Hamburg. Der neue Trainer Fabian Hürzeler, krempelt den Plan für das Trainingslager um – zum Leidwesen des Bundesligisten.
Mit seiner ersten wichtigen Entscheidung hat sich der neue Cheftrainer Fabian Hürzeler schon den ersten Ärger eingehandelt. Auf seine Initiative hin sagte der FC St. Pauli das für den kommenden Mittwoch (4. Januar) während des Trainingslagers in Spanien geplante Testspiel gegen das Bundesligateam des SV Werder Bremen ab.
Hürzeler will die Zeit lieber zum intensiven Training nutzen. Dafür wurde der zweite Test vom 8. auf den 7. Januar vorgezogen. Gegner ist dann auf der Trainingsanlage in Benidorm der Schweizer Erstligavierte und Pokalsieger FC Lugano.
FC St. Pauli verärgert Werder Bremen
„Ich möchte mit der Mannschaft während unseres Trainingslagers mehr Zeit auf dem Platz haben und inhaltlich arbeiten“, begründete der vor einer Woche zum Cheftrainer ernannte, 29 Jahre alte Hürzeler.
Die Bremer wurden von dieser Absage überrascht und reagierten dementsprechend wenig erfreut. „Das ist für uns natürlich sehr ärgerlich“, sagte Clemens Fritz, der Leiter Scouting und Profifußball des SV Werder. „Da schon etliche Ligen den Spielbetrieb wieder aufgenommen haben oder kurz davor stehen und daher weniger Mannschaften zur Vorbereitung vor Ort sind, war es uns bislang nicht möglich, einen Ersatz zu finden.“
An der gemeinsamen An- und Abreise beider Teams mit einem Charterflieger von Bremen nach Alicante am Montag und genau eine Woche später zurück werden diese atmosphärischen Störungen allerdings nichts ändern. Während der St.-Pauli-Tross vor Ort per Bus weiter nach Benidorm fährt, geht es für die Bremer nach Murcia.
Hürzeler krempelt Schultz-Plan um
Die ursprüngliche Planung für die Vorbereitung auf die Ende Januar beginnende Zweitliga-Rückrunde hatte noch der am 6. Dezember nach knapp zweieinhalb Jahren als Cheftrainer beurlaubte Timo Schultz ausgearbeitet. Jetzt strich sein Nachfolger Hürzeler den Test gegen Bremen ersatzlos.
Damit stehen nach der Partie gegen Lugano noch die Vergleiche beim Bundesligateam von Borussia Mönchengladbach am 14. Januar und im Millerntor-Stadion gegen den dänischen Erstligisten FC Midtjylland am 21. Januar auf dem Programm, ehe am 29. Januar der Rückrundenauftakt beim 1. FC Nürnberg ansteht.
Bornemann begründet Hürzeler-Wahl bei St. Pauli
St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann nutzte am Donnerstagnachmittag die offizielle Vorstellung Hürzelers im Pressekonferenzraum des Millerntor-Stadions dazu, detaillierter als zuvor darzulegen, warum er sich bei der Nachfolge von Schultz für Hürzeler entschieden habe. „Neben einigen externen Optionen, mit denen ich auch Gespräche geführt habe, war Fabian von Anfang an einer der Kandidaten, die aus meiner Sicht die Voraussetzungen erfüllen, die Rolle des Cheftrainers auszufüllen“, sagte er.
Vor allem habe Hürzeler damit überzeugt, wie er in den ersten beiden Wochen nach der Trennung von Schultz die Rolle des Interimstrainers angenommen hat. „Er hat sie nicht ausgefüllt, wie jemand, der zwei Wochen mal die Mannschaft ein bisschen bewegt, sondern hat sie angenommen, wie man es tun sollte, wenn man eine Verantwortung für eine Mannschaft bekommt und übernimmt. Er hat viele Gespräche geführt und sich intensiv mit der Mannschaft und dem Staff drumherum beschäftigt. Er hat die 14 Tage so genutzt, wie sie ein Cheftrainer nutzen würde“, lobte Bornemann. „Mit jedem Tag ist die Entscheidung gereift.“
„Ich spüre die Verantwortung und bin bereit dafür, diese zu übernehmen“, bekannte Hürzeler, der sich bei allem Respekt vor der Aufgabe durchaus selbstbewusst gibt. „Ich glaube, dass ich als Typ und mit meiner Art neue Reize setzen kann“, sagte er. Dazu gehört auch, dass die sich Spieler jetzt um 9.30 Uhr statt bisher um 10 Uhr im Trainingszentrum an der Kollaustraße einfinden müssen. „Wir haben jetzt eine Aktivierung vor dem Training, damit wir optimal vorbereitet auf den Platz gehen, und eine gute Nachbereitung“, berichtete er über die von ihm bereits vorgenommenen Veränderungen.
FC St. Pauli: Nur ein Co-Trainer für Hürzeler
Hürzeler betonte, dass er sich in den beiden Wochen als Interimstrainer nur auf die inhaltliche Arbeit mit der Mannschaft konzentriert und keinen Gedanken daran verschwendet habe, wie er sich wohl am besten verhalten solle, um Sportchef Bornemann davon zu überzeugen, ihn zum dauerhaften Cheftrainer zu ernennen. „Es ist einfach meine Leidenschaft, Fußball zu arbeiten, egal in welcher Position“, sagte er.
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Mit der jüngsten Verpflichtung von Peter Németh (50) als Co-Trainer ist die Personalplanung in diesem Bereich auch abgeschlossen. Einen zweiten Co-Trainer benötigt Hürzeler nicht. Damit ist auch klar, dass Marco Knoop, der Hürzeler zuletzt bei der Arbeit mit den Feldspielern unterstützt hatte, wieder als Torwarttrainer tätig sein wird. Dafür aber muss er seine leichte Knieverletzung noch auskurieren.
„Ich habe in meinem Leben immer Respekt vor der Aufgabe gehabt, die mir gerade gestellt wurde. Aber ich hatte auch immer eine innere Überzeugung“, sagte Hürzeler zusammenfassend und wirkte entschlossen, das Team aus der aktuell bedrohlichen Situation zu führen. Zunächst gehe es darum, den Spielern den Glauben an die eigene Stärke zurückzugeben.