Hamburg. Der Transfer des Ex-Fürthers ist perfekt. Fällt die derzeitige Nummer eins dem Neu-Hamburger bereits gegen Magdeburg zum Opfer?

Als alle anderen Spieler schon den Platz verlassen hatten, standen Cheftrainer Timo Schultz, Torwarttrainer Marco Knop und Jhonny Peitzmeier noch in trauter Runde zusammen. Der 21 Jahre alte Torwart der U-23-Mannschaft des FC St. Pauli bekam bei diesem Sechs-Augen-Gespräch ganz offenbar mitgeteilt, dass seine Zeit, in der er am Training des Zweitligateams mitwirken durfte, nun zu Ende ist. Er war als Trainingstorwart eingesprungen, nachdem sich Nikola Vasilj, der Stammtorhüter der vergangenen Saison, den kleinen Finger gebrochen hatte. Peitzmeiers Dienste werden vorerst im Profiteam nicht mehr benötigt, weil der FC St. Pauli Sascha Burchert als weiteren Keeper verpflichtet hat.

FC St. Pauli: Feiert Burchert gegen Magdeburg ein Blitz-Debüt?

Am Montag absolvierte der 32-Jährige, der in der vergangenen Saison noch für Greuther Fürth 14 Bundesligaspiele bestritten hatte, den Medizincheck. Er hat einen Vertrag für zunächst ein Jahr erhalten. "Sascha ist ein kompletter Torwart, der zuverlässig seine Leistung auf den Platz bringt. Unter anderem beim Vereiteln von Großchancen ist Sascha extrem stark und von seiner Erfahrung können alle im Team profitieren. Mit ihm gewinnt unsere Torhütergruppe deutlich an Tiefe, so dass wir uns für die kommenden Herausforderungen gut aufgestellt sehen", sagte Schultz, der nun die Torhüter-Situation neu bewerten wird.

Nach dem Spiel in Kaiserslautern hatte der Trainer dem in allen vier Pflichtspielen eingesetzten Dennis Smarsch (23) noch Zuspruch gegeben. „Wir haben schon zigfach gesagt, dass wir ihm zu 100 Prozent vertrauen. Ob wir noch einen holen, hat damit überhaupt nichts zu tun.“

Wie das Abendblatt erfuhr, ist der erfahrene Burchert, der wie Smarsch aus Berlin stammt, nicht zwingend nur als Ersatzkeeper vorgesehen. Ganz im Gegenteil: Hinterlässt er in den Trainingseinheiten von Mittwoch an einen guten Eindruck, könnte er schon am Sonntag (13.30 Uhr) im Zweitliga-Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg das Tor des FC St. Pauli hüten.

Fit gehalten hat sich Burchert zuletzt beim SC Paderborn, wo sein Bruder Nico (35) Torwarttrainer ist. Dort trainierte er sowohl individuell als auch im U-23-Team. "Ich freue mich riesig auf die neue Herausforderung bei St. Pauli. Als erfahrener Spieler ist es eine tolle Aufgabe, einem jungen Kader zu helfen, ähnlich war es bereits in Fürth. Außerdem ist St. Pauli als Verein für Spieler natürlich eine Top-Adresse in der Zweiten Bundesliga, was die Ambitionen und das Drumherum betreffen", sagte Burchert.

Nach Burchert-Deal: Smarsch droht zur Nummer drei zu werden

Es wäre für Smarsch, der sich auch bei einem gesunden Vasilj Hoffnung auf die Nummer eins im St.-Pauli-Tor gemacht hatte, ein harter Schlag. Seine Unsicherheiten in den beiden ersten Ligaspielen in der Abstimmung mit seinen Vorderleuten und dazu der auch von ihm selbst klar benannte Patzer beim dritten Gegentor im DFB-Pokalspiel gegen den SV Straelen (4:3) haben bei der sportlichen Führung den Entschluss reifen lassen, eine Soforthilfe zu holen. Smarsch habe ja, so heißt es intern, in vier Pflichtspielen die Chance gehabt, seine Ansprüche zu untermauern. So richtig gelungen ist ihm dies nicht.

Sascha Burchert kam im Alter von 13 Jahren zu Hertha BSC, durchlief dort alle Nachwuchsteams und gab sein Bundes­ligadebüt im September 2009 beim 0:4 gegen den SC Freiburg. Am 4. Oktober folgte das Heimmatch gegen den HSV, das heute noch immer mit dem Namen Sascha Burchert verbunden ist.

FC St. Pauli: Burchert hat böse Erinnerungen an den HSV

Sowohl David Jarolim als auch Zé Roberto überwanden den damals 19-Jährigen beim 3:1-Sieg des HSV mit Schüssen aus großer Distanz, nachdem dieser jeweils per Kopf vor dem eigenen Strafraum geklärt hatte, dabei aber den Ball den damaligen HSV-Stars auflegte. Die beiden quasi identischen Situationen widerfuhren dem erst kurz zuvor eingewechselten Burchert innerhalb von nur 90 Sekunden.

Vor allem in Fürth aber entwickelte er sich zu einem Leistungsträger und Führungsspieler. „Sascha hat einen einwandfreien Charakter und war unser Aufstiegstorhüter. Wir haben hier sehr gute Zeiten erlebt“, sagte Fürths Sportdirektor Rachid Azzouzi, der bis Ende 2014 Sportchef des FC St. Pauli war, dem Abendblatt.

Im Laufe der vergangenen Saison aber verpflichtete Fürth den schwedischen Nationaltorwart Andreas Linde (29), der Burchert als Nummer eins ablöste. Auch aus wirtschaftlichen Gründen bekam Burchert für diese Saison keinen Vertrag mehr in Fürth. „Ich denke, dass Sascha gut zu St. Pauli passt“, sagte Azzouzi weiter.

Mittelfeldspieler Eric Smith (25), der beim 1:2 in Kaiserslautern wegen Adduktorenproblemen gefehlt hatte, absolvierte am Montag eine individuelle Einheit mit vielen Sprints.