Hamburg. Nur drei Ermittlungsverfahren gegen Beamte nach der auf Video dokumentierten mutmaßlichen Polizeigewalt beim Derby gegen den HSV.
Die Bilder der teils gewalttätigen Konfrontationen zwischen Fußball-Anhängern und der Polizei rund ums Millerntor-Stadion vor dem Lokalderby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV (3:0) am 14. Oktober sorgten bundesweit für Beachtung. Über das Vorgehen der Polizei zeigten sich viele Fans und und Augenzeugen erschrocken.
Polizist fixiert Mann vor Derby und schlägt auf ihn ein
Insbesondere das auf Video dokumentierte mutmaßliche Verhalten eines Bundespolizisten, der einen am Boden liegenden Mann fixierte und ihn dreimal seitlich in die Nierengegend und zweimal mit dem Ellenbogen auf den Hinterkopf schlug, rief Entsetzen hervor. Die Polizei leitete anschließend Ermittlungen ein und versprach Aufklärung.
Nun steht fest, dass lediglich drei Ermittlungsverfahren gegen Polizeibeamte eingeleitet wurden. Ein einziges davon wegen Körperverletzung im Amt. Das geht aus der Antwort des Hamburger Senats auf eine Schriftliche Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Denis Celik (Die Linke) hervor.
- Peter Nemeth: Schweigsam nur in der Öffentlichkeit
- Testspiel nach Saisonstart – Wiedersehen mit Buchtmann
- Der Rückrundencheck: Wo stehen der HSV und FC St. Pauli?
Ob das Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung noch läuft oder ob es Konsequenzen gegeben hat, ist jedoch unklar, denn „Angelegenheiten der Bundespolizei im Zusammenhang mit Parlamentarischen Anfragen eines Landesparlaments [erhalten] keine Beantwortung“, heißt es.
250 St.-Pauli-Fans wollten HSV-Fanmarsch stürmen
Laut Polizeiangaben waren etwa 250 Anhänger des FC St. Pauli vom Heiligengeistfeld in Richtung Glacischaussee gestürmt, um den Fanmarsch des HSV anzugreifen. Dies sei durch das Eingreifen der Beamten verhindert worden. Fünf Beamte seien verletzt worden. Die Anzahl an Ermittlungsverfahren gegenüber Fußballfans ist derweil von ursprünglich 66 am 25. Oktober 2022 auf 117 gestiegen.
Die St.-Pauli-nahe Fan-Organisation „Braun-Weiße Hilfe“ beklagt in dem Zusammenhang, dass personenbezogene Daten des Opfers des polizeilichen Übergriffs an die Öffentlichkeit gelangt seien. Die Pressestelle der Polizei habe jedoch keine vollständigen personenbezogenen Daten weitergegeben. Aus der Anfrage geht hervor, dass „unterschiedliche Bedienstete der Polizei den Betroffenen abgefragt“ hätten.
Folgerichtig kämen auch „damit verschiedene Personen für eine Weitergabe in Frage. Auffällig scheint jedoch, dass die Polizei Hamburg wenig an einer Aufklärung des Sachverhalts interessiert ist“, schreibt die „Braun-Weiße Hilfe“ und fordert von der Polizei „eine kritische Aufarbeitung der geschilderten Ereignisse und eine öffentliche Entschuldigung bei der betroffenen Person.“