Hamburg. St. Pauli setzt auf Minimalismus – und Verteidiger Daniel Buballa mag den Nervenkitzel der engen Spiele. Kauczinski gibt sich cool.

Eigentlich hätte Markus Kauczinski einen Grund zu feiern. Der Trainer hat mit dem FC St. Pauli die magische 40-Punkte-Marke, die gemeinhin den Verbleib in Deutschlands Fußballprofiligen sichert, bereits am 23. Spieltag erreicht. Jubel, Trubel, Heiterkeit am Millerntor? Irgendwie nicht. „Letzte Saison haben 40 Zähler nicht zum Klassenerhalt gereicht“, unkte der 49-Jährige: „Wir haben natürlich andere Ziele, als über den Klassenerhalt zu reden.“

Dass St. Pauli überhaupt noch leise vom Aufstieg in die Bundesliga träumen darf, liegt vor allem an der häufig so gnadenlosen Effizienz. Sieben der insgesamt zwölf Saisonsiege fuhr der Kiezclub mit einem Tor Unterschied ein. Für fußballerisches Spektakel sind in der Zweiten Liga wahrlich andere Clubs zuständig.

Buballa schwärmt von engen Spielverläufen

„Für mich sind das die geilsten Spiele“, sagte Linksverteidiger Daniel Buballa nach dem 1:0-Sieg am Sonnabend gegen den Abstiegskandidaten FC Ingolstadt. „Mit einem 0:0 in die Pause gehen und dann in der zweiten Halbzeit geduldig bleiben und irgendwann das Spiel entscheiden. Es gibt nichts Schöneres“, schwärmte der 28-Jährige nahezu. Dass diese Spielweise bei den Fans häufig für hohen Puls und Schnappatmung sorgt, nimmt man bei St. Pauli in Kauf. Man muss eben einschätzen, was man kann und eben nicht kann. „Die Defensive ist bei uns – wie auch bei Bayern München – das A und O. Darauf kann man ein Fußballspiel aufbauen. In der Hinsicht waren die vergangenen Wochen schon deprimierend“, gestand Buballa offen.

Kauczinski ließ sich nicht nervös machen

Die zehn Gegentore aus den ersten vier Pflichtspielen des Jahres haben dem vor allem im November und Dezember mühsam aufgebauten Selbstbewusstsein einen Knacks verschafft, der nur langsam zu kitten ist. „Das war schon fies. Die vielen und vor allem späten Gegentore haben uns runtergezogen. Deshalb gibt dieses 1:0 gegen Ingolstadt enorm viel Selbstvertrauen zurück“, sagte Buballa, dessen Trainer in den vergangenen Tagen vor allem in die Köpfe seiner Spieler kommen musste.

Kauczinski konnte den schleppenden Beginn des Kalenderjahres für sich gut einordnen. Der Übungsleiter will deshalb den Sieg gegen Ingolstadt nicht überbewerten. Auch wenn eine Boulevardzeitung bereits titelte, dass sein Stuhl wackeln würde. „Ich persönlich hatte keinen großen Stein auf dem Herzen gehabt, deshalb konnte auch nicht so viel runterfallen“, sagte Kauczinski: „Ich habe mich für die Jungs gefreut, weil ich schon gemerkt habe, dass es den einen oder anderen Spieler belastet hat. Zuletzt haben sie ja auch mal etwas um die Ohren bekommen. Deshalb tat das Erfolgserlebnis ungemein gut“, sagte der Trainer, der hofft, dass die Köpfe pünktlich zur heißen Saisonphase wieder frei sind – und es vielleicht am Ende wirklich etwas zu feiern gibt.