Hamburg. War der beliebte Coach das alleinige Problem oder reicht das Spielermaterial nicht? Der Sportchef hat eine klare Meinung.
An Arbeit wird es Andreas Bornemann (51) auch in dieser Woche nicht mangeln. Der Sportdirektor des FC St. Pauli muss sowohl einen Nachfolger für den am vergangenen Dienstag entlassenen Trainer Timo Schultz (45) als auch Verstärkungen für den Kader finden.
Glaubt man dem neuen starken Mann beim Kiezclub, steht keine personelle Runderneuerung der Mannschaft bevor, sondern eher ein dezentes Feintuning.
Bornemann kann den Vorwurf vieler Fans und Experten, dass St. Paulis Kader vergleichsweise schwach sei, nicht nachvollziehen. Zwischen den Zeilen liest man beim Chef des sportlichen Bereichs heraus, dass Schultz nicht genug aus der Mannschaft herausgeholt hat.
FC St. Pauli: Bornemann sieht Kader stärker als in der Vorsaison
Die Kaderqualität sieht er indes nicht als Problem an: „Ich finde das auch immer wieder interessant, mit welcher Beharrlichkeit man daran festhält“, sagte Bornemann in einem Interview beim TV-Sender Sky.
St. Paulis Sportchef erklärte, man habe im Vergleich zur Vorsaison „in der Grundsubstanz vielleicht eine stärkere Mannschaft in vielen Bereichen.“
Die Position im Sturm sei nach den Abgängen von Guido Burgstaller, Daniel Kofi Kyereh und Simon Makienok dabei ausgeklammert. „Wir haben aber auch auf der anderen Seite gesagt, wir könnten im Winter gegebenenfalls noch an der einen oder anderen Stelle reagieren. Und das ist nach wie vor der Fall. Wir können und wir werden reagieren.“
Bornemann über Schultz: „Lösungsansätze nicht erkennbar“
Reagiert hat Bornemann bislang ausschließlich auf der Trainerposition. Der 51-Jährige gab zu, dass es für ihn theoretisch auch eine Option gewesen wäre, mit Schultz weitermachen, doch der Glaube an den beliebten Trainer war nicht mehr vorhanden.
„Das hätte für uns nur noch funktionieren können, wenn man die Gewissheit hat und die Überzeugung, dass es Lösungen und Lösungsansätze gibt. Die waren aus unserer Sicht in der Form nicht erkennbar. Wir haben nach der Hinserie betont, dass es uns wichtig ist, eine komplette Halbserie in ihrer Tiefe zu analysieren und vielleicht sogar ein ganzes Kalenderjahr“, Bornemann.
Neuer Trainer: St. Paulis Anforderungsprofil klar umrissen
Alles besser werden soll bei St. Pauli nun mit einem neuen Trainer. Namen wurden bislang einige gehandelt. Allen voran Ex-Werder-Trainer Florian Kohfeldt, der zuletzt in Wolfsburg gearbeitet hat, und der ehemalige Coach des VfB Stuttgart, Michael Wimmer werden gehandelt. Unabhängig dieser Namen hat Bornemann eine klare Vorstellung, wie der perfekte Trainer sein muss.
Der neue Chef an der Seitenlinie müsse die Qualität mitbingen, „Ideen zu entwickeln und in der Lage sein, genau das zu tun, was es jetzt braucht: In so einer schwierigen Phase Mechanismen zu entwickeln und in der Lage zu sein, mit diesem Druck und dieser Situation umgehen zu können“, erklärte Bornemann.
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Das Alter sei dabei nebensächlich: „Ob jung oder alt, ist nicht das ausschlaggebende Kriterium. Es ist tatsächlich die Überzeugung und die inhaltliche Arbeit – und natürlich vor allem die Bereitschaft, hart und intensiv an den Themen zu arbeiten, um mit der Mannschaft erfolgreich zu sein.“
Und Erfolg in der Rückrunde ist die einzige Chance für Bornemann, aus dem Kreuzfeuer der Kritik zu entkommen.