Hamburg. St. Pauli bestätigt die erwartete Beförderung des bisherigen Interimstrainers. Erinnerungen an mehrere Trainer.

Es ist eine illustre Gesellschaft, in die Fabian Hürzeler da eingereiht worden ist mit seiner Beförderung vom Assistenz- zum Cheftrainer des FC St. Pauli. Am Freitagmittag bestätigte der Verein das, was sich zuvor von Tag zu Tag deutlicher abgezeichnet hatte. Der 29 Jahre alte, angehende Fußballlehrer, der im August 2020 von Timo Schultz als Co-Trainer geholt worden war, beerbt seinen bisherigen Chef. Er soll das Team nach nur einem Sieg aus den jüngsten 14 Pflichtspielen aus der Zweitliga-Abstiegszone führen.

Garniert wurde die Beförderung mit den üblichen, warmen Worten des Vertrauens. „Fabian hat in seiner Zeit als Co-Trainer und Interimscheftrainer gezeigt, dass er sehr strukturiert die Herausforderungen anpackt und konkrete Lösungen anbietet“, sagte Sportchef Andreas Bornemann. „Wir haben verschiedene Optionen geprüft und sind der Überzeugung, dass Fabian in dieser Situation die optimale Besetzung für uns ist.“

Am Ende dürfte auch eine wesentliche Rolle gespielt haben, dass Hürzeler sowohl die einzelnen Spieler als auch die 17 Gegner in der Liga sehr genau kennt. Schließlich war er im bisherigen Trainerteam unter Timo Schultz für die Analyse des jeweiligen Kontrahenten zuständig.

Hürzeler bei St. Pauli in guter Gesellschaft

In der Historie des FC St. Pauli hat Fabian Hürzeler eine ganze Reihe von Vorgängern, die ebenfalls vom Assistenzcoach zum Cheftrainer befördert wurden. Es waren einige Flops dabei, aber auch eine richtige Erfolgsgeschichte. Diese ist nun schon gut 35 Jahre her, aber vielen St.-Pauli-Fans doch gegenwärtig.

Im November 1987 warb der Stadtnachbar HSV Cheftrainer Willi Reimann vom FC St. Pauli ab. Der damalige Präsident Otto Paulick ernannte den gerade 30 Jahre alt gewordenen Helmut Schulte zum Interims- und kurze Zeit später zum Cheftrainer. Der Rest ist bekannt: Schulte führte das Team zum Bundesligaaufstieg, in der Folge zweimal zum Klassenverbleib in der Eliteliga und wurde zur Kultfigur am Millerntor.

Es ist bis heute die längste Periode, die ein Team vom Millerntor in der Bundesliga verbracht hat. Den Abstieg 1991 im dritten Relegationsspiel gegen die Stuttgarter Kickers hatte Schulte nicht mehr zu verantworten. Präsident Heinz Weisener hatte im März die Nerven und das Vertrauen in Schulte verloren und ihn durch Horst Wohlers ersetzt.

Hürzelers Vorgänger bei St. Pauli

Weit weniger glorreich endeten hingegen andere Beförderungen vom Co- zum Cheftrainer. Klaus-Peter Nemet verlor als Nachfolger von Uli Maslo im Frühjahr 1997 alle sechs verbleibenden Saisonspiele und stieg als Tabellenletzter aus der Bundesliga ab. Nur vier Monate durfte Joachim Philipkowski im Herbst 2002 als Nachfolger von Auf- und Abstiegstrainer Dietmar Demuth wirken, ehe ihn kurz vor dem Jahreswechsel Franz Gerber ablöste, der dabei seinen Posten als sportlicher Leiter behielt.

Immerhin zehn Monate konnte sich Roland Vrabec nach der Entlassung von Michael Frontzeck und seiner Beförderung zum Cheftrainer im November 2013 halten. Nach einem enttäuschenden Saisonstart im Spätsommer 2014 musste er gehen und wurde durch den vor Vrabec auch schon als Co-Trainer tätigen Thomas Meggle ersetzt. Dieser wiederum wurde nach nur 13 Spielen durch Ewald Lienen abgelöst, aber dabei nicht etwa entlassen, sondern zum Sportchef befördert.

Der vor Hürzeler letzte in dieser Reihe war Lienens Assistent Olaf Janßen, der zu Saisonbeginn 2017/18 das Zepter übernahm, aber schon im Dezember seinen Platz wieder räumen musste. Wie wird es nun Hürzeler ergehen? Stellen sich in der Rückrunde nicht schnell Erfolge ein, dürfte die zweifellos mutige Entscheidung für ihn auch schnell revidiert werden, um den Abstieg in die 3. Liga zu verhindern.