Hamburg. Winter-Neuzugang will nach seinem starken Auftritt gegen Ingolstadt noch mehr. Matchwinner Meier lobt die Verteidigung.

Dass auch ein Fußballgott nicht vor Frotzeleien gefeit ist, bekam Alexander Meier am Sonntagmorgen am eigenen Leib zu spüren. Während seine Kollegen längst für die allwöchentlichen Regenerations-Fahrradtour durch das Niendorfer Gehege bereitstanden, fehlte der 36-Jährige.

Mit etwas Verspätung schlurfte der Stürmer tiefenentspannt aus dem Trainingstrakt des FC St. Pauli. „Da ist er ja der Fußballgott“, schallte es aus der Meute, in der Torhüter Robin Himmelmann spontan Applaus anstimmte. Meier nahm all das mit Humor, lächelte, und schwang sich auf seinen Drahtesel.

Kaum brauchbare Zuspiele

Dass die Laune beim Kiezclub so gut ist, dafür sorgte Meier beim 1:0-Sieg gegen den FC Ingolstadt mit seinem vierten Treffer im fünften Pflichtspiel höchst persönlich. Der Winterneuzugang stand nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Marvin Knoll und einer schönen Vorarbeit von Daniel Buballa mal wieder goldrichtig und traf im Fallen zum viel umjubelten Siegtreffer. „Ingolstadt war uns in der ersten Hälfte überlegen, haben uns aber in die Partie reingekämpft und aufgrund der zweiten Halbzeit auch verdient gewonnen“, sagte Meier.

Dabei war Meier lange Zeit um seinen Job als einzige Spitze nicht zu beneiden. Kaum brauchbare Zuspiele der Mitspieler, immer wieder rieb sich der 1,96-Hüne in Luftkämpfen gegen die Ingolstädter Abwehrspieler auf. Gerade in der ersten Halbzeit war das Offensivspiel der Kiezkicker nicht existent. Mutlos, ohne Ideen, viele Stockfehler im Passspiel. Erst in der 44. Minute gab es den ersten ernst zu nehmenden Torabschluss der Gastgeber. Ein Kopfball von – natürlich – Alexander Meier. Mitte der ersten Hälfte gab es – untypisch für die St.-Pauli-Fans – sogar vereinzelte Pfiffe von Haupttribüne und Gegengerade.

Deutlich stabilerer FC St. Pauli

Die verstummten aber schnell, nachdem sich das Team von Trainer Markus Kauczinski nach dem Seitenwechsel deutlich verbessert zeigte, und die Minikrise nach drei Niederlagen aus den ersten vier Partien im Kalenderjahr 2019 dadurch ein Ende fand. „Ich habe keine Krise bei uns gesehen. Man kann in dieser Liga zwei Spiele in Folge verlieren. Wichtig war, dass sich jeder reingeworfen hat bis zum Schluss und wir wieder gut verteidigt haben“, erklärte Matchwinner Meier.

In der Tat präsentierte sich St. Pauli am Sonnabendnachmittag deutlich stabiler als in den vergangenen Partien. Die Abstände zwischen den Mannschafts­teilen waren deutlich geringer, sodass die Gäste zwar viel Ballbesitz hatten, aber kaum zwingend in die gefährlichen Räume kamen. Ingolstadt kam wenn überhaupt nur aus der Distanz zum Abschluss.

Hoogma brillierte in der Abwehr

Da geht's lang: Justin Hoogma (r.) hat die Marschroute des FC St. Pauli bereits verinnerlicht.
Da geht's lang: Justin Hoogma (r.) hat die Marschroute des FC St. Pauli bereits verinnerlicht. © Imago/Stefan Bösl

Großen Anteil an der neuen, alten Stabilität hatte der zweite Winterzugang neben Meier. In seinem ersten Heimspiel von Beginn an, brillierte Justin Hoogma (20) gleich als Abwehrchef. Wie selbstverständlich dirigierte der niederländische Juniorennationalspieler seine Vordermänner, feuerte an, klatschte ab, und sorgte mit seinem starken linken Fuß zumeist für einen geordneten Spielaufbau.

„Ich mag es, viel zu sprechen. Als Innenverteidiger hat man die Aufgabe, das zu tun. Außerdem liegt es in meiner Natur, anzufeuern“, sagte die Leihgabe von 1899 Hoffenheim, der sich den Platz im Abwehrzentrum neben Christopher „Jackson“ Avevor erst einmal gesichert hat. „Jackson ist ein sehr guter Spieler, eine Maschine im Eins-gegen-eins. Es passt gut mit ihm, auch wenn ich am Ball noch sehr viel mehr kann“, sagte Hoogma, der von seinem Trainer ein Sonderlob erhielt. „Justin hat es sehr gut gemacht. Er hat eine Eingewöhnungszeit bei uns gebraucht, aber er will die Bälle haben, Verantwortung übernehmen und uns tat es gut, dass Jus­tin mutig spielte“, lobte Kauczinski.

Wackelfuß und Zitter-Peter

Diesen Mut soll die gesamte Mannschaft auch in den schweren Partien beim SC Paderborn am Sonnabend und im Stadtderby gegen den HSV (10. März) zeigen. Große Kampfansagen an die Aufstiegskonkurrenz vermied Kauczinski. Schließlich erlebte er in den vergangenen Wochen, wie schnelllebig das Zweitligageschäft ist. „Eben waren wir noch in der Krise, jetzt sind wir wieder dabei“, wundert sich Kauczinski: „Die Jungs mussten zuletzt lesen, dass sie einen Wackelfuß haben und ein Zitter-Peter sind. Meine Spieler sind auch nur Menschen. Damit muss der eine oder andere erst einmal klarkommen“, sagte der St.-Pauli-Trainer. Nur gut, dass Alexander Meier durch seine Erfahrung damit keine Probleme hat.