Hamburg. Der zum 1. FC Nürnberg gewechselte Innenverteidiger hatte den Kiezclub für die Art und Weise des Abschiedes massiv kritisiert.
Es waren deutliche Worte, die an eine Abrechnung erinnerten. In einem Interview mit dem Internetblog "Millernton" sprach James Lawrence, der nach der vergangenen Saison keinen neuen Vertrag beim FC St. Pauli erhalten hatte und mittlerweile zum 1. FC Nürnberg gewechselt ist, über seinen Abschied beim Kiezclub. Vor allem die Art und Weise, wie dieser abgelaufen ist, kritisiert der Defensivspezialist mit erstaunlicher Härte.
Ex-Profi Lawrence beklagt fehlende Fairness von St. Pauli
Immer wieder hatten ehemalige Spieler, die den Verein verlassen mussten, angeprangert, dass die Kommunikation von Sportdirektor Andreas Bornemann fragwürdig sei. "Sie haben Recht, es war nicht fair. Ich kann nur über meine Erfahrungen sprechen und darüber, was ich durchgemacht habe. Ich habe zwei Tage vor Ende der Saison erfahren, dass mein Vertrag nicht verlängert wird", erklärte der Waliser.
Dabei war der Abwehrspieler fest davon ausgegangen, dass seine Zukunft beim Kiezclub liegt. "Wir hatten im Winter Gespräche geführt und meinem Agenten wurde signalisiert, dass mein Vertrag verlängert werden würde. Es gab eine Klausel in meinem Vertrag, die besagte, dass ich automatisch eine einjährige Verlängerung bekommen würde, wenn ich während der Saison eine bestimmte Anzahl von Spielen bestreiten würde. An Weihnachten sah es so aus, als würde ich diese Anzahl von Spielen schaffen. Damals wurde mir mitgeteilt, dass man davon ausgeht, dass ich diese Anzahl von Spielen absolvieren werde. Falls nicht, wollten sie mich trotzdem für die nächste Saison haben. Sie signalisierten ‚Egal, was passiert, wir wollen den Vertrag verlängern‘", sagte Lawrence erstaunlich offen.
Was den ehemaligen Publikumsliebling besonders stört, ist der in seinen Augen überschaubare Austausch mit der sportlichen Leitung. "Ich glaube, es gab eine Menge Frustration bei den Spielern, was die Kommunikation angeht. Wir haben alle Wohnungen, es gab Spieler mit neugeborenen Kindern, Familien, Töchtern. Meiner Meinung nach hätten wir hier ein bisschen mehr Respekt verdient. Nicht nur, weil wir noch für St. Pauli spielten, sondern auch für alles, was wir dem Verein gegeben haben", sagte Lawrence.
Lawrence spricht bei der Art der Kommunikation von "Schande"
Der sonst so coole und ruhige Nationalspieler redete sich in dem bemerkenswerten Interview richtig in Rage, machte St. Pauli heftige Vorwürfe. "Ich finde es wirklich sehr schade, um ehrlich zu sein. Es gab einige Spieler, die nicht einmal am Saisonende erfahren haben,wie es weitergeht. Sie hatten keine Gelegenheit, sich von den Fans zu verabschieden. Ein Spieler hat es über die sozialen Medien erfahren. Das ist wirklich eine Schande."
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Diese heftigen Anschuldigungen wurden beim FC St. Pauli mit Verwunderung aufgenommen. Am Sonnabend reagierte der Verein auf seiner Homepage mit einer Stellungnahme. "Der FC St. Pauli hat Aussagen von Ex-Spieler James Lawrence mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. So ist es nicht zutreffend, Lawrence oder dessen Agenten sei signalisiert worden, man wolle den Vertrag „egal, was passiere“ verlängern. Vielmehr enthielt der Ende Juni 2022 ausgelaufene Vertrag eine Klausel, nach der sich der Vertrag nach Erreichen einer festgelegten Anzahl von Spielen automatisch um ein Jahr verlängert hätte", schrieb der Verein.
FC St. Pauli reagiert mit Stellungnahme auf Vorwürfe von Lawrence
St. Pauli stellte klar, dass es im Frühjahr ein Gespräch zwischen Lawrence und Trainer Timo Schultz gegeben hat. – „ohne einen neuen Stand im Hinblick auf den auslaufenden Vertrag“, betonte der St.-Pauli-Trainer. "Wie angesichts dieser Situation und der Entwicklung in der Rückrunde der Eindruck entstanden sein soll, man wolle den Vertrag entgegen der Klausel doch verlängern, ist aus Sicht des Vereins nicht nachvollziehbar", hieß es in der Stellungnahme.
Die grundsätzliche Kritik, die Lawrence am Umgang mit den Spielern geäußert hat, kann St. Pauli nicht nachvollziehen. "Der FC St. Pauli kommuniziert Gründe für die Nicht-Verlängerung von Verträgen nicht öffentlich, da es sich dabei um interne und teilweise sensible Informationen die jeweiligen Spieler betreffend handelt. Trotz der Äußerungen von ehemaligen Spielern wird sich der Verein weiterhin daran halten", schrieb der FC St. Pauli.