Hamburg. St. Paulis Trainer garantiert dem neuen Stürmer einen Platz im Kader für das Sandhausen-Spiel. Lawrence ist zurück.

Aus dieser ganz speziellen Personalfrage wollte Timo Schultz am Donnerstagmorgen gar nicht erst ein Geheimnis machen. „Ja, er wird auf jeden Fall im Kader sein“, sagte der Trainer des FC St. Pauli am Tag vor dem Zweitliga-Auswärtsspiel beim SV Sandhausen an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky und Liveticker auf abendblatt.de). Er, das ist der Stürmer, um den sich seit Dienstagnachmittag bei St. Pauli alles dreht: der vom FC Schalke 04 ablösefrei verpflichtete Guido Burgstaller (31).

Vom ersten Training des früheren österreichischen Nationalspielers wusste Schultz zudem zu berichten: „Auch wenn es nur eine kurze Einheit war, konnte man schon sehen, dass er kicken kann.“ Vor allen Dingen aber soll der 1,87 Meter große Angreifer für Torgefahr sorgen, schließlich hatte St. Pauli im Sommer seine drei erfolgreichsten Torschützen der vergangenen Saison – Henk Veerman, Dimitrios Diamantakos (je elf Treffer) und Viktor Gyökeres (sieben) – abgegeben und nur den torlosen Boris Tashchy behalten. Vor Burgstaller waren schon Simon Makienok und Daniel-Kofi Kyereh, der schon drei Ligatreffer erzielt hat, dazugekommen. Dabei sieht die Idealvorstellung von Timo Schultz so aus, dass der bewegliche Kyereh künftig variabel neben und hinter einem der drei typischen Mittelstürmer agiert.

Name Burgstallers soll psychologischen Druck auf den Gegner ausüben

Zu einem möglichen Startelfeinsatz Burgstallers schon an diesem Freitag in Sandhausen hält sich Schultz allerdings bedeckt. „Der Gedanke ist sehr reizvoll. Man muss aber auch sehen, dass er in der Vorbereitung unregelmäßig trainiert und nur 30 Minuten gegen Verl und 45 gegen Uerdingen gespielt hat. Wir müssen alles mit Bedacht machen. Wenn wir die Jungs einfach so reinwerfen und sie nach 25 Minuten merken, dass ihnen noch die Wettkampfhärte und Bindung zum Spiel fehlt, macht das nicht viel Sinn“, sagte der Trainer am Donnerstag.

Dann aber ließ er sich doch noch ein Hintertürchen offen: „Wir sind noch im Abwägungsprozess. Ich will mich auch noch mal in Ruhe mit ihm unterhalten, nicht nur per Telefon oder zwischen Tür und Angel. Noch muss ich mich nicht festlegen. Grundsätzlich ist er auf einem guten Niveau. Die letzten Prozente holt man sich nun einmal im Spiel.“ Ganz offenbar geht es auch darum, mit dem Namen Burgstaller psychologischen Druck auf den Gegner auszuüben.

Passt Burgstaller in das Gefüge der Kiezkicker?

Doch passt einer, der in den vergangenen dreieinhalb Jahren in der Bundesliga und sogar in der Champions League gespielt hat und zumindest im Vergleich zu seinen neuen Kollegen als „Star“ bezeichnet werden kann, überhaupt in das Gefüge der Kiezkicker? Timo Schultz hat in dieser Hinsicht überhaupt keine Bedenken. „Ich glaube nicht, dass sich Guido selbst als Star sieht. So wie ich ihn kennengelernt habe, ist er ein ganz bodenständiger, feiner Kerl, der sich sehr gut in so einer Gruppe einsortieren kann. Ich glaube, dass er von seinem ganzen Habitus und Wesen her super hierherpasst. Er steht für Maloche, für viele intensive Läufe und für ein körperbetontes Spiel“, stellte Schultz auf Nachfrage klar.

Flug als Ausnahme

  • Reisen: Das Team flog – ausnahmsweise, wie Trainer Schultz betonte – per Linienmaschine nach Frankfurt, um von dort nach Sandhausen zu fahren. Nach dem Spiel geht es komplett per Bus über 600 Kilometer zurück nach Hamburg. Das ist die Lehre aus den schlechten Erfahrungen mit der 670 Kilometer langen Anreise zum DFB-Pokalspiel in Elversberg.
  • Rasen: SV Sandhausen: Fraisl – Nauber, Zhirov, Kister – Diekmeier, Nartey, Zenga, Contento – Biada – Keita-Ruel, K. Behrens.
  • FC St. Pauli: Himmelmann – Ohlsson, Avevor, Ziereis, Paqarada – Benatelli, Knoll – Wieckhoff, Kyereh, Dittgen – Makienok.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Philipp Heerwagen. Der Torwart, der insgesamt fünfeinhalb Jahre beim FC St. Pauli war, lebenslanges Mitglied des Millerntor-Clubs ist und seit gut einem Jahr beim Gegner SV Sandhausen unter Vertrag steht, sagte dem Abendblatt: „Die Verpflichtung von Guido Burgstaller finde ich für St. Pauli richtig gut. Ich denke, er hat zuletzt darunter gelitten, dass sich Schalke sportlich und finanziell im Abwärtstrend befunden hat. Davor hatte er oft genug gezeigt, dass er etwas draufhat. Das will er jetzt sicher wieder beweisen.“

Heerwagen verfolgt weiter intensiv, was sich bei St. Pauli tut

Überhaupt verfolgt Heerwagen weiter intensiv, was sich bei St. Pauli tut, und pflegt seine Kontakte zu ehemaligen Mitspielern und Funktionären. Dabei hat ihn der Trainerwechsel im Sommer geradezu begeistert. „Die Entscheidung für Timo Schultz war die beste, die die Clubführung treffen konnte. Als ich zum ersten Mal bei St. Pauli war, habe ich ihn ja als Co-Trainer schon gut kennengelernt. Ich habe seinen Weg seither verfolgt“, berichtet Heerwagen und verrät: „Die Spieler sind glücklich, dass Schulle jetzt ihr Trainer ist. Das könnte eine richtig gute Kombination werden. Bei ihm weiß jeder, woran er ist.“

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Das wird ab sofort auch James Lawrence feststellen. St. Pauli verpflichtete am Donnerstagabend den 28 Jahre alten Innenverteidiger vom RSC Anderlecht fest bis Juni 2022, nachdem der walisische Nationalspieler in der abgelaufenen Saison bereits auf Leihbasis für das Millerntor-Team gespielt hatte. Aufgrund von Verletzungen war er allerdings nur auf 14 Einsätze gekommen. Sein einziges Tor hatte er bereits bei seinem Debüt gegen Holstein Kiel (2:1) erzielt. Zunächst war eine Verpflichtung an der im Leihvertrag festgeschriebenen Ablöse von rund drei Millionen Euro gescheitert. Jetzt hat Anderlecht diese Forderung offenbar deutlich reduziert. „Als ich den Verein im Sommer verließ, hatte ich das Gefühl, hier noch nicht fertig zu sein und ein Stück meines Herzens zurückzulassen“, sagte Lawrence etwas pathetisch zu seiner Rückkehr.