Hamburg. Der Mittelfeldspieler ist vor dem Start der wichtigen Rückrunde Papa geworden. Jetzt will er gut gelaunt den Klassenerhalt schaffen.
Marcel Hartel ist der Traum einer jeden Medienabteilung – und eine verdammt harte Nuss für Journalisten, die über den FC St. Pauli berichten. Dem 27-Jährigen ein markiges Statement abzuringen ist herausfordernd. Stattdessen: „Wir sind heiß auf den Rückrundenstart.“ „Aus den Testspielen haben wir Selbstvertrauen mitgenommen.“ „Alle Neuen haben ihre Qualitäten.“ „Wir schauen nicht auf die Tabelle.“ Das Schlimmste: Man kann dem gebürtigen Kölner, wie er das schmunzelnd mit kölschem Zungenschlag sagt, einfach nicht böse sein.
FC St. Pauli: Hartel verriet sein Glück mit dem Baby-Torjubel
Und selbst wenn das jemand wäre, den Mittelfeldmotor des Kiezclubs würde es dieser Tage vermutlich herzlich wenig stören. Denn es gibt dann doch ein Thema, mit dem sich Hartel aus der Reserve locken lässt. Vor acht Tagen wurde seine Tochter geboren. Die Schwangerschaft seiner Frau Maike, die nach der Geburt wohlauf ist, hatte der erstmalige Papa – immerhin Torschütze des Jahres 2019 – im August im Millerntor-Stadion per Babybauch-Jubel nach einem seiner seltenen Treffer bekannt gegeben. Mein Vater, der Knipser.
Apropos Knipsen: Den Lichtschalter musste Familie Hartel in den ersten gemeinsamen Nächten erstaunlich selten betätigen. „Die Kleine hat einen guten Schlafrhythmus, meine Frau macht das top, ich bekomme daher genug von der Nacht ab, um mich zu regenerieren“, sagt Hartel und strahlt dabei, wie nur frischgebackene Papas strahlen können. Die „sehr, sehr schöne“ Vaterrolle sei definitiv ein „neues Kapitel“ seines Lebens, das ihm auch auf dem Spielfeld einen Schub verleihe.
Hartel lobt Konkurrenzkampf beim FC St. Pauli
Beim FC St. Pauli schreibt Hartel hingegen weiter am Kapitel „So haben wir den Klassenerhalt 2022/23 gemeistert“. Ein Thema darin: der Konkurrenzkampf. Den hat der neue Cheftrainer Fabian Hürzeler dadurch entfacht, die Startelf für den Rückrundenauftakt am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Nürnberg bereits seit einigen Wochen fixiert zu haben. „Dadurch können wir Stammspieler uns ein Gefühl füreinander holen und die Basics schaffen. Die anderen Jungs haben auch Klarheit und können richtig Gas geben, um ihre Position zu erobern“, sagt der Rechtsfuß und schiebt noch in bester Hartel-Art nach: „Jeder geht an seine Grenzen.“
Seine eigenen sind weit gezogen. Die rheinische Frohnatur hat mit 203,24 Kilometern die mit Abstand meisten aller Zweitligaspieler abgespult. Die neue Rolle im defensiven Mittelfeld in Hürzelers 5-2-3-System (wahlweise auch eine 3-4-2-1-Formation) wird gewiss nicht dazu beitragen, dass sich das Odometer künftig langsamer bewegt. Hartel hat auch dazu die passende Floskel am Start: „Ich laufe gern für die Mannschaft, um den Ball zu verteidigen.“
Hartel will als Mittelfeldstratege und Vater glänzen
Die Statistik, bei der auch Sechser-Partner Jackson Irvine (178,66 Kilometer/13.) weit vorn platziert ist, habe er hingegen nicht im Auge. „Nur vom vielen Laufen allein kann ich mir nicht viel holen und uns keine Punkte.“ Dies wiederum soll durch Hürzelers Fokus auf mehr Klarheit im Spiel und ein schnelleres Umschalten vor allem nach Ballgewinnen sichergestellt werden.
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Und dann hat Hartel gesagt, was zu sagen war, und will nur noch eins: nach Hause. Um auch bei den väterlichen Pflichten zu tun, was er pflichtbewusst für den Kiezclub tut: „Alles geben.“
Beim Training am Dienstag fehlten Luca Zander und Etienne Amenyido sowie die Langzeitverletzten David Nemeth und Christopher Avevor.