Hamburg. St. Paulis Fans jubeln bei ihrer Stadion-Rückkehr mit bis zu 86 Dezibel. Der erste Testlauf gelingt – auch dank der Hostessen.

Dagmar Hansen klang erleichtert, als sie sich um kurz vor halb vier ein letztes Mal an die 2226 zugelassenen Fans wandte und einfach nur ein „fettes“ Dankeschön kundtat. Damit dürfte die Stadionsprecherin des FC St. Pauli auch den Verantwortlichen aus dem Herzen gesprochen haben. Die Premiere mit Zuschauern nach dem Corona-Lockdown im März ist für den Kiezclub durch den 4:2-Sieg gegen Heidenheim nicht nur sportlich, sondern vor allem auch organisatorisch reibungslos verlaufen.

Die anwesenden Besucher – darunter St. Paulis Ex-Präsident Corny Littmann (67), der ehemalige Chefscout Stefan Studer (56) sowie Werder Bremens Leihspielerbeauftragter Ilija Gruev (50) – verhielten sich sehr diszipliniert. Der Einlass ging trotz der Abstandsregelungen zügig, auf dem Weg zu den zugewiesenen Plätzen hielten sich die Besucher an die Maskenpflicht, und die Stehplatzkarteninhaber saßen vorbildlich auf den Stufen der Gegengerade und Südtribüne.

St. Paulis Fans hielten ausreichend Abstand zueinander – auch auf den Stehplätzen.
St. Paulis Fans hielten ausreichend Abstand zueinander – auch auf den Stehplätzen. © Imago/Philipp Szyza

St. Pauli: Hostessen liefern an den Platz

Das Hygienekonzept des Kiezclubs hat gegriffen. Damit sich niemand körperlich zu nahe kommt, hatte St. Pauli beispielsweise auf der Haupttribüne jede zweite Reihe gesperrt. Auch die Sitzschalen, die aus Abstandsgründen nicht benutzt werden durften, waren mit einem Aufkleber deutlich sichtbar markiert. So kam es selbst bei den vier Toren nicht zu Massenumarmungen.

Das Catering in Form von abgepackten Speisen und Getränkebechern wurde von Hostessen direkt an den Platz gebracht. Auch bei der Benutzung der Sanitäranlagen nahmen die Fans überwiegend Rücksicht aufeinander. Die geltenden Hygieneregeln wurden auf der Anzeigetafel ebenso regelmäßig eingeblendet wie während des Spiels von der Stadionsprecherin mehrmals mitgeteilt.

Schultz freut das Revival eines alten Rituals

Und die Stimmung? Die war über weite Strecken durchaus gut. Spielbezogener Support von den Rängen wechselte sich mit gespenstischer Stille ab. Das Abendblatt hat auf der Pressetribüne mit einer Dezibelmesser-App nachgemessen. Im Schnitt herrschten während der Partie 69 Dezibel. Den lautesten Moment gab es unmittelbar nach dem Traumtor zum 1:0 durch Daniel-Kofi Kyereh, als die App 86 Dezibel auf dem Display anzeigte – „Millerntor-Roar light“ am Sonntagnachmittag.

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„Was mich sehr gefreut hat, ist, dass die Zuschauer wie früher bei Eckbällen für uns das Schlüsselbund herausgeholt haben und so ein Klimpern durchs Stadion ging. Das war toll“, sagte Trainer Timo Schultz (43) nach seiner gelungenen Heimpremiere als Cheftrainer. Ein erster Schritt in die neue Zuschauer-Normalität ist dem FC St. Pauli in jedem Fall geglückt.