Hamburg. Trotz einiger Unsicherheiten in den ersten Spielen als Nummer eins sieht Sascha Felter eine gute Entwicklung bei dem 23-Jährigen.

Sascha Felter merkt man den ehemaligen Regionalligatorhüter noch immer an. In puncto Reaktionsschnelligkeit macht dem Leipziger niemand etwas vor. Keine 20 Sekunden nach der schriftlichen Interviewanfrage klingelt Felter beim Abendblatt durch. Es geht um Dennis Smarsch – und dessen womöglich etwas verzögerte Reaktionen in den ersten beiden Zweitligaspielen des FC St. Pauli.

In beiden Begegnungen schien die neue Nummer eins bei langen Bällen hinter die Abwehr immer erst den Hinweis an seine Vorderleute gegeben zu haben, dass er aus dem Tor komme, als er schon auf dem Weg aus dem Kasten war. Gegen den 1. FC Nürnberg (3:2) ging es zweimal glimpflich aus, einmal resultierte dies nach einem Missverständnis mit Jakov Medic in einem Gegentreffer, bei Hannover 96 (2:2) nach aufgenommenem Rückpass von Leart Paqarada in einem indirekten Freistoß.

FC St. Pauli: Felter ist mittlerweile Torwarttrainer

Aus Sicht Felters, der mittlerweile als Torwarttrainer bei Rotation Leipzig (7. Liga) arbeitet und für „11Freunde“ und „Cavanis Friseure“ die Leistungen von Erstligatorhütern analysiert, kein Grund zur Panik. Im Gegenteil: „Smarsch wirkte im zweiten Spiel deutlich sicherer. Es ist ein gutes Zeichen, dass er sich nicht hat einschüchtern lassen und seine Spielweise umgestellt hat. Lange Bälle zu erlaufen ist die Königsdisziplin. Wir dürfen nicht vergessen, dass er erst zehn Profispiele absolviert hat. Da muss man die Kirche im Dorf lassen.“

Zumal sich Situationen wie diese schwierig trainieren lassen. „Es fehlen die Lautstärke, das Tempo eines Pflichtspiels, zudem kennt man die Tendenzen der Mitspieler viel besser als die der Gegenspieler. Meine Empfehlung: Einfach ausprobieren, mit der Erfahrung kommt dann ein besseres Gefühl“, sagt Felter.

Smarsch "geht auch mal ins Risiko"

Ein erster Schritt für Smarsch (23) könnte es ausgerechnet sein, ins Videostudium seines derzeit verletzten Rivalen Nikola Vasilj (26) um den Platz als Stammtorhüter des Kiezclubs zu gehen. „Vasilj kontrolliert den Raum hinter der Kette durch seine frühzeitige Präsenz und gute Kommunikation auf beeindruckende Art. Er kommt aber auch nur raus, wenn es wirklich sein muss. Ist ein Verteidiger beim Angreifer, bleibt er lange auf der Linie, um mehr Reaktionszeit zu haben und die Gefahr eines Lupfers oder Dribblings um ihr herum zu minimieren“, sagt Felter über den Bosnier, der wegen eines gebrochenen kleinen Fingers an der linken Hand noch mindestens fünf Wochen ausfallen wird.

„Das nimmt Smarsch etwas den Druck, liefern zu müssen, weil erst mal nicht die Gefahr besteht, dass er wieder abgelöst ist“, sagt Felter. Wie hoch die Gefahr in dieser Saison überhaupt ist, bleibt abzusehen. Schließlich hat sich der selbstbewusste Berliner mindestens zu einem durchschnittlichen Zweitligakeeper entwickelt. Mit Potenzial nach oben: „Bundesliga ist ihm in fünf, sechs Jahren zuzutrauen. Mir gefällt, dass er sich traut, von hinten heraus Fußball zu spielen, und gern auch mal ins Risiko geht. Das sieht man bei jüngeren Torhütern selten“, urteilt der Experte.

FC St. Pauli: Smarsch kann sich beweisen

Insbesondere St. Paulis neuer Torwarttrainer Marco Knoop legt Wert darauf, dass die Schlussmänner den Ball möglichst frühzeitig weiterleiten. Smarsch, ein für sein Alter bereits guter Techniker, spielte vor allem gegen Hannover oftmals schon beim zweiten Kontakt wieder nach vorne. „Genau richtig, so bringt er den Stürmer ins Laufen. Irgendwann überlegt der es sich zweimal, ihn überhaupt noch anzulaufen“, meint Felter.

Bevor es in der Zweiten Liga wieder ernst wird, kann sich Smarsch am Sonnabend (13 Uhr/Sky) auf ihm bekanntem Terrain beweisen: im DFB-Pokal. Zwar sollte Regionalligist SV Straelen St. Paulis Pokaltorwart der Vorsaison voraussichtlich nicht all zu sehr fordern, aber: „Jede Minute hilft einem jungen Torwart weiter“, sagt Felter – für den oftmals schon 20 Sekunden zählen.

Beim Training am Dienstag wirkten alle Profis mit, inklusive der lange verletzten David Nemeth und Etienne Amenyido, die die meisten Übungen mit Ball absolvierten. Leart Paqarada verließ den Platz als Vorsichtsmaßnahme schon kurz vor Ende der Einheit.