Hamburg. FC St. Pauli muss gegen den schlecht gestarteten Aufstiegsaspiranten einen Aufwärtstrend zeigen. Lawrence vor Wechsel nach Nürnberg.

Als er draußen war, sprach Timo Schultz über einen, der auch schon außen vor ist. „Ich weiß schon, wohin er wechselt“, sagte der Trainer des FC St. Pauli, beim Verlassen des Millerntor-Stadions über James Lawrence. Gute drei Stunden später bestätigte der „Kicker“, was Schultz angedeutet hatte: Der walisische Innenverteidiger, von 2019 bis zum Auslaufen seines Vertrags 2022 Abwehrchef bei St. Pauli, steht – pünktlich einen Spieltag nach dem fränkischen Auftritt am Millerntor – vor einem ablösefreien Wechsel zum 1. FC Nürnberg.

Dort wird der 29-Jährige den zu Sparta Prag transferierten Asger Sörensen ersetzen und kann an seinem Traum arbeiten, es noch in den WM-Kader von Wales zu schaffen.

„Durch den Abgang von Asger Sörensen zu Sparta Prag ist bei uns eine Lücke in der Innenverteidigung entstanden, die wir schließen mussten. Wir sind sehr glücklich, dass wir mit James eine schnelle und vor allem gute Lösung verpflichten konnten. er ist ein Spieler mit viel Erfahrung, der uns sofort helfen kann“, äußerte Sportvorstand Dieter Hecking in der FCN-Mitteilung vom Freitagabend.

FC St. Pauli: Fazliji als Innenverteidiger eingeplant

Als Schultz einige Minuten vor seinem Transfer-Scoop noch drinnen, im Presseraum des Stadions, war, sprach er hingegen über einen, der im dreifachen Sinn drin ist. Seit einer Woche im Kader des Kiezclubs, am Sonnabend beim Gastspiel bei Hannover 96 (20.30 Uhr/Sky und Sport1) voraussichtlich erstmals in der Startelf und dazu noch ganz drinnen in der Viererkette, also der Innenverteidigung: Betim Fazliji.

Schultz gab sich nicht mal die Mühe, nur zwischen den Zeilen mitzuteilen, welche Rolle die Neuverpflichtung einnehmen wird: „Er ist ein sehr angenehmer Mensch und toller Spieler, der die Ambition haben sollte, von Anfang an zu spielen.“ Darauf angesprochen, wo konkret der 23-Jährige eingesetzt werden wird, sagte der Trainer: „In der zentralen Defensive, die größte Bedeutung hat er derzeit als Innenverteidiger, weil sein Spiel mit dem Ball richtig gut und sein Punch in den Zweikämpfen hervorragend ist.“

Und da Schultz zwar andeutete, dass es „nicht all zu viele Wechsel“ geben werde, „zwei, drei Positionen aber umkämpft“ seien, ist davon auszugehen, dass ein polyvalenter Akteur seinen Platz für einen anderen polyvalenteren Akteur räumen muss.

Dzwigala muss zurück auf die Bank

Heißt: Adam Dzwigala, als Innen- und Rechtsverteidiger, notfalls auch als Sechser, einsetzbar, kehrt auf die Bank zurück. Dass es in der Innenverteidigung Veränderungen gibt, hatte sich angedeutet. Im Auftaktspiel gegen Nürnberg haperte es mehrfach an der Abstimmung mit Torwart Dennis Smarsch. „Es gab zu viele lange Bälle hinter unsere Kette, dadurch mehrere 50:50-Situationen, in den besser hätte kommuniziert werden müssen“, so Schultz. Zwei dieser Bälle waren drin.

Was uns wieder nach draußen führt, auf die Außenbahnen. Sowohl Hannover, das den Ex-HSVer Lukas Hinterseer am Donnerstag an Hansa Rostock verkaufte, als auch St. Pauli agieren mit je zwei Außenverteidigern, die sich maßgeblich ins Offensivspiel einbringen. Wobei: Die Braun-Weißen machen das bislang nur in der Theorie. In der Praxis läuft fast alles über links und Kapitän Leart Paqarada. Neuzugang Manolis Saliakas, der mächtig Dampf und scharfe Flanken im Repertoire hat, verhungert rechts noch. „Wir haben Manos zu selten in die Show gebracht und müssen häufiger Seitenwechsel hinbekommen“, fordert Schultz.

Außerdem auf der To-Do-Liste der Gäste gegen den Aufstiegsaspiranten, der zum Saisonstart überraschend mit 1:2 bei Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern unterlag: mehr klare Chancen herausspielen, weniger einfache Möglichkeiten des Gegners zulassen, das Umschaltspiel verfeinern. Förderlich dabei, dass St. Pauli auf nahezu alle Stammkräfte zugreifen kann.

Lediglich die beide am Oberschenkel verletzten Etienne Amenyido und David Nemeth sind sicher draußen. „Bei ihnen habe ich die leise Hoffnung, dass sie nächste Woche wieder am Ball arbeiten können“, so Schultz. Ersatztorwart Sören Ahlers hat seine Adduktorenprobleme auskuriert, Marcel Beifus ist entsperrt. Erwischt hat es nur Co-Trainer Loic Favé. „Er hat sich eine ordentliche Muskelverletzung an der Wade zugezogen. Besser er als er ein Spieler“, sagte Schultz, um sicherheitshalber schmunzelnd hinterherzuschieben: „Das sieht Loic auch so.“

Drin, nämlich im Bus, der ebenso wie rund 2600 Gästefans erst am Spieltag in die niedersächsische Landeshauptstadt fährt, wird Favé dennoch sitzen. Fragt sich bloß, was St. Pauli aus der Heinz-von-Heiden-Arena rausholt. Das wusste selbst Schultz noch nicht vorher.

Zweitligaspiele am Freitag: Fortuna Düsseldorf – SC Paderborn, SV Darmstadt 98 – SV Sandhausen (beide 18.30 Uhr/Sky).