Würzburg. Ein spätes Eigentor von Vegar Hedenstad führt zur 0:1-Niederlage des Hamburger Tabellenletzten bei den Würzburger Kickers.

Sie ließen die Köpfe hängen und schlichen vom Platz. Mit 0:1 (0:0) hatten die Spieler des FC St. Pauli verdient das Auswärtsspiel bei den Würzburger Kickers verloren. Der eine Woche zuvor beim 1:1 gegen Nürnberg erkennbare, leichte Aufwärtstrend ist offenbar schon wieder beendet.

Über weite Strecken präsentierte sich das – zugegebenermaßen ersatzgeschwächte – Team wie ein Absteiger. Mit sechs Punkten aus nun zwölf Spielen bleibt St. Pauli konsequenterweise Tabellenletzter. „Es ist Wahnsinn, dass wir nach mehr als einem Drittel der Saison nur sechs Punkte haben“, sagte Torwart Robin Himmelmann konsterniert.

Von Aufbruchstimmung keine Spur

Es war das erste Spiel nach der Beurlaubung von Thomas Meggle als Sportchef und der Berufung von Geschäftsführer Andreas Rettig als kommissarischer Nachfolger. Zudem saß der neue Co-Trainer Olaf Janßen erstmals auf der St.-Pauli-Bank neben Trainer Ewald Lienen und Co-Trainer Abder Ramdane. Doch diese Personalien hatten noch keinerlei sichtbare Auswirkungen auf dem Feld. Von Aufbruchstimmung keine Spur.

Trainer Lienen hatte kurzfristig einen weiteren Ausfall zu beklagen. Linksverteidiger Daniel Buballa, der am Sonntag die Bahnreise nach Würzburg noch mit angetreten hatte, musste mit Oberschenkelproblemen passen. Somit kam wie schon beim 1:1 gegen Nürnberg Brian Koglin als Außenverteidiger zum Einsatz. Christopher Avevor blieb Innenverteidiger neben Lasse Sobiech, während Sören Gonther nach überstandener Verletzung zunächst nur auf der Ersatzbank Platz nahm.

Einzelkritik: Avevor völlig neben sich – Sahin albern

Dafür rückte Marc Hornschuh als defensiver Mittelfeldspieler ins Team und ersetzte den gelbgesperrten Bernd Nehrig. Im Sturm kam Fabrice-Jean Picault zum Einsatz anstelle des zuletzt enttäuschenden Marvin Ducksch. Picault stand auch gleich im Blickpunkt, als er eine scharfe Flanke von Maurice Litka von links nur knapp verpasste, hinter ihm schoss Kyoungrok Choi den Ball nur an das Außennetz (4.).

Danach aber boten sich den Würzburgern beste Chancen zur Führung. Rico Benatelli köpfte den Ball nach Flanke von Nejmeddin Daghfous an die Latte (10.), Peter Kurzweg verpasste den Ball nach chaotischer Situation im St.-Pauli-Strafraum nur knapp am zweiten Pfosten, und nach einem viel zu kurzen Rückpass von Avevor scheiterte Dagh­fous an St.-Pauli-Torwart Robin Himmelmann (24.).

Die St. Paulianer bekamen in dieser Phase nach vorn überhaupt nichts mehr zustande. Viel zu ungenau waren die Zuspiele im Mittelfeld, um die verunsicherte Abwehr wenigstens einmal für eine Minute zu entlasten. Die beste Nachricht zur Halbzeitpause war, dass es 0:0 stand. Es war St. Paulis Glück, dass die Franken ihre Überlegenheit nicht nutzen konnten, weil sie viel zu ungenau abschlossen. St. Pauli brachte in den ersten 45 Minuten keinen einzigen Schuss aufs Tor zustande.

Erster Torschuss in der 77. Minute

In der zweiten Halbzeit dauerte es auch bis zur 77. Minute, bis es St. Paulis ersten Schuss auf das Tor abgab. Nach einem Würzburger Abwehrfehler kam der eingewechselte Joel Keller zum Abschluss, sein Flachschuss konnte Kickers-Torwart Robert Wulnikowski sicher halten. Insgesamt aber kamen die Braun-Weißen im zweiten Abschnitt in der Abwehr nicht mehr so stark in Bedrängnis wie im ersten Durchgang, was offenbar auch mit der Einwechslung Sören Gonthers zu tun hatte.

Als es bereits tatsächlich möglich schien, dass das erste Saisonspiel ohne Gegentor gelingen könnte, bezwangen sich die St. Paulianer selbst. Beim Versuch, den Ball aus dem Strafraum zu schlagen, traf Brian Koglin das Schienbein seines Mitspielers Vegar Eggen Hedenstad. Von dort rauschte der Ball flach ins rechte untere Toreck – 0:1 (84.). „Man kann Brian keinen Vorwurf machen, er will den Ball klären“, sagte Mitspieler Christopher Buchtmann.

Es war der nächste Tiefschlag für den FC St. Pauli, der weiterhin Tabellenschlusslicht bleibt und nun seit fast zwei Monaten kein Spiel mehr gewonnen hat. Auswärts hält die Durststrecke nun schon seit März an.

Insgesamt war es allerdings eine verdiente Niederlage für die St. Paulianer, die gegen einen aggressiven Aufsteiger viel zu passiv agierten und im Spiel nach vorn völlig wirkungslos blieben. Auch wenn die Kiezkicker mit einer Notelf antreten mussten, war die Vorstellung zu wenig, um den Kampf um den Klassenerhalt erfolgreich bestehen zu können. Das sah auch Torwart Himmelmann ein: „Wenn wir weiter so auftreten, wird es sehr schwer für uns.“