Hamburg. Kein Zugang zum Ende der Transferperiode. Deal für Stürmer Aurélien Scheidler platzt auf den letzten Metern. Die Hintergründe.
Am Mittwochnachmittag kursierte eine Scherzmeldung auf Twitter. Nach Angaben des fiktiven Transferexperten Scott McCormack sei der als sicher geltende Wechsel von Stürmer Aurélien Scheidler zum FC St. Pauli geplatzt. Stattdessen bemühe sich Sportchef Andreas Bornemann nun um den ehemaligen belgischen Juniorennationalspieler Remco Evenepoel, der aktuell in Spanien seine Brötchen verdient. Der kleine Haken daran: Evenepoel war zwar tatsächlich ein exzellenter Fußballer in seiner Jugend, der es sogar ins Nationalteam schaffte, und ist derzeit in Spanien beschäftigt – allerdings als Gesamtführender der Radrundfahrt Vuelta.
Der große Haken: Am Donnerstagnachmittag kursierte erneut die Meldung über den geplatzten Wechsel von Scheidler, der stattdessen von Dijon FCO zum italienischen Zweitligisten SSC Bari transferiert wird. Diesmal war es kein Scherz. Und ein Radsportler mit dem fußballerischen Talent Evenepoels war auch nicht direkt als Alternative verfügbar, sodass sich beim Kiezclub am finalen Tag der Transferperiode nichts mehr tat.
FC St. Pauli: Bornemann verwies auf Eggestein
Dabei schien St. Pauli beim Franzosen bis zum Äußersten gegangen zu sein. Laut der französischen Zeitung „L’Equipe“ stand ein Angebot über Marktwert von gut 1,6 Millionen Euro im Raum. Das hätte den 24-Jährigen zum Rekordtransfer der Vereinsgeschichte gemacht.
Hätte. So verwies Bornemann, nachdem das Transferfenster geschlossen hatte, auf die Sommerverpflichtungen im Sturm, Johannes Eggestein und David Otto, und stellte klar: „Wir wollen die Tore nicht nur auf mehr Spieler verteilen, sondern auch weniger abhängig von Stürmern sein.“ Unter anderem soll die Zahl der Treffer nach Standardsituationen hochgeschraubt werden.
FC St. Pauli wollte sich verstärken
Schon am Vorabend des sogenannten Deadline-Days wurde deutlich, dass es dem FC St. Pauli zum Abschluss dieser Transferperiode allenfalls noch darum ging, sich zu verstärken, nicht jedoch das Portemonnaie aufzuplustern. So wurde einem möglichen Wechsel von Jakov Medic zu Bundesligist VfB Stuttgart endgültig der Riegel vorgeschoben. Eine Entscheidung, die den Innenverteidiger nicht glücklich macht, wie in den vergangenen Wochen bereits jedoch nichts an seiner professionellen Einstellung ändern wird. Mit Überlegungen hinsichtlich eines Verkaufs von Kapitän Leart Paqarada wurde keine Zeit verschwendet.
Es sei der „richtige Mix im Kader“, glaubt Bornemann. Ein „Fundament von erfahrenen Spielern, die in 30 bis 34 Spielen ein stabiles Niveau haben“, dazu „Spieler in einem Alter, die ein gewisses Leistungsniveau, aber auch noch ein gewisses Potenzial haben“. Nur müsse man diese auch spielen lassen, um zu sehen, ob die Ideen aufgehen, so der Sportchef.
FC St. Pauli: Zweitligasaison startet früher denn je
Wegen der Winter-WM in Katar hat die Zweitligasaison in diesem Jahr früher denn je begonnen. Dass der Transfermarkt bis kurz vor dem siebten Spieltag noch geöffnet war, lässt sich durchaus als wettbewerbsverzerrend bezeichnen. Und genau das tat Rachid Azzouzi, Sportdirektor von St. Paulis nächstem Gegner Greuther Fürth, dem Abendblatt gegenüber auch: „Die Transferperiode ist immer sehr intensiv. Für uns als typischen Zweitligisten ist es schon katastrophal. Es geht fast nur noch ums Geld, die Berater und Spieler – aber auch die Vereine – warten immer länger.
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In den vergangenen Jahren hat sich das absolut verschärft. Das ganze Geschäft ist egoistischer geworden. Wir haben nun schon sechs Spieltage und ein Pokalspiel bestritten, und es kann sich immer noch viel verändern. Das ist nicht mehr im Sinn des Fußballs. Es geht mir nur noch gegen den Strich. Auch der Zuschauer bleibt am Ende damit auf der Strecke“, kritisierte der 51-Jährige, der in gleicher Funktion von 2012 bis 2014 beim Kiezclub beschäftigt war. Wirklich glücklich schien am Donnerstagabend nur einer zu sein: Remco Evenepoel, der bei der Vuelta sein Rotes Trikot souverän verteidigte.
Die „Abteilung Fördernde Mitglieder Ü 50“ trifft sich am Mittwoch, 7. September, um 16 Uhr auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße zu ihrer jährlichen Veranstaltung. Anmeldungen müssen bis zu diesem Freitag an afm-ueber50@fcstpauli.com erfolgen.