Hamburg. St. Paulis angehender Cheftrainer Fabian Hürzeler hält große Stücke auf den 33-Jährigen, der eine wichtigere Rolle erhalten soll.

Sascha Burchert katapultierte sich in die Höhe, riss den Arm hoch und lenkte den von Tymoteusz Puchaz von der Strafraumgrenze geschossenen Ball über die Latte seines Tores. Es war am Mittwoch im Testspiel des FC St. Pauli bei Union Berlin die spektakulärste Torwartaktion der gesamten Partie gewesen. Der 33 Jahre alte Burchert hatte allerdings nicht verhindern können, dass sein Team nach einer 2:1-Führung am Ende noch 2:3 verlor. Schuld trug er an den Gegentreffern keine.

FC St. Pauli: Kapitänsbinde als Signal für Burchert

Nur wenigen war allerdings aufgefallen, dass der nach der Pause anstelle von Stammtorwart Nikola Vasilj auf das Feld gekommene Burchert die Kapitänsbinde am Arm trug, auch wenn dieses regenbogenfarbene Textil gar nicht mal so unauffällig ist. Er hatte die Binde von Leart Paqarada übernommen, der nach 45 Minuten sein Tagewerk vollbracht hatte.

Es kann durchaus als Signal gewertet werden, dass der wohl künftige Cheftrainer Fabian Hürzeler Burchert das Kapitänsamt übertrug und nicht etwa dem ebenfalls bundesligaerfahrenen Johannes Eggestein. Denn Burchert war bisher ja keineswegs der erklärte erste Stellvertreter von Vasilj. Unter dem vor gut zwei Wochen freigestellten Cheftrainer Timo Schultz war die Sprachregelung offiziell die, dass er sich mit Dennis Smarsch (23) die Rolle als Nummer zwei teilt.

„Er ist für mich ein sehr wichtiger Ansprechpartner. Er hat unheimlich viel Erfahrung, von der wir als Team und auch ich als junger Trainer profitieren können. Es wäre doof von mir, wenn ich darauf verzichten würde. Daher will ich ihm mehr Verantwortung geben, damit die Mannschaft das sieht, aber auch er sich mehr einbringt mit seiner Erfahrung in solch einer Situation. Davon können wir alle nur profitieren. Es wäre naiv, davor die Augen zu verschließen und zu meinen, wir schaffen das schon“, sagte Fabian Hürzeler dazu.

Burchert bleibt bei St. Pauli die Nummer zwei hinter Vasilj

Zu einer Festlegung, dass Burchert in der Rückrunde dauerhaft und klar die Nummer zwei im St.-Pauli-Tor sein wird, wollte sich Hürzeler dann aber doch noch nicht hinreißen lassen. „Das werden wir sehen, wenn es so weit ist. Ich bin ja auch noch gar nicht irgendwie Cheftrainer. Ich kann aber sagen, dass ich froh bin, solche Torhüter zu haben. Das sind Top-Charaktere“, betonte er und schloss neben dem genannten Trio auch Sören Ahlers und den derzeit bei den Profis mittrainierenden U-23-Keeper Jhonny Peitzmeier in dieses mit ein.

Die Torhüter-Situation beim FC St. Pauli war seit Saisonbeginn verzwickt. In der Vorbereitung hatte sich Dennis Smarsch durchaus Hoffnung machen können, als neue Nummer eins des Kiezclubs ins Rennen zu gehen. Schließlich hatte er in der Spielzeit davor in vier Pokaleinsätzen und dem Ligaspiel auf Schalke mit starken Auftritten auf sich aufmerksam gemacht. Unmittelbar vor der Entscheidung des Trainerteams allerdings zog sich der Bosnier Vasilj einen Fingerbruch zu, Smarsch spielte also tatsächlich in den ersten Saisonspielen, wirkte aber in mehreren Partien etwas übermotiviert und unsicher.

Buchert hat Torhüterkollege Smarsch aus dem Kader verdrängt

Vor allem passte die Abstimmung zwischen Abwehrchef Jakov Medic und ihm mehrmals nicht. Hinzu kam, dass die sportlich Verantwortlichen Sören Ahlers nicht wirklich zutrauten, in der Zweiten Liga zu bestehen, wenn nach Vasilj auch Smarsch einmal ausfallen sollte.

Also musste ein Mann her, der eine Soforthilfe wäre, wenn es nötig werden sollte, der sich aber auch mit seiner Rolle als Reservist ohne zu murren abfindet. Der zu diesem Zeitpunkt vertragslose Burchert erfüllte dieses Profil. Sechs Jahre hatte der gebürtige Berliner das Tor der SpVgg. Greuther Fürth gehütet, stieg mit den Franken im Mai 2021 in die Bundesliga auf, wurde dann aber im Winter von Zugang Andreas Linde verdrängt. Nach dem Bundesligaabstieg bekam er keinen neuen Vertrag.

Jetzt also ist er bei St. Pauli wieder gefragt, beim designierten Cheftrainer Hürzeler offenbar noch etwas mehr als bei dessen Vorgänger Timo Schultz. Für Dennis Smarsch könnte dies die endgültige Degradierung zur Nummer drei bedeuten, was für den ebenfalls aus Berlin stammenden 1,95-Meter-Mann ein Anlass sein dürfte, über einen Wechsel noch in diesem Winter nachzudenken.