Fürth/Hamburg. Beim 2:2 bei Greuther Fürth verschoss Kapitän Paqarada erneut einen Elfmeter. Vasilj ist zurück als Nummer eins.
Zum zweiten Mal in Folge hat der FC St. Pauli ein 2:2 (1:0)-Unentschieden eingefahren – und zum zweiten Mal in Folge einen 1:2-Rückstand noch weggesteckt. Und, da aller guten Dinge drei sind, war das Remis wie in der Vorwoche auch bei Greuther Fürth verdient. Weiter bringt es keine der beiden Mannschaften. Fürth „klettert“ auf den drittletzten Platz, St. Pauli, die weiter ohne Auswärtssieg in dieser Saison sind, auf einen unbefriedigenden zehnten.
FC St. Pauli: Schultz überrascht auf Torwartposition
Die erste große Überraschung gab es bereits um Punkt 12 Uhr, als die Drucker im Sportpark Ronhof die Aufstellungen auszuwerfen begannen. Denn St. Pauli nahm einen Torwartwechsel vor. Dass Nikola Vasilj beim kompletter Fitness Stammtorwart der Hamburger ist, sollte niemanden erstaunen.
Dass der Bosnier jedoch so früh nach dem Bruch seines kleinen linken Fingers wieder einsatzbereit ist und auch direkt in die Startelf befördert wird, kam aus dem Nichts. Und noch mehr: Sein bisheriger Vertreter Dennis Smarsch stand nicht mal im Kader. Dafür durfte der kürzlich verpflichtete Sascha Burchert an seiner alten Wirkungsstätte auf der Ersatzbank Platz nehmen. Vor dem Anpfiff verabschiedeten die Fürther den 32-Jährigen, der von 2016 bis 2022 für das „Kleeblatt“ gespielt hatte, offiziell.
Die Einzelkritik zum Fürth-Spiel
Bewähren mussten sich zunächst aber weder der sportliche Rückkehrer Vasilj, noch der geografische Rückkehrer Burchert – sondern ihr Gegenüber Andreas Linde. Mit einem Kopfball von David Otto hatte er jedoch keinerlei Probleme (10.). Anders wäre es sicher gewesen, wenn Oussama Haddadi den freien Schuss von Lukas Daschner vom linken Strafraumeck nach feiner Vorarbeit von Marcel Hartel nicht abgeblockt hätte (8.). Kurze Zeit später zog Daschner erneut ab, diesmal jedoch recht deutlich rechts am Kasten vorbei (14.).
Sie erkennen womöglich bereits ein Muster: St. Pauli war in der Anfangsphase das deutlich aktivere Team, das früh Druck auf den Ball ausübte und diesen kaum fehlerbehaftet zirkulieren ließ. Der Tabellenletzte beschränkte sich auf gelegentliche lange Bälle ins Nichts. Wenn bis dato keine Spielidee von Fürth erkennbar war, lag dies nicht nur an den Metallstreben, die die Sicht aufs Spielfeld von den Presseplätzen aus erschwerten.
Der überfällige Führungstreffer war hingegen schon in der Entstehung bestens zu erahnen und erkennen. Nach einem Belagerungszustand des Fürther Sechszehners, bei dem erst Otto und dann Leart Paqarada Salven abgaben, die noch an Körperteilen des Gegners landeten, stocherte Hartel den Ball schließlich ins Tor (18.).
Im Gegenzug traten dann auch die Gastgeber mal zum Dienst an. Armindo Sieb erlief einen langen Pass und wollte über Vasilj lupfen (20.). Doch nicht mit ihm, auch nach sechswöchiger Verletzungspause. Danach wieder das alte Spiel. St. Pauli setzt nervöse Franken unter Druck und stürmt unvermindert an.
Dies kulminierte beinahe im 2:0, als Jackson Irvine – heute anstelle von Paqarada mal wieder Kapitän – in Folge einer Hartel-Ecke an die Latte köpfte (30.). Fürth ließ dem Kiezclub Räume, das Anlaufverhalten war allenfalls halbherzig.
FC St. Pauli brachte Fürth-Fans zum Pfeifen
Wenn die Spielvereinigung Greuther mal ins finale gegnerische Drittel vordrang, lag dies zumeist an der gelegentlich einsetzenden Leichtfertigkeit St. Paulis, die aber zu keinem Zeitpunkt gefährdend wirkte. Was gab’s sonst noch? Den Halbzeitpfiff. Oder besser: die Halbzeitpfiffe. Denn damit wurden die Hausherren von ihren Fans in die Kabine verabschiedet.
Dort blieb dann im Übrigen auch Rechtsverteidiger Manolis Saliakas, der leistungsmäßig zwar überzeugte, allerdings mit einer Gelben Karte vorbelastet war. Für ihn kam Luca Zander ins Spiel.
Und das nahm nach Seitenwechsel in gewohnte Richtung, aber aus ungewohnter Quelle Fahrt auf. Fürth gab durch Tobias Raschl direkt den ersten Torschuss ab, der von David Nemeth gefährlich abgefälscht wurde. Vasilj konnte gerade noch so zur Ecke lenken kann. Diese köpfte Max Christiansen ins rechte Eck, wo Paqarada auf der Linie klären muss (46.). Ein weiteres Mal war St. Pauli das Glück gegen das dreiblättrige Kleeblatt nicht mehr treu. Branimir Hrgota zog nach zögerlichem Zweikampfverhalten der Gäste völlig unbedrängt aus gut 18 Metern ab. Linkes unteres Eck, keine Chance für Vasilj (48.).
Und es kam noch schlimmer. Der kopfballstarke Irvine lenkte eine Flanke von Raschl per Kopf ins eigene Tor ab. St. Pauli schien völlig aufgelöst und von der Rolle. Was war hier denn los?
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Tja, das muss sich auch Schultz gefragt haben. Und dachte bei der Lösung an die Vorwoche, als er gegen Paderborn nach einer Stunde bei einem Ein-Tor-Rückstand die Offensivkräfte Igor Matanovic und Etienne Amenyido brachte. Für sie machten Stürmer Otto und Lukas Daschner im offensiven Mittelfeld Platz.
FC St. Pauli: Paqarada verschießt erneut einen Elfmeter
Abermals machte sich diese Strategie bezahlt. Matanovic wurde im Strafraum von Timothy Tillman zu Fall gebracht, nach langer Überprüfung der Szene entschied Schiedsrichter Martin Petersen auf Strafstoß. Und wie schon in der Vorwoche trat Paqarada an. Gegen Paderborn war er am Torhüter gescheitert, in Fürth – scheiterte er mit seinem linken Hammer an der Unterkante der Latte (73.).
Es war letztlich aber ein deutlich unscheinbarer Wechsel, der tatsächlichen Erfolg brachte. Der Australier Connor Metcalfe, bislang kaum eingesetzt, wurde in der Schlussphase für Sechser Eric Smith gebracht. Und dann stand er plötzlich dort, wo Smith fast nie steht. In Nähe des gegnerischen Tors. Mit links zog Metcalfe ab – 2:2!
Der Ausgleich gab St. Pauli nochmal einen Schub. Ein Versuch von Amenyido wurde gefährlich abgefälscht, striff aber am Gehäuse vorbei (89.). Die Partie wurde nochmal richtig offen geführt. Was den Braun-Weißen gefährlich wurde, griff sich jedoch Comebacker Vasilj.
„Ich war direkt wieder im Rhythmus, da ich permanent trainiert hatte, wenn auch ohne Ball“, so der Schlussmann. Trotz seiner Genesung und Rückkehr an seinen angestammten Platz wirkte er nicht gänzlich zufrieden. „Bei den Gegentoren hätten wir vorher mehr Druck auf den Gegner ausüben sollen“, sagte er, seufzte und verdrehte schulterzuckend die Augen. Man könnte auch sagen, er wirkte wie das Spiel: ziemlich Unentschieden.
- Greuther Fürth: Linde – Asta, Michalski, Haddadi, John – Raschl, Christiansen – Abiami (87. Pululu), Tillmann, Sieb (75. Ache) – Hrgota.
- FC St. Pauli: Vasilj – Saliakas (46. Zander), Nemeth, Medic, Paqarada – Irvine, Smith (79. Metcalfe) – Daschner (60. Amenyido), Hartel – Otto (60. Matanovic), Eggestein (88. Boukhalfa).
- Tore: 0:1 Hartel (18.), 1:1 Hrgota (48.), 2:1 Irvine (52./ET), 2:2 Metcalfe (85.).
- Besonderes Vorkommnis: Paqarada schießt Foulelfmeter an die Latte (73.).
- Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart).
- Zuschauer: 10.553.
- Gelbe Karten: Christiansen (1) – Saliakas (1), Otto (2), Irvine (4), Amenyido (1), Boukhalfa (2).
- Mannschaftsstatistiken: Torschüsse: 10:15. Ecken: 6:6. Ballbesitz: 42:58 Prozent. Zweikämpfe: 103:104. Laufleistung: 115,4:115,8.