabian Hürzeler hatte vor der Verpflichtung seines Co-Trainers natürlich ein Gespräch mit Nemeth. Man will ja auch prüfen, ob die Chemie stimmt. „Für mich war es entscheidend, einen Co-Trainer zu gewinnen, mit dem ich mich offen und konstruktiv austauschen kann.“ Das, sagt Janßen, sei in dem Job unabdingbar: „Es braucht heutzutage einen Co-Trainer, der einen Cheftrainer sehend macht.“
Den haben sie beim FC St. Pauli wohl gefunden – auch wenn man in der Öffentlichkeit wenig von ihm hört.
Der FC St. Pauli bestreitet in Rotenburg (Wümme) am kommenden Montag (16 Uhr, Stadion In der Ahe) ein Testspiel gegen den Drittligisten VfL Oldenburg.